@Shahab3
Zitat:Shahab3 postete
Ich sag es Dir gerne nochmal. Der Papst steht prinzipiell in der Öffentlichkeit!
Überall dort wo er eine Reden hält, wird genau zugehört. Ob er dabei vor Rentern, Studenten, oder sonstwem spricht, ist nebensächlich. Es geht um "eine öffentliche Äusserung". Ich selbst habe (wie vermutlich einige andere hier auch) auch einen Ausschnitt der besagten Rede im Fernsehen gesehen.
Was ich noch betonen wollte, dass der Papst nicht unbedingt der Menschenschlag ist, welcher populistische Äußerungen loslässt um sich auf dem Rücken des Islams zu profilieren.
[quoteNiemand hat Ratzi dazu gezwungen diesen Satz zu zitieren: "Zeig mir doch, was Mohammed Neues gebracht hat und da wirst du nur Schlechtes und Inhumanes finden wie dies, dass er vorgeschrieben hat, den Glauben, den er predigte, durch das Schwert zu verbreiten." [/quote]Nein, aber es ist auch nichts schlimmes eine intolerante Meinung zu zitieren, wenn man sie sich nicht zu eigen macht, oder sich noch sogar davon distanziert.
Zitat:Und woher -ausser von Reden- kennst Du Ratzi sonst noch?
Ich kenne ihn ebenfalls nicht persönlich. Meine Religionslehrerin in der Oberstufe hat allerdings bei ihm in Tübingen promoviert und ihn uns eben so beschrieben: eher stiller, kontakt- und medienscheuer und eher Theoretiker.
Zitat:In einer Fernseh-Doku (da mit persönliche Kontakte nach Rom fehlen), die ich mal kurz nach seiner Wahl über ihn gesehen habe, hiess es zudem, dass er der erzkonservativen Fraktion innerhalb der Kirche angehört.
Ratzinger war vor seiner Wahl zum Papst der Präfekt der Glaubenskongregation (vormals die Heilige Inquisition). Nachdem die Aufgabe dieses Gremiums als die Bewahrung des katholischen Glaubens gegen Häresie und Sektentum definiert wurde, ist es logisch, dass der Präfekt konservativ sein muss, egal ob er es vorher war oder nicht. So wie der Sozialminister - egal welcher Couleur - eher für die Armen eintritt und der Wirtschaftsminister für die Unternehmer.
Zitat:Also niemand der wirklich daran interessiert ist, die Ökomene und die religiöse Verständigung zwischen anderen Religionen zu verbessern.
Ratzinger war einer der engsten Berater von Johannes Paul II und hatte einen großen Einfluss auf ihn. Nachdem JP II. relativ offen gegenüber den anderen Religionen war (Entschuldigung gegenüber den Juden für christliche Verfolgung, Besuch einer Moschee), wird dies nicht gegen den Willen Ratzingers geschehen sein. Für die Ökumene hat sich Ratzinger sehr wohl eingesetzt (wie auch JP II.), siehe seine Publikation
Dominus Iesus (1998).
Zitat:Daher war ausserhalb Deutschland die Enttäuschung relativ groß, dass es kein junger, moderner, weltoffener Papst geworden ist.
Eher konservative Regionen waren froh über Ratzingers Wahl (zB Schwarzafrika), da sie Angst hatten dass ein liberaler europäischer oder Latino-Papst ihnen den kath. Glauben "weichspült". Südamerika war enttäuscht, da sie auf einen der ihren gehofft haben. In Europa wars unterschiedlich, Polen beispielsweise hat sich auch über Ratzingers Wahl gefreut.
Das Teile der Presse sauer über Ratzingers Wahl waren (wie zB die TAZ) ist klar, ein liberaler Papst passt besser in das Weltbild der meisten Journalisten. Nachdem die meisten von ihnen aber keine gläubigen Christen sind, ist deren Haltung keine Referenz und hat keine Relevanz. Wichtig ist bloß was die gläubigen Katholiken von dem neuen Papst erwarten und halten.
Zitat:Zitat:Wie ich schon mehrmals betont habe, ist Ratzinger Professor gewesen und nach deutschem Prinzip sind diese bloß Gott und der Geschichte verantwortlich.
:laugh::laugh::rofl:
[/quote]Sag bloß das war dir nicht bekannt :hand:
Zitat:Wenn er also naiverweise (oder "ungeübt" wie du sagst) diese Stelle rausgesucht hat und er von dem Karikaturenstreit nichts gehört hat, weil der einzige Schwarz/Weiss Fernseher im Vatikan schon lange defekt ist und sich der hiesige Zeitungsbote als moslemisches Einwandererkind nicht in den Vatikan traut, DANN hat er wohl nur einfach fahrlässig gehandelt. Das unter der Prämisse, dass seine Berater (die wohl teilweise sehr gute Islam-Experten sind) weder von seinen Plänen zu den Äusserungen wussten, oder ihn falsch beraten haben, bzw den Zettel mit dem falschen Zitat untergejubet haben.
Vielleicht ist es für einen westlich geprägten Menschen schwer zu verstehen, was an der Rede schlimm gewesen ist. Du wirst auch öfters Zitate von Hitler und Stalin finden.
Im übrigen war laut Wikipedia die Antrittsvorlesung zu seiner Professur in Bonn „Der Gott des Glaubens und der Gott der Philosophie", dem Thema also sehr ähnlich, um welches sich die Regensburger Rede drehte. Ich glaube, dass der gute Papst eine seiner alten Vorlesungen ausgegraben hat.
Zitat:Wenn all das nicht zutrifft (also ein kaum erklärbares menschliches Versagen, aufgrund einer Verkettung sehr unglücklicher Umstände), ..ja dann....dann bleibt nur noch das Motiv des Vorsatzes. Und den unterstelle ich ihm.
Also du unterstellst dem Papst, dass er gewusst hat, dass die Moslems die Rede nicht ganz lesen bzw. nicht verstehen und trotzdem dieses Zitat genommen hat.
Den Vorwurf kann man sicher bringen, ich halte ihn aber für weit hergeholt. Für mich sprechen zusammengefasst dagegen,
dass er den Vortrag in einer Uni mit für seine Verhältnisse nicht viel Medien,
dass die Rede in den Themenkomplex gehört, den er als Professor teilweise betreute und deshalb alt sein könnte,
dass Benedikt XVI bisher nicht als Populist aufgefallen ist,
dass in westlichen Medien diese Passage erst nach dem Protest von islamischer Seite überhaupt erwähnt wurde,
die Kirche als Kulturkämpfer besonders in dem auf Ausgleich bedachten Europa nicht allzu gut darstehen würde.
Zitat:Und ich weiss nicht, was daran so schlimm sein soll. Das wäre aus seiner Warte genau das Richtige! Er muss die Christen oder zumindest Katholiken wieder hinter sich scharen. Und das hat in der Kirche schon immer funktioniert, wenn es gegen äussere Feinde, sprich Islam, Hexentum, sonstwen ging.
Die Kreuzzüge gegen den Islam und die Hexenverfolgung gschahen beide als Europa noch erzchristlich war und hatten eher weltliche als kirchliche Ursprünge.
Zitat:Gleichzeitig, da eben vorherzusehen war was passiert, hat er den Moslems einen Spiegel vorgehalten.
Dann aber auf eine sehr subtile Weise. Zu dem Zweck hätte ich stärkeren Toback verwendet, wie zB Quintus' Attatürk Zitate.
Zitat:Der Papst ist Staatsmann, Religionsführer und CEO eines der größten Konzerne der Welt. Er macht eben Politik im Interesse seiner Organisation. Früher haben Päpste heilige Kriege ausgerufen und/oder waren de facto die mächtigsten Herrscher in Europa. Es ist aus christlicher Sicht überaus bedauerlich, dass der Papst heute so schwach ist, dass er nicht mal mehr das Recht geneisst, Interessenspolitik zu betreiben und gegen andere Religionen zu hetzen. Das durften Päpste früher immer und sie haben es gern getan.
Je weniger mächtig die Kath. Kirche ist, desto besser (im christlichen Sinne) ist sie, wenn man sich den Unsinn ansieht, den die Päpste auf dem Höhepunkt ihrer Macht getrieben haben.