als Autor des ersten Postings möchte ich nun doch meine Meinung eingeben, wie dieser Strang von mir gedacht war:
es geht um verschiedene Kulturen - und wie der Titel "Übermacht des Westens" deutlich macht, um eine globale Sichtweise. Dabei gehe ich durchaus vom deutschen Begriff aus, der sich ja auch in der Geschichtswissenschaft etwa im Begriff der "Hochkultur" spiegel.t
Ich lese gerade Henry Kissinger's "Zwischen Tradition und Herausfordung - CHINA" und gleich im ersten Kapitel mach Kissinger deutlich, dass sich China und Chinesen als Teil einer Kulturgemeinschaft verstehen. Chinas Hochkultur hat über tausende von Jahren hin sein ganzes Umfeld in Ostasien dominiert. Träger dieser Kultur waren primär die Han-Chinesen, aber auch andere Völker und Ethnien wurden in dieser Kulturgemeinschaft integriert oder besser inkulturiert. Die fremden Eroberer, denen es immer wieder gelang, China zu erobern, haben sich als neue Dynastie etabliert und sich kulturell angepasst - mit der Übernahme des konfuzeanistischen Beamtenstaates bis hin zur Stellung des chinesischen Kaisers als der höcshten Verkörperung der Gemeinschaft, als höchster Instanz einer universalen politischen Hierarchie, die auch von dne Nachbarstaaten anerkannt wurde (es gab auch weniger Handelsbeziehungen als "Tribute" und "Geschenke" zwischen diesen Nachbarstaaten und dem chinesischen Reich als Zentrum von Schrift und Kultur).
Ein "Gegenbild" sind etwa Indien, das auch den Chinesen durchaus bekannt war und mit dem über die Seidenstraße auch Handelskontakt bestanden - und vor allem auch die römische Zivilisation. Während in Indien mit Hinduismus und Buddhismus eine religiöse Prägung besteht (und bestand) sind die Aspekte der chinesische Kultur im Wesentlichen säkular.
Das chinesische "Bauernreich" unterscheidet sich historisch massiv vom römischen Imperium, dessen Expansion durch die Legionen und nicht durch Inkulturation erfolgte.
Und heute? Nehmen wir doch die fast schon missionarische Haltung, den Universalismus, mit der die US-Amerikaner ihren "way of life", ihre Werte global verbreiten wollen. Chinas Expansion beschränkt(e) sich bislang darauf, die "Barbaren" in seiner unmittelbaren Umgebung "im Zaum" zu halten, zu disziplinieren (Indien, Vietnam), aber nicht zu kolonialisieren. Die Anerkennung der Überlegenheit der chinesischen Zivilisation sollte immer freiwillig erfolgen, nicht zwangsweise. Das Ziel der chinesischen Diplomatie war eine willfährige und gespaltene Peripherie (deren Streitigkeiten untereinander durchaus geschürt wurden) aber keine Peripherie, die direkt unter chinesischer Herrschaft stand. Auf diese Weise wurde die chinesiche Kultur und damit die Herrschaft der chinesischen Kaiser durch Inkulturation ausgedehnt. Die Eroberer wurden integriert ode sinisiert - zuletzt die Mandschu, deren angestammtes Stammland weit nördlich der chinesischen Mauer inzwischen rein chinesisch geprägt ist.
Ein anderer Hintergrund ist Huntington's "Clash of Zivilisations", wobei sich Huntington für meinen Geschmack zu sehr auf den islamischen Kulturkreis versteift. Dabei sind uns die islamischen Länder - auch aufgrund der religiös begründeten montheistischen Denkweise - viel "näher" als andere Kulturen, etwa China oder Indien. Auf unserer Hauptseite habe ich
hier "klick" einmal einen Grobüberlick über die verschiedenen globalen Kulturkreise versucht.
Zitat: Kulturen im Konflikt
* Geopolitische Weltordnung ( 3 Articles )
I. Detailierte Übersichtsliste der einzelnen Kulturen/Länder
II. Geändertes geopolitisches Verständnis
IIa. weiterführende kritische Kommentierung
* Westliche Staaten - das christliche Abendland ( 50 Articles )
1. Lateinamerika (Spanisch, Portugiesischsprachige Staaten ab Mexiko + südl., Katholisch)
2. Nordamerika (Englisch, Protestantisch)
3. Westeuropa (EU + Aufnahmeländer ohne Weißrussland)
4. Osteuropa (Russland, Weißrussland, Ukraine)
5. Ozeanien (Australien, Neuseeland)
* Islamische Kulturen und Israel ( 39 Articles )
6. Hamito-Semitische Staaten (Arabische Liga, Ostafrikas Küste bis Tansania)
7. Turkstaaten (Türkei, Aserbaidschan, Zentralasiatische Türkstaaten, Hsinkiang)
8. Iranische Staaten (Iran, Afghanistan, Pakistan ca. bis zum Siedlungsgebiet der Paschtunen und Tadschikistan)
* Ostasiatische Kulturen ( 6 Articles )
9. China, Taiwan ('Greater China' von Konfuzius geprägt)
10. Japan, Korea, Mongolei (am Rande Chinas)
* Buddhistische Kulturen ( 6 Articles )
11. Burma, Thailand, Kambodscha, Laos und Vietnam)
* Malayische Völker ( 8 Articles )
12. mit Philippinen, Malaysia, Indonesien und Madagaskar
* Hindu-Kultur ( 7 Articles )
13. Indischer Kulturkreis mit Indien, den Himalaya Staaten wie Nepal usw.
* Afrikanische Kulturen ( 24 Articles )
14. Sudan-Afrika (Südlich der Sahara mit einer Grenze quer durch den Sudan incl. Äthiopien - als die Staaten, in denen Sudan-Sprachen gesprochen werden und der Islam von Arabien aus ausstrahlt)
15. Bantu-Afrika ab der Südgrenze Tansanias (Benin) ostwärts bis Kenia, die Ostafrikanische Küste (Einfluss von Arabern und Indern) und Südafrika (Einfluss der Europäer)
, die sich natürlich noch viel feiner ziselieren lassen. Alle diese Kulturen reagieren unterschiedlich auf die globalen Herausforderungen, auf den Kontakt mit anderen Kulturen.
Huntington mit seinem viel zitierten Buch ist ein typischer Vertreter der Konfrontationstheorie, die im westlichen Gedankenkreis dominiert. Das wiederum hat seinen Ursprung schon im römischen Umgang mit fremden Völkern und ist verstärkt worden durch die Entwicklung Europas mit vielen, mehr oder weniger gleich starken Staaten, die einerseits untereinander um Dominanz bemüht waren, dies aber andererseits nie geschafft hatten - bis zur Herausbildung des heutigen Völkerrechts und der Dioplomatie als eine Möglichkeit des Umgangs von souveränen Staaten miteinander.
Diese Unterschiede der Vorgehensweise herauszuarbeiten und zu bewerten, wäre mir wichtig.