Samun:
Primär ist es auch eine Frage der Strategie, was du blindwütiges schlagen nennst, würde sich bei mir in Wahrheit gezielt gegen bestimmte Gruppen richten. Ziel wäre dann eine relativ stabile (zumindest 5 bis 15 Jahre bestehende) Gewalt-Herrschaft Ethnischer Minderheiten über die Mehrheit, und diese könnte man durch bestimmte gezielte Gewalt gegen bestimmte Gruppen herstellen.
Grundsätzlich bin ich der Überzeugung, dass jedes Defensive, Passive, Reagierende Konzept gerade in einem Assymetrischen Krieg scheitern muß. Um ein Beispiel von dir aufzugreifen: Durch überlegene Technologie jeden Mörserbeschuss mit Artilleriefeuer beantworten zu können, ist ein Reagierendes Konzept, und führt nur dazu, dass der Feind die Automatische bzw Ferngezündung seiner Waffen perfektioniert. Wir zerstören dann mit Artilleriegegenschlägen nur die Zündenden Systeme, greifen aber den Feind nicht.
Zitat:Dann weiss man bereits vorher, wann und wo Hinterhalte stattfinden und man kann den Spieß umdrehen, einschließlich Verlegung der Rückzugswege. Und erst dann kommt das überhaupt zum Tragen, was du vorschlägst. Hier kann man dann punktuell offensiv werden.
Ich bin ohnehin ein Freund von Drohnen. Natürlich ist das absolut richtig, aber nur punktuell offensiv zu werden reicht meiner Überzeugung nach eben nicht. Schon Patrouillenfahrten an sich sind meiner Ansicht nach völlig sinnlos. Die Fahrtstrecken von Patrouillen also zu überwachen und dann eigene Hinterhalte darauf aufzubauen ist zwar ein sehr kluges Konzept das der Kampfweise entspricht die ich propagiere, aber es reduziert die Patrouillen zu Ködern. Wozu aber überhaupt Patrouillen ?
Neben Drohnen bin ich auch der Überzeugung, dass wir viel mehr Scharfschützen viel offensiver einsetzen sollten.
Tragbare Chemische Detektoren die kleinsste Sprengstoffspuren aufspüren, könnte man zu Sieben der Zivilbevölkerung verwenden. Robuste Verhöre, Bestechung usw usf, man könnte schon an genug Informationen kommen, um den Feind effektiv zu jagen.
Wichtig wäre aber vor allem anderen meiner Meinung nach konsequente Verfolgung des Gegners bis zur vollständigen Vernichtung und diesen ohne Unterlass zu jagen und zu hetzen. Wie Wildtiere zu treiben, zu jagen, zu erlegen.
Das wird diese Pseudo-Armee von BW natürlich nie bringen.
Du gehst immer implizit davon aus, dass man die absolute Informationshoheit hat. Aber das ist schlicht nicht der Fall - genaugenommen ist das nie der Fall. Um stategisch offensiv vorzugehen und nicht nur taktisch ist einen flächendeckende Informationshoheit - oder zumindest eine Informationsüberlegenheit - im ganzen Land notwendig. Aber eine derartige Informationshoheit ist kaum auch nur in unmittelbarer Näher der eigenen Basen zu erreichen. Und das hat nichts damit zu tun, welche Armee dort stationiert ist.
Außerdem gehst du davon aus, das die Afghanen, wie Mitteleuropäer handeln würden. Aber das tun sie logischerweise nicht, denn sie sind keine. Das was du vorschlägst ist ohne die Informationshoheit aber nur ein wildes Umsichschlagen. Und das sehen die Afghanen - Freunde wie Feinde - auch und das wird keinen Sieg bringen, sondern unsere Feinde nur in dem Glauben stärken, dass wir keinen Plan haben und auf dem absteigenden Ast sind, und unsere Freunde auch, die sich dann mit anderen Parteien arrangieren.
Dieser Krieg wird nicht durch die Vernichtung des Feindes gewonnen, sondern dadurch, dass man ihm seinen Basis entzeiht und ihm - und den eigenen Verbündeten - vor Augen führt, das er nicht gewinnen kann. Ich muss präsent sein und gleichzeitig meine Verbündeten und mich schützen, so dass jeder Angriff nur im Desaster enden kann. Und dazu benötige ich deutlich weniger Mittel als für den fruchtlosen Versuch durch ausufernde ziellose Gewalt einen Sieg herbeizuzwingen.
Und ich bleibe dabei. Wir müssen unsere vorhandenen Mittel sinnvoll einsetzen, dann wäre schon jetzt einedeutliche Verbesserung der Lage möglich; auch ohne alles auf links zu drehen.
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Zitat:...
Seit zehn Jahren kämpft der Westen in Afghanistan - es sei vergeblich gewesen, sagt der frühere Bundeswehr-Generalinspekteur Kujat. Das Land sei nicht stabilisiert, und nach dem geplanten Abzug kämen die Taliban "binnen weniger Monate" wieder an die Macht.
...
Kujat sagte, man habe zu lange nicht akzeptiert, dass "der Gegner militärisch kämpft und wir militärisch kämpfen müssen". Weiter sagte er: "Die Argumentation, es gehe um einen Stabilisierungseinsatz, ist zu lange durchgehalten worden - auch mit Blick auf die innenpolitischen Befindlichkeiten." Das Ergebnis sei, dass die Soldaten nicht das bekommen hätten, was sie brauchten, um dem Gegner Paroli zu bieten.
...
17Mrd€ für nix.
Wieso für "für nix"? Laut Ex-Präsi ist das Unternehmen ein Risikoinvestment in eine neokoloniale Zukunft in Zentralasien und vielleicht steckt ja tatsächlich mal ein deutscher Rüssel in irgendeinem Bohrloch.
Samun:
Absolute Informationshoheit ist für das von mir propagierte Vorgehen keinesweges nötig. Da man ja gerade eben gegen bestimmte Gruppen vorgeht um die Machtverhältnisse dadurch zu verändern, zu verschieben, kann man sogar mit weniger Informationen auskommen. Es genügt hier, zusammen mit bestimmten Stämmen und Clans gegen andere bestimmte Stämme und Clans vorzugehen, mit dem Ziel, eine zumindest für einige Jahre stabile Gewaltherrschaft der Sieger dieser Kämpfe herbei zu führen.
Meiner Überzeugung nach ist ein Bürgerkrieg in Afghanistan unvermeidlich. Um zu verhindern, dass die Taliban aus diesem als Sieger hervor gehen, sollte man eben unter von uns kontrollierten Umständen das ganze in begrenztem Rahmen ablaufen lassen um dadurch von uns kontrollierte Ergebnisse herbei zu führen.
Allgemein aber ist eine gewisse Informationshoheit in einem Assymetrischen Krieg wesentlich und insbesondere wäre sie wesentlich bei dem von dir beschriebenen Vorgehen. Und sie ließe sich auch gewinnen, durch Technische Aufklärung, Folter, Bestechung usw
Im weiteren gehe ich keineswegs davon aus, dass Afghanen wie Mitteleuropäer denken, im Gegenteil. Ich habe einige Afghanische Freunde und Bekannte und auch wenn ich nicht im Land selbst war, stand ich doch schon an dessen Grenzen und war ein wenig in Zentralasien unterwegs. Gerade deshalb komme ich ja zu diesen Schlußfolgerungen.
Afghanen sind in der Mehrheit vor allem anderen radikale Opportunisten. Sie sind die geborenen Zaungäste die schlicht und einfach gar nichts tun und zusehen wie es kommt, um sich dann dem wahrscheinlichen Sieger anzuschließen.
Nur Angriffe abzuschrecken, indem ich Zustände herstelle die diese im Disaster enden lassen, ist daher völlig unzureichend. Natürlich erfordert die Defensive weniger Mittel, und ist die von dir beschriebene Kampfweise wirtschaftlicher, aber sie führt in Afghanistan zwingend in die Niederlage. Ein sofortiger Abzug wäre dann daher noch wirtschaftlicher. Wenn man also dort noch irgend etwas reißen will, dann ist gezielte ! ausufernde Gewalt absolut notwendig.
Eine bloße Verbesserung der Lage durch eine verbesserte Defensive, ist meiner Überzeugung nach unzureichend, da eine Verbesserung wie von dir beschrieben am Ende immer noch mit der Niederlage enden würde und daher sinnlos ist.
Zitat:Allgemein aber ist eine gewisse Informationshoheit in einem Assymetrischen Krieg wesentlich und insbesondere wäre sie wesentlich bei dem von dir beschriebenen Vorgehen. Und sie ließe sich auch gewinnen, durch Technische Aufklärung, Folter, Bestechung usw
Die von Dir gewünschten Mittel wurden von Anfang an in Afghanistan sehr umfangreich angewendet, waren Teil des Konzepts. Warlords, Dorfälteste, Geschäftsleute und potentielle Kombattanten/Wissensträger wurden demnach selbstverständlich von Anfang an entweder bestochen, erpresst, abgehört, beobachtet oder gefoltert, im Zweifel erledigt. Offensichtlicherweise muss man die Menge an erhaltenen Informationen danach aber noch auswerten, also auf Wahrheits- und Informationsgehalt filtern und interpretieren und daraus Entscheidungen ableiten, Strategien entwickeln. Hier liegen meine Zweifel.
Da hast du Recht und ich möchte meine Zweifel noch anhängen: selbst bei einer korrekten Auswertung der Daten und einer daraus abgeleiteten korrekten Strategie muß die Führung sich dann immer noch erstmal dafür entscheiden. Die Führung muß das, was ihr da gezeigt wird auch annehmen, und schon da hakt es gewaltig.
Kein noch so guter Nachrichtenoffizier und kein noch so guter Truppenführer der Konzepte präsentiert die auf den Daten des Nachrichtenoffiziers beruhen bringt etwas, wenn die Führung dann sowohl die Daten als auch die Schlußfolgerungen daraus und ebenso die aus diesen abgeleiteten Konzepte ablehnt.
Man muß die Wahrheit auch annehmen können und das geht sehr oft aus Politischen und auch tatsächlich Ideologischen Gründen nicht.
Man will einfach tatsächlich nicht wahrhaben, was nicht sein soll, und deshalb auch nicht sein kann. Das ist gerade für den Westen meiner Ansicht nach ein erhebliches Problem.
Insoweit unterscheiden sich Militärs eben nicht von anderen "Unternehmen".
Die nur scheinbar ruhige Lage im Kosovo, die in den letzten Monaten immer unruhiger wurde (Strassensperren etc.) eskaliert weiter.
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Zitat:Deutsche Soldaten im Kosovo angeschossen
Immerhin hat die KFOR endlich wieder einen Arsch in der Hose und räumt die Strassensperren mit schwerem Gerät.
Hat die KFOR eigentlich noch Panzer dort? Räumschild dran, fertig.
Vor kurzem haben die Serben sich ja noch über BW lustig gemacht, als die deutschen mit nem Minibagger räumten und die Serben auf der anderen Seite mit einem Radlader nachschaufelten.
Nachtrag: Ja. Auf der Bundeswehrseite sieht man ein Foto eines Bergepanzers mit Räumschild.
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.ftd.de/politik/europa/:grenzstreit-einigung-zwischen-serbien-und-dem-kosovo/60137787.html">http://www.ftd.de/politik/europa/:grenz ... 37787.html</a><!-- m -->
Zitat:Nach zähen Verhandlungen haben sich Serben und Kosovo-Albaner auf die Kontrolle der gemeinsamen Grenzübergänge geeinigt. Doch während der EU-Vermittler die großen Fortschritte lobt, lesen beide Seiten die Vereinbarung völlig gegensätzlich.
Weitere Konflikte sind da wohl vorprogrammiert.
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/forschung-und-lehre/kriegsrecht-duerfen-soldaten-ueberhaupt-toeten-11581837.html">http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/f ... 81837.html</a><!-- m -->
Zitat:Kriegsrecht
Dürfen Soldaten überhaupt töten?
27.12.2011 · Was im Krieg nicht verboten ist, soll erlaubt sein: Diese Meinung ist herrschend, aber unbegründet. Kundus lehrt: Die Erlaubnis zum Töten braucht eine gesetzliche Grundlage.
Wenn die parlamentarischen Auseinandersetzungen um die Tötung von Zivilpersonen durch deutsche Soldaten in Kundus wenigstens etwas Zukunftsweisendes erbracht haben, dann die Einsicht, dass militärische Aktionen im Auslandseinsatz mit schwerlich vermeidbaren tödlichen Folgen eine klare Rechtsgrundlage brauchen. Der Komplex bedarf um so dringlicher der Klärung, je mehr die Grenzen zwischen internationalen „Kriegen“ und innerstaatlichen „bewaffneten Konflikten“ zerfließen und man sich im Kampf gegen Terrorismus und vergleichbare Bedrohungen des Staates auf kriegerische Tötungslizenzen soll berufen dürfen - bis hin zu dem von manchen Strafrechtslehrern angedienten „Feindstrafrecht“.
...
Selten so einen Schwachsinn gelesen. Der Autor wirft wild verschiedene Rechtsgebiete und -problematiken durcheinander und verkennt bzw. ignoriert dabei grundlegende Mechaniken des internationalen Rechts.
Aber das kommt dabei raus wenn Rechtstheoretiker den Boden von Praxis und Realität verlassen und in Sphären schweben, in denen alles dem eigenen überhöhten Rechtsverständnis geopfert werden kann.
Der ist in seinem Elfebeinturm wahrlich gut aufgehobenb. Bleibt zu hoffen das er da nicht mehr rauskommt, das geltende Völkerrecht ist schon einschneidend genug.
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Ein weiteres Argument für den Umbau der Marine.
Zitat:EU will Piraten auch an Land bekämpfen
Die Marine der EU vor Somalia soll künftig gegen somalische Piraten auch auf dem Festland vorgehen. Boote oder Material der Piraten sollen zerstört werden können.
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Zitat:Hamburg - Die US-Armee wird die Bundeswehr in Nordafghanistan bis zum Jahr 2013 weiter mit Helikoptern vor allem zum Abtransport von Schwerverletzten unterstützen. Mit der Zusage durch das Pentagon, für die Berlin monatelang geworben hatte, sorgt Washington bei den deutschen Streitkräften zumindest vorerst für Erleichterung.
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wenn wir nich mal eigene Hubschrauber zur Versorgung unserer Verwundeten haben, sollte man sich das Engagement deutscher Truppen dort nochmal überlegen. Generell lässt sich ein Auslandseinsatz dann wirklich nur im Rahmen etwa eines EU-Kommandos mit umfassendem Kontingent an notwendigen Hilfsmitteln verantworten.