@ Karrikaturen
Ich denke, dass Azrail die Befindlichkeit der islamischen Welt wirklich gut widergibt. Viele im Westen machen nunmal einen großen Kardinalfehler: Sie übertragen unsere Vorstellungen, unsere Wertmaßstäbe universalistisch auf andere. Aber so funzt die Welt nicht.
Auch Broder verfehlt recht deutlich den Kern der Sache. Man mag da aus westlicher Perspektive von Einknicken sprechen, von fehlender Kritikfähigkeit, das alles passiert aber aus der überheblichen westlichen Perspektive des schon entwickelt sein, des schon freien demokratischen Lebens. Aber so funktioniert das Leben in der Welt nicht. Der Westen und das ist nunmal Europa und die USA machen immer mehr den gravierenden Fehler ihre eigenen Spielregelen für die Spielregeln der Welt zu halten. Welch amateurhafter Fehler!!
Manchmal würde man sich mehr echte, gute Sozialwissenschaftler in dne Reihen der Politiker und der schreibenden Zunft wünschen.
Man kann eben die Karrikaturen auf den Papst und auf Mohammed nicht vergleichen, erstens weil die Papstkarrikaturen kulturintern sind und zweitens weil bei uns nunmal ein anderes Verhältnis von Staat-Religion herrscht.
Man sollte einfach mal um kulturelle, um lebensweltliche und Unterschiede in der Symbolik wissen und sich da nicht stets und ständig solche Patzer leisten.
Denn wie Azrail schon sagte: Wir stehen bei ihnen im Wohnzimmer, nicht umgekehrt. Und da muss man schauen, wie man solch interkulturelle Missverständnisse vermeiden kann!
Daher kann ich Azrails Einstellung gut nachvollziehen...
Es wäre natürlich schön, wenn Moslems über Mohammed Karrikaturen lachen könnten, aber es kommt ja auch auf die Art an. Und jede Papstkarrikatur kann ich beispielsweise auch nicht gutheißen.
Zitat:Wenn man unter einem totalitären Regime lebt, dass dazu in vielen Fällen noch brutal/dumm oder korrupt ist, steht die eigene "Lebensexistenz" wie du es so schön nennst, sowieso jeden Tag auf dem Spiel. Sie hängt einzig und allein vom Gutdünken der/des gerade Herrschenden ab. Keine annähernd demokratischen Kontrollinstanzen. Aber das stört offenbar kaum jemanden in der Region. Das hat es auch nicht bevor sich die Amerikaner dort massiv einmischten.
Vor einigen hundert Jahren war die Region Vorreiter in Sachen Wissenschaft, Kunst und Literatur. Aber seitdem nur Rückschritte auf ganzer Linie. Erst waren die Briten schuld, dann die Israelis und jetzt die Amerikaner. Es war scheinbar immer bequem nie für das eigene Schicksal verantwortlich sein zu müssen. Andernfalls hätte die Bevölkerung des Mittleren Ostens ihre ganzen Könige, Prinzen, Mullahs, Generäle, Stammesfürsten und das ganze andere Schüttgut, das ich jetzt keiner weiteren Erwähnung würdige, doch schon lange davongejagt. Also warum jetzt diese Aufregung über die Amerikaner?
Nee, da kann ich nicht mitgehen. Selbstverantwortlichkeit ist ein schönes Postulat und man sollte es hochhalten, aber systemisches Hereinwirken in Lebenswelt ( als Gasthörer in Bielefeld weißt du ja was gemeint ist ...

), die Dynamik von Prozessen kann man nicht immer einfach steuern.
Und die Einmischung der Amerikaner ist eben eine fremde, ihnen unbekannte Einmischung. Andere Kultur, anderes Denken, das ihnen aufgezwungen werden soll. Es ist das eine, wenn man von einheimischen Potentaten geknechtet wird, aber wenn eien fremde Macht kommt und nun alles in Frage stellt und umwerfen will, was deren Leben, Kultur maßgeblich bis jetzt ausmachte, das ist zu viel. Sowas gibt immer erhebliche Abwehrreflexe...
Zitat:Tatsächlich ist insgesamt das Gegenteil der Fall. Insgesamt, ist trotz des gegenteiligen Eindrucks die Religion auf dem Vormarsch, in Europa bei den Muslimen, und in Amerika auch bei den Christen.
Naja, jetzt hast du aber Azrails und meine Aussage gemixt.. bei sowas kann nix gutes herauskommen:
Sagen wir es so:
In Europa herrscht die Religion nicht mehr. Die Bedeutung ist gering und gegenläufige Trends sind höchstens oberflächlich. In den USA ist alles, was 200 Meilen innerhalb des Küstenstreifens lebt, ähnlich drauf. Der Rest ist stark religiös.
Allgemein ist schwer eine Aussage zu machen: Einerseits nimmt die Bedeutung der Religion ab,andererseits gibt es immer wieder starke gegenläufige Trends und Bewegungen. Aber von eienr tatsächlichen Zunahme würde ich trotzdem nicht sprechen.
Zitat:Auch wenn man mir gleich wieder Fatalismus vorwirft, meine Antwort dazu ist : gar nicht. Ich habe mich zu lange mit der Menschlichen Geschichte beschäftigt als das ich eine andere Entwicklung noch für realistisch halten würde.
Der große Interkulturelle Krieg wird kommen. Im kleinen hat er schon angefangen.
Den Muslimen unter euch sei aber gesagt, dass ich davon ausgehe, dass die Muslime die Germanen von Morgen sind. Ganz langfristig wird der Islam siegen, auch wenn er jetzt noch so schwach aussieht, die Cherusker sahen auch schwach aus.
Tja, nur schlimm, dass wir heute in einer völlig veränderten gesellschaftlichen, technischen und wirtschaftlichen Welt leben. Ein aufstrebender "Stamm" wird heute und kann heute nicht so einfach was verändern, dafür braucht man echte Potentiale und Ressourcen und die gegenriert man nicht so schnell und leicht wie vor 2000 Jahren...
Diese Übertragbarkeit von Geschichte halte ich daher für eien ziemliche Vereinfachung...
Und zum großen interkulturellen Krieg: Das hört sich nach Huntington an...

Mir fehlt die Lust, ihn wieder mal auseinanderzunehmen, daher sei nur gesagt: Er sagt sicher ein par richtige Dinge, aber der große interkulturelle Krieg ist eher unwahrscheinlich....
Zitat:Oh man, der Satz ist gut !! Entschuldige mal aber weißt du es wirklich nicht ?? : jeder Versuch der Bevölkerung, diese lumpen davon zu jagen wurde und wird nicht zuletzt vom Westen aktiv verhindert !!
Diese ganzen Tyrannen dort sind vom Westen installiert worden, selbst die Panarabischen Nationalisten (Baath) hat man einfach gekauft. Die Bevölkerung würde nichts lieber tun, man lässt sie aber nicht, wie sie es will.
Ich würd es anders sagen: Man hat sich miteinander eingerichtet. In der kolonialen Ära haben sich etliche Stammesführer und großen Herren aus Oppurtunität mit den Kolonialherren gut gestellt, da sie sich so eine gute Stellung versprachen und es klappte doch auch für sie.. und das entwickelte sich eben weiter...Die alten Strukturen wurden mit der Unabhängigkeit teilweise verändert, teilweise neu angestrichen. Aber an der macht klebte bisher jeder...Dies aber sicherlich nicht nur wegen dem Westen, auch wegen der eigene Gier...
Zitat:z.B. Die Revolution im Iran und das Mullah Regime sind das beste Beispiel dafür, wie die Gier und Dummheit Westlicher Konzerne zum Schaden sowohl der Menschen des Westens als auch der Muslime alles immer weiter in die Gülle tunkt.
Das liegt nicht an den bösen Konzernen,sondern an der beschränkten Sichtweise der handelnden und entscheidenden Akteure! Es liegt nunmal in der Logik einer kapitalist. Wirtschaft zu expandieren und zu wachsen, aber das wie muss eben auch nachhaltig sein..
Zitat:Man sollte sich nicht über die Verhältnisse dort aufregen, denn sie sind unsere Schuld, man sollte stattdessen Passiv – Energiehäuser mit Wärmetauscher bauen, die keinerlei Heizung mehr brauchen als die Körperwärme und man sollte die Moblitätsgesellschaft überdenken.
Nein! Wir sind mitschuldig, wenn man so eine Kategorie überhaupt benutzen will, aber die ganze Schuld tragen wir nicht! Diese Länder hätten sich durchaus entwickeln können, Japan und Korea zeigen ganz andere Beispiele, wie man auch dem Westen erfolgreich begegnen kann...
Und was haben denn Energiehäuser mit der Entwicklung des Nahen Ostens zu tun??
Oder wieso sollten wir die Mobilitätsgesellschaft überdenken ( als ob man eien historisch-sozialprozessuale Entwicklung einfach per Beschluß abschaffen könnte..)
Mach es dir mal nicht zu einfach...