Zitat:Shahab3 postete
Lieber Erich. Beim besten Willen. Mit viel gutem Willen, kann man viel Gutes interpretieren. (kenn ich doch
)
Er ging aber in seiner Rede auch kurz vorher noch auf den Koran ein. Dort unterstellte er, dass Mohammed noch Frieden geprädigt hätte, als er noch schwach und bedroht war. Später kam dann das bereits allseitsbekannte Zitat, nachdem Mohammed den Frieden den er predigt mit Gewalt verbreitet und dann warf er die Frage auf, wie sich Religion und Gewalt überhaupt vertragen. .....
Lieber Shahab 3:
erst einmal - ich akzeptiere, dass der Papst wohl einen Fehler gemacht hat: er hat unterstellt, dass die Sure, in der Mohammed Frieden gepredigt hat - genauer gesagt religiöse Toleranz predigte - , eine der frühen Suren ist, in denen Mohammeds Bewegung noch schwach und bedroht war - das scheint mir falsch zu sein:
die frühen Suren sind nach meiner Kenntnis die kurzen Suren, die am Ende des Koran aufgeführt sind - die vom Papst zitierte Sure gehört zu den längeren und wird, so weit ich informiert bin, im allgemeinen der späteren Zeit - insbesondere der Periode von Medina - zugerechnet
und ansonsten:
ja, der Papst warf die Frage auf, ob sich Logos - das ist die urgriechische Gottesbezeichnung der Bibel, die für Gott und Verstand steht - und Gewalt vertragen, und der Papst sagt, dass das aus seiner christlich-katholischen Sicht nicht der Fall ist.
So, und jetzt zu dem persischen Korangelehrten, aus dessem Gespräch mit dem griechisch-byzantinischen HErrscher der Papst ja zitierte: nach meiner Kenntnis gehörte dieser Gelehrte einer - ich sag mal "fatalistisch geprägten" - Schule an, die in der Koraninterpretation - im Spektrum der verschiedenen Schulen - am Rande des arg konservativen Flügels steht.
Insbesondere die schiitische Interpretation ist völlig entgegen gesetzt. Wenn ich die Schia richtig verstehe, dann ist Gott und seine Offenbarung der absolute Höhepunkt der Vernunft und Logik (ich sags mal mit meinen Worten) - und dass Allah (= Gott) der erbarmende und barmherzige Gott ist, sagt (mit einer Ausnahme) auch jede Sure des Koran.
Diese Interpretation wird, glaube ich gehört zu haben, auch von der überwiegenden Meinung der Sunnitischen Schulen geteilt.
Damit, so meine ich, steht die (heutige) christlich-katholische Theologie auf demselben Fundament wie die Mehrheit der islamischen Hochschulen und die Orthodoxie - und auf dieser Basis müsste ein Dialog der Kulturen, zu dem der Papst ausdrücklich eingeladen hat, doch möglich sein.
So, und abschließend noch eine persönliche Meinung zur "gewaltsamen Verbreitung des Islam":
Tatsächlich hat jede Religion die Tendenz, sich über die anderen Religionen zu erheben. Der Koran macht da insoweit eine Ausnahme, als er die Juden und Christen als Schriftbesitzer ausdrücklich anerkennt.
Das aber schließt nicht aus, dass die Länder der Juden und Christen mit Gewalt erobert werden - wie der Vorstoß der Muslime über die heutige Türkei bis in den Balkan oder über Nordafrika bis nach Spanien (Al Andaluz - Andalusien), dem früheren Herrschaftsgebiet der Wandalen, zeigt. Die politische Macht wurde also mit Gewalt vorangetrieben.
Die größeren religiösen Gewalttaten sind aber - das muss auch gesagt werden - von den Christen ausgegangen. Die haben tatsächlich "mit dem Schwert bekehrt" - und dazu hat der Papst, wenn man seine Vorlesung liest, eine klare Absage erteilt.