22.01.2010, 23:48
Zitat:Wer schon ein mal in einem echten Krieg war, dar bezeichnet ihn nicht als ehrvoll, ruhmreich oder schön oder wie auch immer
Auch wenn du es als Axiom wiederholst, wird es dadurch nicht wahrer. Den es gibt durchaus eine Menge Leute die in echten Kriegen waren, und diese genau so bezeichneten oder immer noch so bezeichnen.
Diese Aussage von dir entspricht der heutigen deutschen Sozialkultur, aber sie ist deswegen keine allgemein gültige Wahrheit.
Es gibt Menschen, die empfinden Krieg schön. Er ist darüber hinaus für viele auch ein Gefühl der Befreiung, der persönlichen Freiheit.
Zitat:Krieg ist für einen zivilisierten Menschen, der eine gesunde Psyche aufweißt, das nackte Graußen.
Zivilisation ist bei vielen Menschen nur eine Bemalung.
Was Gesund ist, ist im weiteren nur eine Frage der Defintion. Deine Einstellung ist hier und heute Gesund, weil sie vorherrschend ist. Zu einer anderen Zeit wären deine Aussagen als Extremistisch und Bizarr betrachtet worden und vor noch gar nicht so langer Zeit wärst du selbst in Deutschland dafür verfolgt worden.
Zitat:oft kein PTBS oder wie man es nennen mag, entwickeln konnten, weil sie entweder selbst in dieser Schlacht starben, oder aber weil sie als psychisch gestörte in einem gnadenloßen Kampf keine Überlebenschance mehr hatten?
Das geht völlig an meinen Ausführungen vorbei die sich explizit nur auf die Überlebenden bezogen.
Unter denen viele waren, die gleich nach dem Ersten Weltkrieg Revanche forderten und wieder Krieg wollten. Was schließlich zum Zweiten Weltkrieg führte.
Eher verhält es sich so, daß anteilig zu viele von denen im Krieg sterben, die Krieg als etwas positives empfinden.
Zitat:deine Beschreibungen klingen mir zu positiv, und gleichzeitig zu vage, als dass ich ihnen vertrauen möchte.
Aufgrund deiner Sozialisation und deiner sozialkulturellen Indoktrination kannst du mich natürlich wahrscheinlich nicht verstehen. Aber ich bin sicher nicht zu vage sondern eigentlich höchst eindeutig. Und ich bin selbst heute kein Einzelfall. Natürlich wird ein Empfinden wie das meine in der heutigen deutschen Gesellschaft scharf abgelehnt. Aber das ist nur jetzt und hier so der Fall.
Unter anderen Umständen wärst du der Sonderling.
Krieg kann Schön sein. Warum? Das läßt sich sogar höchst einfach erklären, aufgrund des Geschehens schüttet der Körper Chemische Stoffe aus, die Euphorie auslösen können. Aus dem gleichen Grund warum Menschen Extremsport schön finden, kann auch Krieg als etwas schönes empfunden werden.
Das Gefühl kann sogar so stark sein wie ein Drogenrausch. Man kann sogar süchtig danach werden, süchtig nach kriegerischer Gewalt. Man kann süchtig danach werden auf Menschen zu schießen, auf die Gefahr, auf die Möglichkeit selbst getötet zu werden und auf die Möglichkeit selbst zu töten.
Das ist eine mögliche Reaktion des menschlichen Körpers auf die Einwirkungen im Kriegsgeschehen.
Eine andere Reaktion ist es, das ganze als traumatisch zu empfinden, als Grauen, PTBS zu entwickeln usw
Selbst in den radikalsten, kriegerischsten Kulturen gibt es natürlich Leute die durch das Kriegsgeschehen traumatisiert werden. Aber die Frage ist, wie hoch jeweilig der Anteil ist, und das hängt ab von der Sozialkultur, also von der Sozialisierung zuvor.
Wenn schon in der Schule Krieg stets als schlecht bezeichnet wird, dann nimmt der Anteil derjenigen die im Krieg psychisch krank werden zu. Ist die ganze Kultur hingegen Militaristisch, dann ist der Anteil derjenigen die durch den Krieg negativ beeinflußt werden viel kleiner.
Nehmen wir mal die Kaiserlich Japanische Armee: Der Anteil der Psychisch Kranken und Traumatisierten war in dieser Armee ungewöhnlich gering. Obwohl die Leiden der Soldaten geradezu einmalig waren. Der Grund dafür ist höchst einfach die Kultur.
Und die deutsche Kultur hier und heute bedingt eben Aussagen und Einstellungen wie die deinige, und das hat zur Folge, daß viel mehr Soldaten wegen psychischer Defekte ausfallen oder nicht kämpfen wollen.
Weil es so erwartet wird, weil es von den Soldaten selbst so erwartet wird. Sie ziehen schon mit dieser Erwartungshaltung in den Einsatz, daß Krieg Böse ist, und für die menschliche Psyche schlecht ist. Und genau aus dieser Erwartungshaltung heraus entwickelt sich bei vielen völlig unnötig dann PTBS.
Gerade weil sehr viele deutsche Soldaten heute genau deine Einstellung haben, und genau so denken wie du, und genau diese Sozialisation haben (Großvater war im Krieg und fand ihn furchtbar + Schule + deutsche Pazifistenkultur) entwickeln sie PTBS. Nur deshalb. Weil sie schon mit dieser Einstellung in den Kampf gehen.
Sie bewerten dann dadurch alles was sie sehen, sehen alles durch diese Brille. Sie haben Angst vor Schmerzen und vor dem Tod weil diese beiden in unserer Kultur heute völlig Tabuisiert sind. Weil die Werbekultur ewige Jugend, Schönheit und die Abwesenheit von Leid in die Köpfe indoktriniert hat.
Deshalb werden sie schon durch das Alltagsgeschehen in Dritte Welt Ländern traumatisiert. Selbst die Menschen vor Ort, die das Leid wirklich alltäglich selbst erleben, haben geringere Anteile von Psychischen Ausfällen. Wer täglich nach Essen suchen muß, der hat keine Zeit sich Gedanken zu machen.
Das ganze ist also auch ein Luxusproblem, die Soldaten vegetieren wie im Gefängnis in ihren befestigten Feldlagern und haben keine wirklich existenziellen Probleme.
Wenn man die Bedürfnispyramide anlegt, dann ist es auch das Problem deutscher Soldaten, daß sie auf dieser Pyramide zu weit oben sind.