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Normale Version: Russland
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Michail Gorbatschow ist tot. Er war sicherlich eine der großen und zugleich tragischen Figuren der Weltgeschichte, im Westen durchaus hochgeschätzt für seine Rolle beim Herbeiführen des Endes des Kalten Krieges - und auch in Deutschland hoch angesehen hinsichtlich seines Wirkens bei der Wiedervereinigung -, in Russland selbst jedoch vielerorts bis heute angefeindet, ja verhasst als der Totengräber der UdSSR.

Dabei hatte er kaum mehr Handlungsspielraum. Als er ins Amt kam, war die UdSSR quasi schon abgewirtschaftet, er war faktisch noch ein Insolvenzverwalter. Und der Niedergang war nicht erst mit den Jahren des Siechtums in Breschnews Endphase, mit dem greisen Duo Andropow und Tschernenko oder mit dem Afghanistan-Krieg ab 1979 und Reagans SDI eingeleitet worden, sondern schon spätestens seit Mitte der 1970er war klar, dass es sich nicht mehr rechnet und dass das System gegen die Wand fahren wird. Gemacht wurde nichts. Und als es dann gar nicht mehr ging, hat man Gorbi ins Amt gehoben, zum zusammenfegen, hat ihm die Scherben vor die Füße geworfen nach dem Motto: Mach mal!

Er war sicher kein Wirtschaftsfachmann und hat auch Fehler gemacht, aber die Annahme, die man in Russland häufig zu Ohren bekommt, wonach unter ihm der Zusammenbruch erst begann, ist ein weiteres Bsp. dafür, wie man sich im gegenwärtigen Russland leider selbst anlügt...
Zitat:ZUM TOD VON MICHAIL GORBATSCHOW

Ein Friedensengel und „Mann des Systems“

Der ehemalige sowjetische Staatschef Michail Gorbatschow, der half, das Wettrüsten zu beenden, blieb im Ausland ein gefeierter Elder Statesman. In Russland drang er nicht mehr durch. Nun ist er mit 91 Jahren gestorben. [...]

Im Westen war und bleibt Michail Gorbatschow immer „Gorbi“: ein Friedensengel, der half, das Wettrüsten zu beenden und die in der DDR stationierten Soldaten in den Kasernen ließ, als das Volk auf die Straße ging. In Russland wirft man Gorbatschow vor, das Imperium verspielt zu haben. Dabei wollte er die Sowjetunion bewahren. Der „Mann des Systems“, als der er sich bezeichnete, scheiterte selbst am System. [...] Am 11. März 1985 wurde Gorbatschow, der damals seit fünf Jahren Mitglied des Politbüros war, mit 54 Jahren Generalsekretär der Partei. Er pflegte einen offenen Umgangsstil, wurde beliebt, war ein Symbol der Hoffnung. Schon im Oktober 1985 stellte Gorbatschow sein Programm eines Umbaus („Perestrojka“) vor: Eigeninitiative sollte gefördert, die Produktion mehr an der Nachfrage ausgerichtet werden. Die Finanznot und die Einsicht, dass ein Nuklearkrieg nicht zu gewinnen wäre, brachten Gorbatschow zu der Erkenntnis, dass das Wettrüsten fatal war. Das war der Hintergrund für die Abrüstungsabkommen mit den Vereinigten Staaten: die Beseitigung aller nuklear bestückten Mittelstreckenraketen, die Reduzierung der strategischen Atomwaffen, die Verringerung der konventionellen Streitkräfte in Europa. [...]

Für die Völker Mitteleuropas blieb die Sowjetunion ein Gefängnis. Es war aber auch Gorbatschows Politik zu danken, dass dies ausgesprochen werden konnte. 1987 hatte der Generalsekretär „Glasnost“ (Offenheit) versprochen, um das Volk im Ringen mit reaktionären Kräften auf seine Seite zu ziehen. Im April 1990 bekannte sich die Sowjetunion offiziell zur Verantwortung für die Erschießung Tausender polnischer Offiziere im Jahr 1940 in Katyn. [...]

Der Kongress wählte Gorbatschow zum ersten und letzten Präsidenten der Sowjetunion. Es wurde darüber diskutiert, die Rüstungsausgaben deutlich zu kürzen. Das lehnten die reaktionären Kräfte ab. Der bedrängte Präsident lenkte schließlich ein. Im Herbst 1990 umgab sich Gorbatschow mit Kräften aus dem Lager der Reformgegner. Sein Vertrauter, Außenminister Eduard Schewardnadse, trat im Dezember 1990 zurück, sprach von „Faschismusgefahr“. Im Januar 1991 gingen Sondereinheiten des Innenministeriums in Litauens Hauptstadt Vilnius gegen Demonstranten vor, mindestens 15 Personen wurden getötet. Im lettischen Riga waren es fünf. [...]

Der Zerfall schritt fort. Der Präsident ließ eine Volksabstimmung über eine Bewahrung der Union abhalten, welche die Menschenrechte achte. Doch sechs Republiken nahmen daran nicht teil. Gorbatschow verhandelte mit den übrigen über einen neuen Vertrag, der aus der Sowjetunion eine Konföderation gemacht hätte. [...] Das ging den Reaktionären zu weit: Sie putschten im August 1991 gegen Gorbatschow, während er im Urlaub auf der Krim weilte. Russlands Präsident Boris Jelzin rief zum Widerstand auf. Der Umsturz scheiterte. Gorbatschow war nun Präsident von Jelzins Gnaden. Der verbot die Kommunistische Partei in seinem Herrschaftsbereich. Gorbatschow trat vom Amt des Generalsekretärs zurück. Im Dezember 1991 erklärten Jelzin und die Präsidenten von Belarus und der Ukraine, die Sowjetunion habe aufgehört zu bestehen. Am 25. Dezember 1991 trat Gorbatschow auch als Präsident der Sowjetunion zurück.
https://www.faz.net/aktuell/politik/ausl...80665.html

Schneemann
Zitat:GORBATSCHOW TOT

Trauerfeier mit Orban, aber ohne Putin

Tausende Menschen haben am Samstag in Moskau vom letzten sowjetischen Präsidenten Michail Gorbatschow Abschied genommen. Vor dem Haus der Gewerkschaften bildete sich eine lange Schlange. Wegen einer Dienstreise fehlte Russlands Präsident Wladimir Putin – im Gegensatz zu Ungarns Ministerpräsident Viktor Orban, der damit einmal mehr seine Nähe zu Moskau zur Schau stellte.

Gorbatschow, einer der wichtigsten Wegbereiter der deutschen Einheit, starb am Dienstag im Alter von 91 Jahren. Ein Staatsbegräbnis gab es anders als nach dem Tod des russischen Präsidenten Boris Jelzin (1931–2007) nicht. [...] Der Sarg wurde von Ehrenwachen flankiert, aber die große politische Prominenz war nicht dabei. Putins Fehlen am Samstag wurde vom Kreml mit Terminproblemen begründet, er war allerdings schon am Donnerstag am Sarg. Gorbatschow kritisierte als Miteigentümer der kremlkritischen Zeitung „Nowaja Gaseta“ unter anderem Beschränkungen der Pressefreiheit und andere autoritäre Machtzüge unter Putin.

Aus Russland kamen jedoch Ex-Präsident Dmitri Medwedew, der liberale Oppositionspolitiker Grigori Jawlinski und der Journalist Dmitri Muratow, ebenfalls Träger des Friedensnobelpreises. Auch Ungarns Regierungschef nahm an der Trauerfeier teil. Am Samstag kündigte er seine Reise nach Moskau an. Der als Freund von Putin bekannte Orban wurde von einer vierköpfigen Delegation begleitet.
https://orf.at/stories/3283721/

Putins Verhalten ist aus seiner Sicht sicher absolut richtig, er hofiert damit doch den Irrglauben vieler Russen, dass Gorbatschow der "zu Recht" verfemte Totengräber der UdSSR gewesen sei; allerdings ist in der Realität sein Verhalten ein Paradebeispiel der historisch-berechnenden Feigheit, weiß er doch ganz genau, dass Gorbatschow kaum eine Handlungsoption hatte und nur der vorgeschobene Schrotthändler war, der das Riesenimperium noch irgendwie hätte retten sollen, obgleich der Kreml-Kamarilla damals schon klar war, dass er diesen verrotteten Stall des Augias nicht mal mehr im Ansatz hätte ausmisten können. Aber weswegen empören? Es ist letztlich genau dieses heuchlerische Verhalten, was man von Herrn Putin erwarten kann...

Schneemann
Über die Geister welche Putin rief und ständig nährte, um seine Korruptokratie aufrecht zu erhalten, und die ihm zunehmend außer Kontrolle geraten:

https://www.youtube.com/watch?v=XQc6mJ7u8gQ

Vor allem die Gruppe: Russian Imperial Movement - zu der auch Strelkov enge Kontakte hat, eint zur Zeit aufgrund des Krieges zunehmend andere Gruppen.
Der Krieg, den Putin vom Zaun brach, beschleunigt auch einen unguten Trend für Russland selbst (um hierbei einmal im Sinne Russlands zu argumentieren), die schleichende Bevölkerungsabnahme und Überalterung. Zudem dürfte die "Einwanderung" in ein Land mit einer derart repressiven Regierung und einer derzeitig verstärkten gesellschaftlichen Tendenz zur völkisch-nationalistischen Eigenbrötlerei bis hin zum Rassismus sehr begrenzt sein. Und wenn irgendwann nur mehr die graubärtigen Dugins ums Lagerfeuer herum sitzen und sich gegenseitig auf die Schulter klopfen, wonach sie ja immer richtig gelegen hätten, zahlt das niemandem die Rente. Kurzum: Putin ist ein Desaster für Russland - in jeder Hinsicht...
Zitat:FLUCHT, GEBURTENRATE

Russland auf Weg zu „demografischem Crash“

Rund acht Monate nach dem Einmarsch in die Ukraine zeichnen sich immer deutlicher die Auswirkungen des Krieges auf Russlands Bevölkerung ab. Vollkommen außer Reichweite sind einem Medienbericht zufolge die früheren Pläne von Kreml-Chef Wladimir Putin zur Lösung der Bevölkerungskrise, deren Wurzeln in der Zeit nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion in den 1990er Jahren liegen. Das Problem habe sich zuletzt wohl ganz im Gegenteil nachhaltig verschärft.

Neben Tausenden von Opfern auf den Kriegsschauplätzen hätten die Teilmobilmachung und die dadurch ausgelöste Fluchtbewegung Putins Ziel, die Bevölkerung bereits in diesem Jahr zu stabilisieren, zunichtegemacht, heißt es dazu beim Nachrichtenportal Bloomberg. Den Angaben zufolge hat diese Eskalation des Ukraine-Krieges Russlands Weg Richtung „demografischen Crash“ deutlich verschärft. [...]

Putins lange mit oberster Priorität vorangetriebene Pläne sahen laut Bloomberg vor, den Bevölkerungsrückgang ab dem Jahr 2022 umzukehren, ab 2030 sollte Russlands Bevölkerung schließlich wieder wachsen. Unter Verweis auf die Folgen des Coronavirus und die Abwanderung schlug der von Bloomberg kolportierte russische Bericht stattdessen eine Revision vor, die für 2030 weiter einen Rückgang von mehr als 400.000 Personen vorsah. [...]

Mit Blick auf das nicht absehbare Ende des Ukraine-Krieges steuere Russland auf eine historisch niedrige Geburtenrate hin, so der Igor Efremow vom Moskauer Gaidar-Institut, der laut Bloomberg für das nächste Jahr 1,2 Millionen Geburten bei fast zwei Millionen Todesfällen prophezeit. Sollte der Krieg bis zum nächsten Frühjahr dauern, könnten es laut Efremow in den zwölf Monaten bis Mitte 2024 sogar nur noch eine Million Geburten sein. [...]

Die Lage hat sich mit Putins Teilmobilmachung verschärft: Medienberichten zufolge haben in den ersten drei Rekrutierungswochen 700.000 weitere Russen das Land verlassen. Für Russland komme das einem enormen „intellektuellen Aderlass“ gleich, hieß es dazu in einem vom britischen Verteidigungsministerium Ende September publizierten Geheimdienstbericht. „Unter denjenigen, die versuchen, Russland zu verlassen, sind die Bessergestellten und Gutausgebildeten überrepräsentiert“. [...]

Für Länder wie Kirgistan, Georgien, Aserbaidschan, Armenien und Kasachstan, die „von Russen lange Zeit als Reservoirs für billige Arbeitskräfte abgetan wurden“, handle es hingegen um eine „eine Chance, die qualifizierten Arbeitskräfte zu gewinnen, die sie dringend benötigen“, schreibt dazu der ehemalige kirgisische Ministerpräsident Dschmoart Otorbajew in einem unter anderem im IPG-Journal der deutschen Friedrich-Ebert-Stiftung veröffentlichten Gastbeitrag.
https://orf.at/stories/3290280/

Schneemann
Das folgende ist derart abseitig, dass schon fast wieder Zweifel daran erlaubt sein könnten, ob an diesem Wahnwitz nicht doch etwas dran sein könnte:

https://www.newsweek.com/russia-planned-...rs-1762133

Zitat:Russia Planned To Attack Japan in 2021: Leaked FSB Letters

In August 2021, Russia was "quite seriously preparing for a localized military conflict with Japan," the agent said in an email to Osechkin in March.

The whistleblower detailed movements of electronic warfare helicopters targeting Japan, while Russia's propaganda machine was also initiated, with a huge push to label Japanese as "Nazis" and "fascists."

The whistleblower said there was an "active spin in the Russian information space" against Japan in the summer of 2021.

"The bet was placed on the fact that the Japanese specialized in brutal biological experiments, showed inhumanity, and had a disposition for Nazism. And they should have demilitarized after the war, but they violate these regulations, creating risks for Russia," they wrote.

"But on the whole, war was inevitable for Russia due to the maniacal desire for war by the leadership…And now the bulk of the combat-ready units from that direction have been redeployed to Ukraine," the whistleblower added.

Newsweek has contacted the foreign ministries of Russia and Japan for comment.
Die ersten Wind Of Change Briefe waren wahrscheinlich echt und erlauben einen Einblick in die Gedankenwelt des FSB - dieser gehört dazu. IIRC ging es um die Kurilen. Mehr als interessante Indizien werden nicht präsentiert.

Mittlerweile werden die neueren Briefe allerdings nur noch von Sushko gegen Geld angeboten und finden sich nicht mehr auf der website von Osechkin. Newsweek gräbt altes Zeug aus und versieht die neueren Briefe mit einem bellingcat Qualitätssiegel von damals (kopiert von Igor Sushko). In meinen Augen ist das wenig seriös, der Focus hängt sich zu allem Überfluss auch noch dran. Das Gebaren von Sushko auf Twitter wirft Fragen auf. Deshalb: Mit ganz viel Vorsicht geniessen.
(19.10.2022, 15:35)Schneemann schrieb: [ -> ]Der Krieg, den Putin vom Zaun brach, beschleunigt auch einen unguten Trend für Russland selbst (um hierbei einmal im Sinne Russlands zu argumentieren), die schleichende Bevölkerungsabnahme und Überalterung. Zudem dürfte die "Einwanderung" in ein Land mit einer derart repressiven Regierung und einer derzeitig verstärkten gesellschaftlichen Tendenz zur völkisch-nationalistischen Eigenbrötlerei bis hin zum Rassismus sehr begrenzt sein. Und wenn irgendwann nur mehr die graubärtigen Dugins ums Lagerfeuer herum sitzen und sich gegenseitig auf die Schulter klopfen, wonach sie ja immer richtig gelegen hätten, zahlt das niemandem die Rente. Kurzum: Putin ist ein Desaster für Russland - in jeder Hinsicht...
https://orf.at/stories/3290280/

Schneemann

Ich will mal außen vor lassen dass stetige Einwanderung in eine Gesellschaft die sich seit Jahrzehnten nicht mehr in ausreichender Höhe selbst reproduzieren kann, nicht unbedingt ein Vorteil sein muss, sondern wohlmöglich die bisherige Gesellschaft noch schneller zu Fall bringen könnte.
Am Beispiel Rußlands erschließt sich mir auch nicht wer hier überhaupt den "rettenden Einwanderungspart" übernehmen könnte selbst wenn das absolute Gegenteil von Putin an der Macht wäre.
Zitat:Ich will mal außen vor lassen dass stetige Einwanderung in eine Gesellschaft die sich seit Jahrzehnten nicht mehr in ausreichender Höhe selbst reproduzieren kann, nicht unbedingt ein Vorteil sein muss, sondern wohlmöglich die bisherige Gesellschaft noch schneller zu Fall bringen könnte.
Am Beispiel Rußlands erschließt sich mir auch nicht wer hier überhaupt den "rettenden Einwanderungspart" übernehmen könnte selbst wenn das absolute Gegenteil von Putin an der Macht wäre.
Naja, es hängt von ab, wie ich die Einwanderung gestalte, und ob es sich um eine illegale Migration, eine gezielt geförderte etc. pp. handelt. Aber ja, es würde hier zu sehr von der Materie wegführen.

Hinsichtlich Russlands sehe ich eigentlich keine großartigen Chancen auf eine wie auch immer geartete Einwanderung. Aus westlicher Richtung wird nicht viel geschehen. Einerseits will niemand in einer Diktatur leben, andererseits schreckt das russische Vorgehen aktuell die meisten ab, außer vielleicht Steven Seagal. Im Süden bzw. Richtung Zentralasien wird man sich mehr und mehr loseisen von Moskau und sich der islamischen Erneuerung erinnern (das hatte Scholl-Latour schon vor 25 Jahren vermutet) - und in den westlichen Regionen Russlands will man zudem auch keine Muslime sehen bzw. sind diese wenig gut gelitten. Einzig im Osten, Richtung China, sehe ich Chancen auf gewisse Bewegungen, aber hier werden die Asiaten eher ihrem eigenen Nationalismus frönen und sich ihrer eigenen Herkunft gewahr bleiben, als sich selbst als Russen zu definieren...

Schneemann
Zitat:"Prigoschin-Gate" enthüllt
Das sagt die russische High Society über Wladimir Putin hinter seinem Rücken

stern.de

Defenestration in 3 ... 2 ... 1 ...

Nicht überraschend. Diese Enthüllung wird allerdings dafür sorgen, dass man in Zukunft in Russland noch vorsichtiger sein wird, wann, wo und zu wem man etwas sagt. Das Regime wird dadurch zumindest kurzfristig stabiler werden.
Ohne nun den Ukrainern das Wort reden zu wollen, so scheint sich die Kriegstreiberbande in Moskau aktuell gegenseitig umzubringen...
Zitat:Sprengsatz in Büste versteckt?

Militär-Blogger stirbt bei Explosion in St. Petersburg

Ein unter dem Pseudonym Wladlen Tatarskij bekannter Militär-Blogger lädt Medienberichten zufolge zu einem "patriotischen Abend" in einem Café in Sankt Petersburg - das Wagner-Chef Prigoschin gehören soll. Dort bekommt er offenbar ein Geschenk, das ihn das Leben kostet. Der 40-jährige Journalist und Blogger mit dem Pseudonym Wladlen Tatarskij sei auf der Stelle tot gewesen. Maxim Fomin, wie sein richtiger Name lautet, hatte laut Medienberichten zu einem "patriotischen Abend" in das Café "Stritfud-Bar No.1" eingeladen. Dieses soll demnach Jewgeni Prigoschin, dem Chef der berüchtigten Söldnertruppe Wagner, gehört haben. [...]

Das Geschenk - Augenzeugen berichteten von einer vergoldeten Büste des Bloggers - sei ihm von einer jungen Frau überreicht worden, schrieben örtliche Medien. Sie habe sich anschließend in eine der hinteren Zuschauerreihen gesetzt, sei aber nach der Explosion verschwunden. Die Fahndung nach ihr laufe auf Hochtouren. Eine Gruppe namens "Cyber Front Z", die sich selbst in den Onlinenetzwerken als "Russlands Informationssoldaten" bezeichnet, erklärte bei Telegram, das Lokal für den Abend gemietet zu haben. "Es gab einen Terroranschlag. Wir haben bestimmte Sicherheitsmaßnahmen ergriffen, aber es waren nicht genug." [...]

Mychajlo Podoljak, Berater im ukrainischen Präsidentenbüro, schrieb nach der Explosion in St. Petersburg bei Twitter: "In der Russischen Föderation fängt es an ... Spinnen fressen sich gegenseitig in einem Glas".
https://www.n-tv.de/politik/Militaer-Blo...29316.html
(02.04.2023, 22:56)Schneemann schrieb: [ -> ]Ohne nun den Ukrainern das Wort reden zu wollen, so scheint sich die Kriegstreiberbande in Moskau aktuell gegenseitig umzubringen...
https://www.n-tv.de/politik/Militaer-Blo...29316.html

Ist es nicht wahrscheinlicher dass es der ukr. Geheimdienst war oder zum Beispiel die Gruppe die die Tochter von Dugin getötet hatte?
Zitat:Ist es nicht wahrscheinlicher dass es der ukr. Geheimdienst war oder zum Beispiel die Gruppe die die Tochter von Dugin getötet hatte?
Naja, theoretisch möglich wäre es. Aber ehrlich gesagt glaube ich nicht, dass irgendein Blogger, der eben eine prorussisch-belizistische Rhetorik pflegt, eine solche Operation, die durchaus etwas aufwendiger war und auch entsprechend ein Medienecho verursacht, "wert" wäre.

Es gibt da nicht nur "lohnendere Zielpersonen", sondern ich entsinne mich auch, dass Washington hinter den Kulissen den Ukrainern nach dem Dugin-Anschlag zu verstehen gegeben hatte, dass solche Aktionen die Unterstützung durch die USA gefährden könnten - was quasi eine "Drohung durch die Blume" war, dass man sich zusammenreißen solle. Und nun ein neues Theater wegen eines Bloggers? Eher unwahrscheinlich...

Dazu:
Zitat:"Nicht Kiew die Schuld geben"

Wagner-Chef vermutet Radikale hinter Blogger-Anschlag

Einer der bekanntesten russischen Militärblogger ist tot. Eine Büste explodierte in seiner Hand während einer Veranstaltung. Wer steckt hinter dem Anschlag? Wider Erwarten beschuldigt Wagner-Chef Prigoschin nicht die Führung in Kiew - sondern radikale Kräfte im eigenen Land. [...]

Bei einer Explosion in einem Café von Prigoschin wurde Tatarski, der mit bürgerlichem Namen Maxim Fomin hieß, getötet. Mehr als 30 Menschen wurden verletzt. Das Attentat löste in Russlands Machtapparat Entsetzen aus. Eine Frau wurde festgenommen. Sie hatte veröffentlichten Videos zufolge dem 41-jährigen kremltreuen Propagandisten am Sonntag in dem Café eine Büste überreicht, die wenig später explodierte. [...]

Das Café hatte Prigoschin der nationalistischen Bewegung Cyber Front Z für Kriegspropaganda im Internet überlassen. Über die Täter hinter dem Anschlag sagte der Wagner-Chef: "Ich denke, dass eine radikale Gruppe agiert, die kaum eine Beziehung zur Regierung (in Kiew) haben dürfte". Die russischen Behörden haben sich bisher nicht zu den Hintergründen geäußert.
https://www.n-tv.de/politik/Wagner-Chef-...29962.html

Schneemann
Zu den bereits vielfach geäußerten Vermutungen, wonach Putin den Kontakt zur Außenwelt, vielleicht auch zur Realität, verloren haben könnte (und dass er sich allenfalls noch das aus dem Newsspektrum vorsetzen lässt, von dem seine Lakaien glauben, dass er es hören möchte), gibt es neuerliche Verdachtsmomente. Ein mutmaßlich hochrangiger Überläufer aus dem FSO hat nun diese Vermutungen nochmals bestätigt. Und zugleich auch ein Bild gezeichnet, dass einen Staatschef zeigt, dessen Paranoia beinahe an Enver Hoxha oder Ceaușescu erinnert...
Zitat:Russian defector sheds light on Putin paranoia and his secret train network [...]

Gleb Karakulov, who served as a captain in the Federal Protection Service (FSO), a powerful body tasked with protecting Russia’s highest-ranking officials, said the measures were designed to mask the whereabouts of the Russian president, whom he described as “pathologically afraid for his life”. [...]

The Guardian has reviewed an interview with Karakulov by the Dossier Centre, a political information outfit founded by the exiled Russian billionaire Mikhail Khodorkovsky, and confirmed the credentials of the senior Russian communications engineer, who travelled with Putin extensively and helped transmit some of his most secret messages. [...] “Our president has lost touch with the world,” he said. “He has been living in an information cocoon for the past couple of years, spending most of his time in his residences, which the media very fittingly call bunkers. He is pathologically afraid for his life. He surrounds himself with an impenetrable barrier of quarantines and an information vacuum. He only values his own life and the lives of his family and friends.” Karakulov described a virtual state within a state that includes firefighters, food testers and other engineers who travel with Putin on his trips abroad, providing a rare first-hand insight into the levels of paranoia and sheltered lifestyle of the Russian president. “They call him the Boss, worship him in every way and only ever talk of him in those terms,” he said. [...]

Karakulov said Putin used identical offices in St Petersburg, Sochi and Novo-Ogaryovo, and that the secret services used fake motorcades and decoy planes to pretend he was leaving. “This is a ruse to confuse foreign intelligence, in the first place, and secondly, to prevent any attempts on his life,” he said. [...] “He has shut himself off from the world,” Karakulov said. “His take on reality has become distorted.” [...]

Karakulov described his risky escape to the west during Putin’s visit to Kazakhstan. During the trip, his wife and daughter secretly flew to Astana. They postponed the defection several times until nearly the end of the trip, when Karakulov told his fellow officers he was feeling unwell and then fled with his family to the airport. The Dossier Centre said Karakulov’s current whereabouts were unknown.
https://www.theguardian.com/world/2023/a...cret-train

Schneemann
Momentan häufen sich wieder die Nachrichten, dass es mit Russlands Wirtschaft bergab geht.

"Der Angriffskrieg gegen die Ukraine kommt Russland zunehmend teuer zu stehen. Laut russischem Finanzministerium ist der Etat im ersten Quartal klar ins Minus gerutscht. Gleichzeitig wertet der Rubel ab."
https://www.tagesschau.de/wirtschaft/wel...t-101.html

"Milliardenloch im russischen Staatshaushalt: Russische Wirtschaft schrumpft wegen westlicher Sanktionen"
https://www.tagesspiegel.de/internationa...31925.html

"Westliche Sanktionen haben dafür gesorgt, dass das Bruttoinlandsprodukt im Vorjahresvergleich um 2,1 Prozent niedriger ausfiel. Die OECD rechnet erst 2025 wieder mit Wachstum."
https://www.wiwo.de/politik/ausland/ukra...85082.html


Was mich in dem Kontext wirklich mal interessieren würde ist, inwiefern diese "Horrormeldungen" (aus Russlands Sicht) tatsächlich der Wahrheit entsprechen und wieviel davon "westlicher Propaganda" bzw. gezielter Meinungsbildung zuzuschreiben ist. Immerhin wurde das Staatsdefizit ja durch eine russische Behörde veröffentlicht...
Mir wäre von westlicher Seite oftmals eine objektivere Berichterstattung wirklich lieber, denn wenn man die Nachrichten bezüglich der Sanktionen ab dem ersten Tag verfolgt hat, müsste die russische Wirtschaft schon längst kollabiert sein.

Deshalb meine Fragen an die Russlandkenner:
Funktioniert der Plan Putins, die westlichen Wirtschaftsbeziehungen durch China / Indien / Afrika zu ersetzen, oder sind das alles hohle Phrasen und Russland bekommt bald ernstzunehmende ökonomische Probleme die eventuell ab einem gewissen Punkt auch die Bevölkerung aufwiegeln könnten?
Wird es tatsächlich langsam kritisch (aus russischer Perspektive) , oder sind das hauptsächlich Nachrichten um die westliche Bevölkerung "bei der Stange" zu halten während Russland noch auf große Ressourcen im finanziellen Bereich zurückgreifen könnte?
Russland kann noch eine überschaubare Zeit so weitermachen wie bisher, aber es ist absolut absehbar dass der Lebensstandard spürbar sinken wird. Rüstungsausgaben, Gehälter für Militär und Sicherheitsdienste, anteilig die damit steigende Korruption, Sanktionen, weggefallene Rohstoffkunden, Preisverfall und Ausfall von gelernten Arbeitskräften wirken unmittelbar bereits auf den Staatshaushalte in 2023.

Dabei muss man im Auge behalten, dass Putin aus finanz- und wirtschaftspolitischer Sicht immer vorsichtig agiert hat und es ziemlich sicher weiterhin so tun wird. Weder wurde das Land auf eine richtige Kriegswirtschaft umgestellt, noch kam bis dato die zweite große Mobilmachungswelle.

Bei mehr Interesse empfehle ich die Veröffentlichtungen von Leuten wie Janis Kluge, SWP.