Zitat:diese Aussage versteh ich nicht; möchtest Du damit aussagen, dass die Gegnerschaft zu Israel ein Diktatur begünstigt?
Das kann man so nicht verallgemeinern. Die Unantastbarkeit Israels ist nur eine rote Linie des Westens, die man in
dieser Region nicht zu überschreiten hat. Anderenfalls verliert man umgehend den Rückhalt. Das ist
ein Punkt, der mit den arabischen Monarchien abgemacht ist. So lange diese Diktatoren militärisch und wirtschaftlich kooperieren, können sie in ihrem Land und mit ihrem Volk mehr oder weniger tun was sie wollen, solange sie es leise tun. Es gibt aber eben auch andere Formen nationaler Interessenspolitik von Entwicklungsländern, die diametral zu den Interessen der Europäer oder der USA liegen können und unmittelbar Installation von pro-westlichen Diktaturen geführt haben. Egal wo: in Fernost, im Mittleren Osten, in Afrika und in Lateinamerika. Zu den Motiven gehörten gehäuft Verstaatlichungen im Bereich der Rohstoffgewinnung und Landwirtschaft oder die Kontrolle über Schifffahrtswege oder im Allgemeinen eine Politik die wirtschaftlichen oder strategischen Interessen der Großmächte entgegenläuft.
Die islamische Revolution im Iran kam aus dem Volk und wurde beispielsweise vom Westen von Anfang an nicht akzeptiert. Die Ergebnisse der freien Wahlen in Palästina wurden vom Westen nicht akzeptiert. Zur Belohnung wurden beide Völker umgehend mit Sanktionen und Krieg belegt. Die Ergebnisse der freien Wahlen im Libanon wurden vom Westen ebenfalls nicht akzeptiert. Die demokratische Wahl Salvador Allendes wurde vom Westen nicht akzeptiert. Noch nie wurde ein sozialistisches Land in Südamerika akzeptiert!
Im Falle Irans waren es in erster Linie wirtschaftliche Motive und die Angst vor einem Überschwappen einer anti-westlichen, islamischen Revolition auf die von pro-westlichen Diktaturen beherrschten Länder der Region. Zuvor wurde dort ein Mann des Parlaments, der nationalistische Demokrat Mossadegh von der CIA weg geputscht und danach in Schauprozessen vorgeführt, weil er die Ölindustrie verstaatlichen wollte. Ersetzt wurde er durch einen ausgesprochen brutalen und lächerlich narzistischen Pro-westlichen Diktator ersetzt. Der Grund warum das demokratische Mehrheitsprinzip in Libanon und Palästina nicht geduldet wird, liegt aber -tatsächlich- einzig und alleine in der Israelfrage begründet!
Hand aufs Herz: Einen Assad würde man im Westen als Vorzeigedemokraten hofieren, wenn er seine Kontakte zum Iran einstellt, auf die Golanhöhen verzichtet und einen Friedensvertrag mit Israel unterzeichnet. Siehe Mubarak: Dass ein Mubarak in Ägypten so lange vom Westens geradezu hofiert wurde, war einzig und alleine auf seine wohlgesonne Haltung gegenüber Israel zurück zu führen, das Festhalten am Friedensvertrag und die Gewissheit, dass die Mehrheit der Ägypter den Israelis feindlich gegenüber eingestellt ist!
Das ist durchaus auch ein wichtiges Motiv, warum man die Diktaturen in Jordanien, Saudi Arabien, VAE, Bahrain und Kuwait ebenfalls nicht ächtet. Ihnen sogar aberwitzig viele Waffen in die Hände drückt. Dabei sind diese Länder unter der Kontrolle mittelalterliche Monarchien aus einer Blaublüterlinie von Kameltreibern, die sich um ihr Volk einen Dreck scheren. ABER, eben ansonsten auf Kurs.
Ägypten unter Nasser wurde umgehend der Krieg erklärt, als er die Verstaatlichung des Suezkanals verkündete. Ähnliches lässt sich über den Panamakanal berichten.
Leute wie Salvador Allende hatten schlicht und ergreifend das falsche Parteibuch. Auch dort folgte ein CIA Putsch und die Einsetzung eines brutalen pro-westlichen Diktators.
Ergo: Eine nationale Interessenspolitik -(!!!)was fundamentaler Teil von Demokratie ist(!!!)- eines militärisch unterlegenen (Entwicklungs)Landes, birgt praktisch eine Garantie für Europäische oder Amerikanische Intervention. Die Einstellung zur Besatzungspolitik Israels ist ein Faktor, der in dieser Region Gewicht hat. Ignoriert man das Problem, bekommt man auch Leopard Panzer und demnächst sogar amerikanische Atomreaktoren! Insofern teilen diese Diktatoren das Problem Assads nicht. Dabei ist Hama nichts weiter wie ein "Falluja light", mit exakt den selben islamistischen Kobattanten auf der Seite des nicht-staatlichen Akteurs. Wieviele Zivilisten hat die Bundeswehr im Krieg gegen das Paschtunische Volk ääh..Islamisten...schon brutal abgeschlachtet? Freie Wahlen in Kandahar? Muaha..
Zitat:Dann wäre der Iran ja wohl eine der aggresivsten Diktaturen im Mittleren Osten .... (grübel).
So "relativ" formuliert ist das "absolut" falsch. Eine absolutistische Dikatur a la Jordanien, Saudi Arabien, Bahrain, Jemen, VAE, Kuwait oder Ägypten ist der Iran ganz sicher nicht. Ist aber auch Syrien nicht! Der Iran aber auch nicht zu den arabischen Ländern, war also nicht Teil meiner -so wörtlich- "arabischen Länder".
Zitat:Und wenn es tatsächlich eine solche zutiefst israelfeindliche Grundstimmung gibt, dann solle man fragen, welche Ursachen diese Grundstimmung hat, und was notwendig ist, um diese Grundstimmung zu beseitigen.
Israel kann den Hass der arabischen Bervölkerung nur verringern, wenn es zu Konzessionen gegenüber den Palästinensern bereit ist und die systematischen Vertreibungen, das Morden und die täglichen rasstistischen Schikanen unterlässt. Die zionistische Herrenschemenschenattitüde und die Gewalt erregt das arabische Volk. Es sind nicht zuletzt die Bilder und Berichte die den Hass schüren. Warum sollte ein Araber auf Israel auch anders reagieren, wie Du auf Assad?