Forum-Sicherheitspolitik

Normale Version: Bundeswehr im Ausland
Du siehst gerade eine vereinfachte Darstellung unserer Inhalte. Normale Ansicht mit richtiger Formatierung.
Über 60 tote deutsche Soldaten, über 20 Milliarden Euro Kosten, und die Flagge der Taliban weht auf dem verlassenen Posten der deutschen Armee....

<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.spiegel.de/politik/ausland/taliban-auf-dem-vormarsch-auf-ehemaliges-bundeswehrcamp-a-988440.html">http://www.spiegel.de/politik/ausland/t ... 88440.html</a><!-- m -->

War alles vorhersehbar, bereits vor 10 Jahren habe ich genau dies vorher gesagt und ich bin gerade mal nur ein Laie mit begrenzter Sachkenntnis.

Wir sollten wenigstens daraus lernen und uns nur noch dort engagieren, wo dies wirklich wesentlich ist. Zudem beweist die Entwicklung in Nordafghanistan klar die völlige Untauglichkeit der COIN Strategien der Bundeswehr und insbesondere die Unfähigkeit unserer Streitkräfte in einem solchen Umfeld.

Über 60 tote Kameraden für das rückgratlose Duckmäusertum und die Unfähigkeit unserer militärischen und politischen Führung. 20 Milliarden Euro Kosten (man stelle sich vor, wir hätten das Geld in Schulen und Universitäten investiert).
Rückschauend müsste man eigentlich mal genauer betrachten, wie aus einer einfachen angloamerikanischen Strafexpedition plötzlich so ein monströses Staatenaufbauprojekt wurde.
Ich habe den Prozess damals schon nicht verstanden, irgendwie war dieses Ansinnen zwischen zwei Petersberger Konferenzen einfach da.
Und alle waren dann plötzlich dafür, offensichtlich ohne das irgendjemand verstanden hatte, was das in Afghanistan überhaupt bedeutet.

Aber wie dem auch sei, die Sache ist schon seit Jahren durch und die jetzige Entwicklung tatsächlich absehbar.

Ein viel besserer Ansatz wäre gewesen - ich vertrete das schon für mehr als zehn Jahre - einfach nur die lokalen Warlords aufzurüsten. Gab in 2002 mehr als genug, die mit den Amerikanern sehr gut zusammengearbeitet und absolut nichts für Taliban oder Al Quaida übrig gehabt haben.
Ohne westliche Truppen hätte sich da dann der ganze Anti Terror Kampf überhaupt nicht so aufgeschaukelt. Und es kann uns echt wurscht sein, wer in Hinterabad das Sagen hat.
Das wäre halt zu einer gewaltsamen Minderheitenherrschaft der Nordallianz geworden, wobei deren Völker/Stämme dann durch den Druck der Mehrheit zusammen geschweißt worden wären. Aber statt potentielle Anführer wie Ahmed Shah Massoud zu sichern hat man deren Ableben zugelassen und dann die Alliierte Nordallianz im Endeffekt betrogen und die Paschtunen unbedingt beteiligen wollen.

Bei der Afghanistan Ausstellung in Rosenheim konnte ich einige Afghanen kennen lernen die in der Nordallianz militärische Posten inne hatten. Diese haben mir damals schon gesagt, dass die Paschtunen trotzdem gegen den Westen kämpfen werden, selbst wenn dieser sie an der Macht beteiligt und dass sie sich im Endeffekt betrogen fühlen weil sie für die USA nur deshalb gekämpft hätten unter der Annahme, dass sie dann die Macht über das ganze Land erhalten würden.

Zitat:Ohne westliche Truppen hätte sich da dann der ganze Anti Terror Kampf überhaupt nicht so aufgeschaukelt.

Diese These teile ich ebenfals. Wären wir gar nicht erst dort so massiv präsent geworden, hätte sich das Land eher stabilisieren lassen. Die Befürchtung der westlichen Politiker war damals (Petersburger Konferenzen) jedoch, dass die Warlords der Nordallianz um die Macht kämpfen und sich damit die Ereignisse nach dem Abzug der SU wiederholen würden. Diese Befürchtungen verkannten jedoch, dass die Lage eine ganz andere war als damals und dass der Druck der Mehrheit gegen die Nordalllianz diese zusammen gehalten hat und weiter hätte. Stattdessen war die Folge der westlichen Strategie, dass die Nordallianz im Endeffekt zerfiel und damit als Machtblock ausgeschaltet wurde.

Es ist sehr bedauerlich, dass man nicht frühzeitig Ahmed Shah Massoud in Sicherheit gebracht hat - er hätte das Land als paternalistischer Autokrat sehr gut führen können, und auf seine Person hätten sich auch einige wichtige paschtunische Clans und Stämme einigen können.

Es ist schon absurd, dass man in einem Land die Führung austauschen will, aber im Endeffekt während man diese bereits tut keinerlei neues brauchbares Führungsmaterial zur Hand hat.
Nightwatch schrieb:...
Ein viel besserer Ansatz wäre gewesen - ich vertrete das schon für mehr als zehn Jahre - einfach nur die lokalen Warlords aufzurüsten. Gab in 2002 mehr als genug, die mit den Amerikanern sehr gut zusammengearbeitet und absolut nichts für Taliban oder Al Quaida übrig gehabt haben.
Ohne westliche Truppen hätte sich da dann der ganze Anti Terror Kampf überhaupt nicht so aufgeschaukelt. Und es kann uns echt wurscht sein, wer in Hinterabad das Sagen hat.

das hätte damals einen völligen Wechsel der Fronten für die USA bedeutet.
Die Amerikaner hatten vorher schon mit saudischer (!) Untersützung begonnen, die Paschtunen gegen die sowjetischen Truppen auszurüsten.

Die Nordallianz mit den Usbeken (mit usbekischer Unterstützung) unter Dostum sowie den Tadjiken, die dem Iran nahe stehen, waren die Gegner der von den Amerikanern unterstützten Paschtunen.
Ich stimme Dir ja zu, dass es falsch war, gemeinsam mit dem Geheimdienst der Atommacht Pakistan, den ideologischen und finanziellen Unterstützern aus Saudi Arabien (bin Laden) die Paschtunen so massiv zu unterstützen. Aber das ist nun mal das Unglück der US-Aussenpolitik, dass die USA zu oft bereit sind, aus kurzfristigen Überlegungen und ohne Kenntnis der genaueren örtlichen Verhältnisse (nach dem Motto "der Feind meines Feindes ist mein Freund") die falsche Seite zu unterstützen.
Allerdings - die Bundeswehr hat sich in Nordafghanistan auch nicht unbedingt mit Ruhm bekleckert.

Man hätte die Bemühungen der Türkei um Zentralasien unterstützen müssen, und endlich den hirnrissigen Streit mit dem Iran begraben, um gemeinsam die Probleme in Afghanistan zu lösen. Dann wäre jetzt auch für den Irak eine wesentlich bessere Ausgangslage da, um islamistische Terror-Milizen zu isolieren.
@ Erich

Ist dein letzter Absatz im vorstehenden Beitrag nicht eher dem Wunschdenken zu verorten?
@BigLinus
"man hätte" ist natürlich eine Art "Wunschdenken" (nach dem Motto "hätte hätte Fahrradkette") - aber Fehler sind dafür da, daraus zu lernen.
Möglicherweise kann diese Konstellation ja in Zukunft doch noch eintreten.
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.gmx.net/magazine/politik/bundeswehr-bereitet-bewaffneten-einsatz-ukraine-30118818">http://www.gmx.net/magazine/politik/bun ... e-30118818</a><!-- m -->
Zitat:Bundeswehr bereitet sich auf bewaffneten Einsatz in der Ukraine vor

Aktualisiert am 03. Oktober 2014, 20:06 Uhr

Die Bundeswehr steht offenbar kurz vor dem Einsatz von Kampftruppen in der Ost-Ukraine. Einem Pressebericht zufolge sind dafür 200 Soldaten vorgesehen. Sie sollen helfen, den Waffenstillstand zu überwachen.
....
Überwachung eines Waffenstillstandes ist wohl im Rahmen der OSZE durchaus denkbar
Militärisch sinnfrei, politisch ein Minenfeld und für die Truppe blanker Hohn. Das wird heiter werden.
Warten wir erstmal ab ob es die BW überhaupt erst schaft bis inn die Ukraine. ....
Der Nutzen scheint leider wirklich sehr gering zu sein. Sogar der symbolische. Das Eskalationspotenzial und das Risiko sind erheblich groß im Verhältnis mit dem Nutzen.
Einen Zusammenstoß mit Seperatisten halte ich für zumindest denkbar. Wer weis schon, wie sich die Situation in ein paar Monaten entwickelt. Und dann? 200 Mann abziehen oder mehr schicken?
Klug scheint die Entscheidung nicht getroffen zu sein.
oder aber, die (wengleich nur 200) sind der berühmte "Stolperstein", der einen potentiellen Aggressor davon abhält, seine aggresiven Ziele weiter zu verfolgen - das berühmte Signal "bis hierher, und nicht weiter".
Ungeachtet dessen gehen die Vorbereitungen weiter:
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.sueddeutsche.de/politik/osze-mission-bundeswehr-bereitet-drohnen-einsatz-in-ostukraine-vor-1.2158914">http://www.sueddeutsche.de/politik/osze ... -1.2158914</a><!-- m -->
Zitat:3. Oktober 2014 22:01 OSZE-Mission

Bundeswehr bereitet Drohnen-Einsatz in Ostukraine vor

...
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.tagesschau.de/ausland/bundeswehr-ukraine-101.html">http://www.tagesschau.de/ausland/bundes ... e-101.html</a><!-- m -->
Zitat:Drohnen-Einsatz in Ostukraine geplant

Bundeswehr soll OSZE unterstützen

Stand: 04.10.2014 08:52 Uhr Die Bundeswehr bereitet sich auf einen Einsatz zur Überwachung der Waffenruhe in der Ostukraine vor. Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen unterrichtete die Obleute des Bundestags über die geplante deutsche Beteiligung an einer Mission der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE). "Unser gemeinsames Ziel ist, dass sich die Lage in der Ostukraine stabilisiert und in einen Friedensprozess mündet", sagte sie. Eine endgültige Entscheidung über den Einsatz soll jedoch erst nach Beendigung von Gesprächen mit der OSZE und Frankreich fallen.

...
Hui, 50 Fallschirmjäger zum Schutz von 150 weiteren Soldaten.

Ein gefundenes Fressen für kampferprobte russische Kombattanten.
ganz ruhig, die Fallschirmjäger sind sofort und umfassend einsatzbereit, denn die Bundeswehr wäre ohnehin unbewaffnet, wir brauchen also auf evtl. mangelnde Ausrüstung nicht Rücksicht zu nehmen; obwohl - ich überlege gerade - ob man jetzt auch Steinschleudern als Bewaffnung zählt?
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.zeit.de/news/2014-10/04/konflikte-bundeswehr-vor-drohnen-einsatz-in-der-ostukraine-04093203">http://www.zeit.de/news/2014-10/04/konf ... e-04093203</a><!-- m -->
Zitat:Ukraine: Bundeswehreinsatz wäre unbewaffnet

Aktualisiert 4. Oktober 2014 15:32 Uhr

Kiew (dpa) - Ein möglicher Einsatz von Bundeswehrsoldaten in der umkämpften Ostukraine müsste der prowestlichen Führung in Kiew zufolge unbewaffnet stattfinden. Diese Bedingung sei für eine Mission in dem Konfliktgebiet obligatorisch, sagte Andrej Lyssenko vom Sicherheitsrat in Kiew.
....
Alter Vatter. Warum schicken wir dann 50 Fallschirmjäger zum Schutz mit?

Kriegen die 50 Mann jeden Tag Bohnensuppe und bekämpfen den potentiellen Feind mit ihren Winden? :lol:
<!-- m --><a class="postlink" href="http://augengeradeaus.net/2014/10/ebola-kein-ruecktransport-infizierter-freiwilliger-helfer/">http://augengeradeaus.net/2014/10/ebola ... er-helfer/</a><!-- m -->

Zitat:Das Verteidigungsministerium hat offensichtlich ein zentrales Versprechen für die freiwilligen Helfer im Kampf gegen das Ebola-Virus zurücknehmen müssen: Infizierte Helfer, so berichtet Spiegel Online am (heutigen) Mittwoch, könne die Bundeswehr nicht mit eigenen Mitteln nach Deutschland zurückholen. Das habe der Parlamentarische Staatssekretär Markus Grübel in einem Schreiben an die Mitglieder des Verteidigungsausschusses eingeräumt:

Zitat:die Bundeswehr verfüge nicht “über eigene Lufttransportmittel, mit denen die Ebola-Patienten transportiert werden könnten”. Stattdessen würden Infektionsfälle zunächst nach dem Rettungskonzept “stay and play” behandelt. So soll “im Falle einer Infektion die sanitätsdienstliche Behandlung im Schwerpunkt direkt vor Ort sichergestellt werden”

Für unsere Soldaten also Stay and Play ..... wie bezeichnend dass man dafür keine deutschen Begrifflichkeiten verwendet !! :twisted: :twisted:

Und wie amüsant dass inzwischen offen darüber diskutiert wird, den Einsatz in diese Gebiete einfach zu befehlen, weil sich so wenig Freiwillige finden.... Marschieren wir mal einfach irgendwo ins nirgendwo, ohne Rückkehroption.... :twisted: :twisted: :twisted: