mal unabhängig von der Frage ob Intervention oder nicht - was passiert, wenn Assad die Kontrolle endgültig verliert?
Syrien ist in mehrere, ethnisch relativ geschlossene Siedlungsgebiete aufgeteilt - Kurden, Drusen, Alawiten, sunnitische Moslems ... ich denke, Syrien würde aus dem Nach-Osmanischen "Kunststaat" (wie der Irak) in verschiedene ethnische Regionen auseinanderfallen, was man je nach Intensität der Teilung und persönlicher Vorliebe als "Kantonisierung" (nach der Schweiz) oder als "Balkanisierung" (nach Jugoslawien) bezeichnen dürfte.
In diesen ethnisch geschlossenen Siedlungsgebieten werden die unterschiedlichsten Regionalmächte versuchen, Einfluss zu gewinnen
= bei den Alawiten wird wohl iranischer Einfluss bleiben
= bei den Drusen könnten die Israelis gute Karten haben
= die Kurden werden versuchen, eine Rückbindung mit dem "irakischen Kurdistan" zu erreichen
= und im sunnitisch-arabischen Siedlungsgebiet werden die Türkei einerseits und die arabische Liga (finanziert durch Saudi-Arabien andererseits) um Einfluss wetteifern.
Die Türkei hat ihre neue Aussenpolitik ja bewusst ausgeweitet - nach Osten, in Richtung der zentralasiatischen Turk- oder Turanstaaten (wie Aserbaidschan) und natürlich sind die Regionen des ehemaligen osmanischen Reiches ebenfalls im Fokus der neuen türkischen Aussenpolitik.
Die Chancen, dass sich die Türkei ein großes Maß an Einfluss sichert, sind m.E. nicht schlecht, jedenfalls nicht schlechter als die der wahabitisch (fundamentalistischen) Saudis. Gerade der türkisch-sunnitische Islam dürfte in Syrien relativ offene Türen finden.
Die Türkei wird also gut daran tun, sich zumindest für den "Fall X" vorzubereiten.
Dann aber liegt es auch nahe, zu einem bestimtmen Zeitpunkt die Initiative zu ergreifen, um die Entwicklung in eine selbst gewünschte Richtung zu beeinflussen und zu forcieren. Ein solcher Zeitpunkt kann - und wird am Günstigsten - sein, bevor das Chaos restlos ausbricht.
Und die taktisch beste Situation wäre, wenn die Türkei - ähnlich wie die Nato in Libyen - auf Seite der Oppositon zum Schutz der Zivilbevölkerung eingreifen würde. Dann wird von Anfang an mit der Machtübernahme durch die Opposition auch die Einflussmöglichkeit der Türkei mit kommen.
So, aber jetzt haben wir genug spekulative Vermutungen gehabt - zurück zur aktuellen Lage:
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,778806,00.html">http://www.spiegel.de/politik/ausland/0 ... 06,00.html</a><!-- m -->
Zitat:07.08.2011
Gewaltwelle in Syrien
Uno-Chef fordert Assad zum Truppenrückzug auf
Die syrische Armee stürmt immer mehr Protesthochburgen, die USA drängen ihre Staatsbürger zur Heimkehr - und der internationale Druck auf Baschar al-Assad wächst: Uno-Generalsekretär Ban hat den Staatspräsidenten am Telefon zu einem Ende der Gewalt aufgefordert. Doch Assad stellt sich taub.
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<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,778387,00.html">http://www.spiegel.de/politik/ausland/0 ... 87,00.html</a><!-- m -->
Zitat:06.08.2011
Aufstand in Syrien
Assads letzte Verbündete
Von Ulrike Putz, Jerusalem
Nach der Niederschlagung der Proteste ist Syriens Diktator Assad zunehmend isoliert. Nur noch wenige Verbündete stehen zu ihm - und diese haben selbst keinen guten Ruf: Nordkorea, Iran und die Hisbollah.
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<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.heute.de/ZDFheute/inhalt/23/0,3672,8316727,00.html">http://www.heute.de/ZDFheute/inhalt/23/ ... 27,00.html</a><!-- m -->
Zitat:Syrien: Tote bei Vorstößen der Armee
Trotz UN-Appells setzt syrisches Regime die Gewalt fort
Die Aufforderung von UN-Generalsekretär Ban Ki Moon an Präsident Baschar al-Assad, die Gewalt zu beenden, ist ohne Wirkung geblieben: Die syrische Armee verschärfte am Sonntag ihre Angriffe - Dutzende Zivilisten wurden laut Menschenrechtlern getötet.
* 7.08.2011
Nur einen Tag nach dem Aufruf von Ban Ki Moon, das Blutvergießen sofort zu stoppen, rückte die syrische Armee wieder mit Panzern gegen Aufständische vor. Bei Angriffen in mehreren Städten kamen nach Angaben der syrischen Menschenrechtsliga mindestens 52 Menschen ums Leben, einige Aktivisten sprechen von noch mehr Todesopfern. Allein in Deir al-Zor im Nordosten des Landes sollen mindestens 38 Zivilisten ums Leben gekommen. In der zentralsyrischen Stadt Hula wurden mehr als zehn Menschen getötet.
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