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Normale Version: Bundeswehr im Ausland
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Zitat:Die Handlungen der Nazis waren auch stets legal.
Wobei man aber das Töten von Terroristen nicht mit Nazi-Handlungen gleichsetzen kann, auch wenn die bei ihren "Bandenkampf-Tätigkeiten" auch gerne von "Terroristen" sprachen (in den jeweiligen Berichten).

Schneemann.
Wer definiert "Terrorismus"? Was für den Einen "Terroristen", "Aufständische" und "Rebellen" sind, sind für den Anderen "Freiheitskämpfer".
Die Sichtweise ist immer subjektiv. Und daher scheue ich mich immer etwas, solche Bezeichnungen pauschal zu übernehmen.
Für "Al Quaida" stimme ich der Bezeichnung "Terroristen" zu, bei den (welchen) "Taliban" würde ich schon für ein differenzierteres Bild sprechen.

Zurück zur Bundeswehr im Ausland:
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.eurasisches-magazin.de/artikel/?artikelID=20100809">http://www.eurasisches-magazin.de/artik ... D=20100809</a><!-- m -->
Zitat:Alte deutsche Erfahrungen und neue Fehler am Hindukusch
Thomas Kochert und Mike Rubel, 29 und 27 Jahre alt und Oberfeldwebel der Bundeswehr, waren am 6. März 2002 die ersten deutschen Soldaten, die in dem sinnlo¬sen Krieg in Afghanistan ihr Leben verloren. Bis zum 15. April 2010 folgten ihnen 41 Soldaten und drei Polizisten in den Tod. Im Einsatz der ISAF (Interna¬ti¬onal Security Assistance Force) sind vom 22. Dezember 2001 bis zum 24. November 2009 1.267 Soldaten gefallen.
....
Schneemann:

Ich habe nicht die Handlungen gleichgesetzt, sondern nur die Frage der Legalität dieser Handlungen gestellt. Und die Handlungen der Nazis waren, wie unsere heute, stets Legal.

Deshalb halte ich nichts von Legalität. Ob etwas legal ist, ist scheißegal.

Und in Afghanistan ist noch mehr egal ob irgendwas legal ist oder nicht.

Erich:

Anbei, in dem Artikel wird gar nicht über die Missionen zur Zeit des Zweiten Weltkrieges in Afghanistan berichtet. Deutsche Sondereinheiten versuchten zu dieser Zeit in Afghanistan Kämpfe gegen die Briten zu organisieren.

Zitat:Hätte man sich je genauer in die ethnischen Verhältnisse Afghanistans vertieft, dann wäre ein Krieg vermutlich unterblieben, da von vornherein als hoffnungsloses Unternehmen erkennbar. Der von Amerikanern ausgelöste Krieg musste an Gegebenheiten scheitern, die Engländer knapp 110 Jahre zuvor geschaffen hatten

Es gibt keine Axiome in der Geschichte, und die Geschichte wiederholt sich auch nie. Der Krieg in Afghanistan war anfangs nicht hoffnungslos. Man hätte durchaus etwas erreichen können, nämlich die (Gewalt) Herrschaft der Ethnischen Minderheiten über die Mehrheit, also über die Paschtunen.

Dazu hätte man der Nordallianz organisch die Herrschaft über das Land geben müssen, und der Druck des ständigen Widerstandes der Paschtunen hätte die Nordallianz im weiteren zusammen gehalten.

Man hätte damit eine zumindest kurz- und mittelfristisch ausreichend stabile Herrschaft in Afghanistan installieren können, vergleichbar der Herrschaft der Sunniten im Irak gegen die Kurden und Schiiten. Natürlich hätte es immer weitere Kämpfe im Süden gegeben, aber das ist der Normalzustand, und diese Kämpfe hätten nicht zur Folge gehabt, daß sich die Taliban wieder durchsetzen, sondern es wäre bei einem beständigen begrenztem Morden geblieben.

Eine Minderheitenherrschaft funktioniert einige Zeit lang durchaus, wenn sie mit Gewalt und Waffen unterstützt wird. Dann hätte man schon 2003 bis 2004 herum abziehen können.

Leider muß der Westen seiner eigenen Propaganda offenbar so weit glauben, daß damit solche realistischen Ergebnisse unmöglich gemacht werden.

Aber gerade die Ethnischen Verhältnisse und zwar diese allein in Afghanistan liefern den Schlüssel zum Sieg. Wer in Afghanistan siegen will, der muß gezielt die Ethnien nutzen in ihrem Kampf gegeneinander. Der muß auch Ethnische Säuberungen zumindest heimlich unterstützen oder zumindest geschehen lassen denn ohne solche funktioniert die Befriedung nicht. Eine gleichberechtigte Herrschaftsausübung der afghanischen Völker ist nicht möglich. Entweder gibt es einen Hegemon, oder es gibt Anarchie.

Da man diese Gelegenheit vertan hat, stellt sich die Frage, was man jetzt noch erreichen kann? Möglich wäre meiner Überzeugung nach nur noch eine geheime Agenda, deren Ziel die Verschärfung der Ethnischen Konflikte ist. Dann sollten wir dann einseitig für bestimmte Ethnien Partei ergreifen. Das Ende wäre zur höheren Wahrscheinlichkeit ein Zerfall des Landes und seine Aufteilung. Es ist aber auch dann noch denkbar, daß eine neue Allianz Ethnischer Minderheiten in Afghanistan ihre Gewaltherrschaft durchsetzt.

Dadurch können wir unser Gesicht wahren, eine Durchsetzung der Herrschaft der Paschtunischen Islamisten in ganz Afghanistan verhindern, und den Krieg dort zu einem Ende bringen so daß wir unsere Truppen abziehen können.
Zitat:Schneemann:

Ich habe nicht die Handlungen gleichgesetzt, sondern nur die Frage der Legalität dieser Handlungen gestellt. Und die Handlungen der Nazis waren, wie unsere heute, stets Legal.
Das lässt sich so nicht pauschal sagen. Zwar lassen sich politische Erwägungen in gewissem Maße abwägen, auch über diverse Feldzüge und deren Hintergründe kann man sich im völkerrechtlich-juristischen Sinne vielleicht erschöpfen, aber bei der Kriegführung in den bereits besetzten Ländern, insbesondere in Sachen Bandenkampf (und damit meine ich nicht Einsatzgruppen von SS oder Polizei), fanden Aktionen statt, die auch damals nicht legal waren (Geiselerschießungen etwa).

Schneemann.
Gerade Geißelerschießungen waren damals noch legal, und dies nicht nur für die Wehrmacht, sondern ganz allgemein. Alle Armeen dieser Zeit gingen von einer grundsätzlichen Rechtlosigkeit der Zivilbevölkerung aus, wenn diese Widerstand gegen bewaffnete Streitkräfte leistete, und zwar nicht beschränkt auf die Partisanen selbst sondern im allgemeinen für die Zivilbevölkerung eines Gebietes insgesamt.

Nehmen wir mal beispielsweise das Armeehandbuch der US Armee von 1940 und die dort angeführten Landkriegsregeln, darunter den Artikel 12:

"Wenn die Bevölkerung, oder Teile der Bevölkerung eines Landes - oder eines Teiles desselben - das bereis von einem Heer besetzt ist, sich dagegen erhebt, so verletzt sie die Kriegsgesetze und hat dann im weiteren keinen Anspruch auf deren Schutz."

Artikel 349: "Kriegsrebellion kann mit Geißelerschießungen geahndet werden, gleichgültig ob die Bevölkerung hierzu von ihrer eigenen, aber vertriebenen Regierung aufgerufen wurde oder nicht. Kampfhandlungen sind für den Tatbestand nicht erforderlich. Es genügt die bloße Verschwörung bzw Empörung."

Aber wie gesagt ist das alles Klopapier. Jede Form von Recht ist nur Illusion. Einzig und allein der Sieger hat jedes Recht, immer gehabt. Gesetze und Völkerrecht sind die Scheiße nicht wert die man mit dem Papier wegwischen sollte auf dem sie geschrieben stehen (solange man siegt!)

Und in Afghanistan gilt dies noch um so mehr.

Der Grund warum wir in Afghanistan scheitern, warum die Taliban immer stärker werden liegt eben nicht daran, daß wir die Zivilbevölkerung nicht beachten, daß es zu viele tote Zivilisten gibt, oder das es keinen Wiederaufbau gibt, sondern der Grund ist schlicht und einfach die sich ausbreitende Überzeugung, daß die Taliban uns überstehen werden und das wir abziehen werden, was zu einem Sieg der Taliban führt.

Die Mehrheit der Menschen (egal wo und egal wann) schließt sich dem Sieger an.

In der Mehrheit halten die Menschen in Afghanistan die Taliban genau wie uns auch für ein Übel. Wenn sie es könnten, würden sie gegen uns beide kämpfen, aber die Mehrheit kämpft nie, sie leidet einfach vor sich hin, wird von einer Minderheit getrieben.

Man hat ja hier im Westen diese bizarre Vorstellung, daß die Taliban alles Freiwillige wären. Das ist nicht der Fall. Neben einem harten Kern setzen sich die Taliban aus Söldnern zusammen und auch aus zwangsweise eingezogenen. Die Taliban setzen sich in großen Teilen Afghanistans nicht durch, weil wir böses tun und sie gegen uns kämpfen, sondern weil sie die Menschen mit Terror unter ihre Herrschaft zwingen können.

Erich:

Gerade deshalb sind die Taliban Terroristen, wie überhaupt alle Partisanen stets Terroristen waren und sind, den Terror ist ihre Methode der Herrschaftsausübung.

Die Taliban breiten sich in weiten Teilen Afghanistans primär deshalb aus, weil die Bevölkerung WEIß !!, daß sie siegen werden und weil wir die Bevölkerung dort vor der direkten Herrschaftsausübung der Taliban entweder nicht schützen können oder nicht schützen wollen.
Zitat:Kaum im Einsatz, geriet die neue Ausbildungseinheit der Bundeswehr bei Kunduz in ein stundenlanges Gefecht mit Aufständischen. Nach heftigen Angriffen auf die deutsch-afghanische Einheit feuerten die Deutschen eine Rakete in das Versteck der Taliban.

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<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,711883,00.html">http://www.spiegel.de/politik/ausland/0 ... 83,00.html</a><!-- m -->

Der Artikel nimmt Bezug auf diesen Beitrag des Wall Street Journals:

<!-- m --><a class="postlink" href="http://online.wsj.com/article/NA_WSJ_PUB:SB10001424052748703435104575421273002467374.html">http://online.wsj.com/article/NA_WSJ_PU ... 67374.html</a><!-- m -->

Zitat:KUNDUZ, Afghanistan— The German military, long criticized by its allies as too passive in the face of a growing insurgency, plans to go on the offensive in Taliban strongholds in northern Afghanistan—despite the risk of a political backlash back home.

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<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.faz.net/s/Rub0CCA23BC3D3C4C78914F85BED3B53F3C/Doc~EB634EEB190A046DE922603B92465A56D~ATpl~Ecommon~Scontent.html">http://www.faz.net/s/Rub0CCA23BC3D3C4C7 ... ntent.html</a><!-- m -->
Zitat:Im Gespräch: Generalmajor Hans-Werner Fritz
„Solche Gefechte haben wir noch nie geführt“
Der Kommandeur des Regionalkommandos Nord in Mazar-i-Sharif beschreibt die Herausforderungen, die das „Partnering“ mit Afghanistans Armee für die Soldaten der Nato bedeutet.

03. September 2010 Herr General, in Kundus meiden die Isaf-Kräfte wegen der versteckten Bomben inzwischen wichtige Verkehrswege. Die Bewegungsfreiheit Ihrer Truppen nimmt ab - wie wollen Sie die Lage in Kundus noch in den Griff bekommen?
....
Wir scheitern jetzt schon allein deshalb, weil die Afghanen seit Ende 2009 in Massen zu den Feinden überlaufen.

Und der Grund dafür liegt verborgen in der Afghanischen Kultur, nämlich dem für Afghanen typischen extremen Opportunismus. Die Afghanen schließen sich nämlich immer dann in Heerscharen einer Seite an, wenn sie davon ausgehen das diese Seite siegreich sein wird.

Das jetzt so viele Afghanen zu den Feinden übergehen zeigt, daß die Afghanen selbst sich seit 2009 sehr sicher sind, daß die Feinde auf Dauer siegen werden.

Eine sich selbst erfüllende Prophezeiung.
Auf der anderen Seite würde das aber auch bedeuten dass, wenn wir noch länger durchhalten und es weiteres Blutvergiessen gibt, die Erwartungshaltung der Afghanen jetzt bei den Taliban liegt. Schaffen die es nicht uns zu vertreiben wirkt der Opportunismus gegen sie.

Aber du hast schon recht. Das Land hat Jahrzehnte Krieg hinter sich. Da entwickelt die Bevölkerung ein Gespür dafür, zu erkennen, wer gerade die Oberhand hat.
So ist es. Wenn wir jetzt Boden gut machen, die Feinde (ich schreibe bewusst nicht Taliban sondern Feinde) prügeln wie die Kesselpauken und es uns gelingt Gebiete zu erobern und zu halten, könnte die Stimmung auch wieder kippen.

Nur ist die Frage: ob wir dazu überhaupt in der Lage sind? Und wieviel würde dies Kosten? Ständen zudem Kosten und Nutzen in einem angemessenen Verhältnis? Alles höchst zweifelhaft.
Zitat:... ob wir dazu überhaupt in der Lage sind ...
- die Frage stellt sich für mich gar nicht mehr; nur so - die drei EC 665 Tiger HAP der französischen Heeresflieger haben in Afghanistan schon über 1.000 Flugstunden absolviert - bei einer Verfügbarkeit von mehr als 90 %.
Wieviel Flugstunden haben die deutschen Tiger in Afghanistan .... na???
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.spiegel.de/spiegel/vorab/0,1518,718198,00.html">http://www.spiegel.de/spiegel/vorab/0,1 ... 98,00.html</a><!-- m -->
Zitat: 18.09.2010

Bundeswehr soll "Tornados" aus Afghanistan abziehen

Die Bundeswehr will die sechs deutschen "Tornado"-Kampfjets aus dem Kriegsgebiet Afghanistan endgültig abziehen. Generalinspekteur Volker Wieker hat Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) kürzlich eine entsprechende militärische Empfehlung zur Entscheidung vorgelegt. Der Abzug der Aufklärer, die seit 2007 für die internationale Schutztruppe Isaf über Afghanistan mit einer hochauflösenden Kamera Lagebilder liefern, geht auf einen Vorschlag des Isaf-Oberkommandierenden David Petraeus zurück.
...
Wohl nach dem Motto: Wenn ihr jetzt noch immer keine Bomben dranhängen wollt verschwindet lieber und macht Platz für unsere Jagdbomber.
Laut: <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,718274-2,00.html">http://www.spiegel.de/politik/ausland/0 ... -2,00.html</a><!-- m -->

"Die Deutschen leisten wunderbare Arbeit. Ein deutsches Kampf-Batallion hat gerade eine sehr eindrucksvolle Anti-Terror-Operationen in Baghlan ausgeführt. Meines Wissens war das die erste deutsche Operation dieser Art überhaupt seit dem Zweiten Weltkrieg. Und sie haben ihre Aufgabe hervorragend erledigt." General Petraeus...
Zitat:Wohl nach dem Motto: Wenn ihr jetzt noch immer keine Bomben dranhängen wollt verschwindet lieber und macht Platz für unsere Jagdbomber.

Jup seh ich auch so Big Grin . Allerdings wozu auch 6 Bomber+ Personal nur für Aufklärung bereitstellen wenn man mittlerweise KZO's hat oder zum Teil auf amerikanische Daten zugreifen kann. Dann lieber wie vorgeschlagen die freien Resourcen in Ausbildung für weitere Sicherheitskräfte stecken.

Zitat:"Die Deutschen leisten wunderbare Arbeit. Ein deutsches Kampf-Batallion hat gerade eine sehr eindrucksvolle Anti-Terror-Operationen in Baghlan ausgeführt. Meines Wissens war das die erste deutsche Operation dieser Art überhaupt seit dem Zweiten Weltkrieg. Und sie haben ihre Aufgabe hervorragend erledigt."

Irgendwie schon etwas zuviel Lob ^^. Wunderbare Arbeit, sehr eindrucksvoll, hervorragend...




Edit vom 21.9.2010

Zitat:Der Abzug der Tornados stellt für Berlin kein großes Problem dar. Guttenberg wird dem Votum wohl noch diese Woche folgen, heißt es in seinem Haus. Mit dem Abzug würden rund 90 Soldaten für Ausbildungsprojekte freigesetzt. Aus Sicht der Nato sind die Aufklärungsfähigkeiten der Jets für die Allianz in Afghanistan verzichtbar.

Aus dem Artikel: US-Wunschliste für AFG: Weitere Truppenverlegung
Genauer : Wunschliste aus Washington , letzer Absatz
http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,...23,00.html