Shahab3:
Deine Analyse trifft zu, wenn man sie auf die jeweiligen Afghanischen Völker beschränkt. Deshalb sind deine Schlußfolgerungen falsch, da du von einem Afghanischen Volk ausgehst, das es so nicht gibt. Wenn nun der Widerstand von mehreren afghanischen Völkern ausgeht, dann heißt das im weiteren eben nicht, daß sich „die Afghanen“ zusammen geschlossen hätten sondern das jedes dieser Völker separat für sich Widerstand leistet.
Diese Heterogenität des Afghanischen Widerstandes haben schon die Sowjets nicht verstanden und du Shahab3 verstehst sie offenkundig auch nicht. Beim Widerstand gegen äußere Mächte gibt es keinen Zusammenschluß zwischen den Paschtunen und den anderen afghanischen Völkern, es gibt lediglich Widerstand sowohl der Paschtunen als auch der anderen Völker, aber jeweils für sich selbst.
Zitat:Es ist ein unzähmbares, unkontrollierbares Volk aus Nomaden, Stämmen/Sippen und dadurch in sich stets uneins bis eine kollektive, äußere Bedrohung wahrgenommen wird. In dem Augenblick fallen interne Konflikte weg.
Dieser Satz von dir trifft im speziellen für die Untergruppen der jeweiligen Völker zu, daß heißt, die Paschtunen beispielsweise sind auch unter sich verfeindet und zerstritten.Sie schließen sich jedoch gegen äußere Bedrohungen zusammen. Die Paschtunen sind daher untereinander nicht homogener als die Nordallianz es war.
Es gibt nun in Afghanistan im weiteren einen großen Widerspruch zwischen den Paschtunen und den anderen Afghanischen Völkern. Dieser Widerspruch verhindert, daß sich andere afghanische Völker und die Paschtunen zusammen tun.
Unter keinen Umständen würden beispielsweise Hazara und Paschtunen sich zusammen schließen.
Zitat:Es war übrigens gerade die Schreckensherrschaft der Taliban und ihre ausländischen Wurzeln, Ideologien und Unterstützer, die diese Zweckgemeinschaft über den Abzug der Kommunisten hinaus gedanklich ermöglichten.
Und wider ermöglichen würden. Denn an der grundsätzlichen Situation hat sich nichts geändert. Die Paschtunen (Taliban) und die anderen afghanischen Völker stehen sich immer noch genau so feindlich gegenüber wie es vorher der Fall war.
Wenn du übrigens von Zweckgemeinschaft über den Abzug der Kommunisten hinaus schreibst, dann stellt das die Entwicklung falsch dar. Die Nordallianz entstand in dieser Form erst nach dem Abzug der Kommunisten. Vorher bekämpften sich die Gruppen die dann die Nordallianz bildeten heftig. Das Zweckbündnis der anderen afghanischen Völker entstand also erst durch die Taliban.
Zitat:Ich persönlich halte es für völlig aussichtslos, Afghanen für irgendwas zu gebrauchen, was ihre Kontrolle über ihre Land einschränkt.
Gerade das würde ich ja in meiner Strategie nicht tun. Und gerade das tut der Westen heute, er schränkte beispielsweise die Herrschaft der Nicht-Paschtunischen Völker in Afghanistan ein und versuchte die Paschtunen mit einzubinden.
Dieser Versuch einer Zusammenarbeit der Paschtunen und der anderen Afghanen musste scheitern und ist daher gescheitert. Eine solche Zusammenarbeit ist selbst allein aus den von dir genannten Gründen unmöglich, allein schon weil sie ausländischer Herkunft ist.
Jedes afghanische Volk will herrschen, was zugleich die Unterdrückung der anderen Afghanen bedeutet. Kontrolle über (den größten Teil) Afghanistans bedeutet daher die Gewaltherrschaft einer der Gruppen über die anderen Gruppen. Geschichtlich ist es genau so gewesen, Afghanistan stand ja immer wieder mal (größten Teils) unter der Kontrolle einer der Gruppen.
Diese Zeiten waren dort immer die stabilsten, eine stabile (temporäre) Gewaltherrschaft. Natürlich ist dieser Zustand immer nur temporär, daß würde aber durchaus reichen.
Eine Kontrolle (des größten Teils) von Afghanistan ist möglich, wenn man konsequent einer der afghanischen Gruppen diese Kontrolle in Form einer Gewaltherrschaft ermöglichen würde.
Da heute die Taliban wider derart stark geworden sind und die Paschtunen nach der Macht greifen, bestehen zudem die Voraussetzungen für eine Zusammenarbeit einiger der Nordvölker gegen die Paschtunen.
Denn für diese Nordvölker sind die Paschtunen eine Ausländische Macht, die sich in ihre Angelegenheiten mischt und versucht sie zu unterdrücken. Was den Nordvölkern lediglich noch fehlt ist eine entsprechende Unterstützung mit Waffen und Mitteln wie sie die Paschtunen aus Pakistan erhalten. Wenn man die Nordvölker militärisch massiv fördert, dann werden sie ganz von selbst und ohne das wir es ihnen anschaffen nach der Macht greifen. Wenn wir die Nordvölker massiv militärisch aufrüsten, werden sie ganz von selbst und ohne weiteres Zutun unsererseits eine Gewaltherrschaft errichten und die Kontrolle über den größten Teil des Landes erlangen.
Das afghanische Volk ist weder von Ausländern noch von einer afghanischen Zentralmacht militärisch oder politisch kontrollierbar.
Es gibt kein Afghanisches Volk. Es gibt dieses afghanische Volk nicht. Deshalb scheitert jede Kontrolle, denn man kann nicht kontrollieren was es nicht gibt.
Natürlich wäre jede Gewaltherrschaft eines der afghanischen Völker temporär und würde nicht das gesamte Land erfassen, aber dass muß sie ja auch gar nicht. Es genügt für unsere Zwecke die temporäre Hegemonie
Meine Strategie bedarf nicht einmal der Präsenz westlicher Truppen in Afghanistan. Es genügen einige wenige Spezialeinheiten und Luftunterstützung. Das einzige was dafür notwendig ist, wäre eine massive militärische Aufrüstung Nicht-Paschtunischer Völker in Afghanistan (wenn auch nicht aller dieser Völker sondern es genügen im Endeffekt zwei).
Wir rüsten die Stammesmilizen auf, wir rüsten die lokalen Truppen auf und schaffen Armeen für jedes dieser Völker für sich selbst. Dann werden diese Völker mit ihrer neuen militärischen Macht auf die anderen Afghanen losgehen. So wie die Paschtunen zur Zeit der Hegemonie der Taliban Völkermord an den Hazara begingen, würden dann die Hazara an Teilen der Paschtunen Völkermord begehen.
Selbst wenn das Ziel einer Hegemonie nicht erreicht wird, wäre immerhin ein weiterer Interner Afghanischer Krieg die Folge der zumindest für längere Zeit die Herrschaft der Taliban verhindern würde.
Was wir aber zu Zeit tun, führt direkt zur Herrschaft der Taliban.
Die Taliban haben schon einmal geherrscht, allein dadurch ist deine These Shahab3 widerlegt, daß keine Zentralregierung und keine Kontrolle über das Land möglich wäre. Die Taliban waren die Minderheitenherrschaft eines Teils ! der Paschtunen über die anderen Paschtunen und die anderen afghanischen Völker.
Die Taliban Herrschaft beweist, daß eine solche Gewaltherrschaft möglich ist. Das ganze Land braucht sie dabei gar nicht umfassen. Es genügt der größte Teil und es genügt sogar wenn diese Herrschaft temporär ist.
Das einzige was wir dafür tun müssen ist, bestimmte Nicht-Paschtunische Völker massiv aufzurüsten.