Der Titel des Threads passt zwar nicht mehr ganz, weil es mittlerweile rund 15 Jahre sind, seit der Massenmord in Ruanda zu Ende ging, aber da ich keinen anderen Ruanda-Thread finden konnte, es aber das Land verdient derzeit ein wenig konzentrierter betrachtet zu werden, habe ich diesen Thread wieder ausgegraben.
In Ruanda wurde der alte Regierungschef, Paul Kagame, wiedergewählt und ist jetzt somit auch der neue Präsident.
Hierzu:
Zitat:Ruandas Wahlsieger Kagame
Erst der Wohlstand, dann die Moral
Ruandas wiedergewählter Präsident will Wirtschaftswachstum und Wohlstand im Alleingang schaffen. Ohne Entwicklungshilfe. Paul Kagame hat Erfolg - doch so dynamisch er das Land vorantreibt, so wenig kümmern ihn Demokratie und Menschenrechte.
Der Präsident lässt sich feiern. Zwei Nächte lang jubelten seine Anhänger im Stadion von Kigali ihrem Idol zu, zwei Nächte zelebrierten sie einen Sieg, der nie in Frage stand. Am Mittwoch wurde das offizielle Wahlergebnis verkündet: 93 Prozent der Stimmen vereinigte Kagame auf sich. Ein machtvoller Sieg in einer Wahl, die keine war.
Link: <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,711258,00.html">http://www.spiegel.de/politik/ausland/0 ... 58,00.html</a><!-- m -->
Genau: Eine Wahl, die eigentlich keine war. Kagame hatte in den Wochen und Monaten zuvor massiv die Opposition einschüchtern lassen. Oppositionelle und unliebsame Journalisten oder Menschenrechtler wurden schnell eingeschüchtert, eingesperrt, gefoltert und teils auch ermordet. Im Westen hingegen, der seit dem Völkermord munter Entwicklungshilfe in das Land gepumpt hat (was durchaus auch einige positive Entwicklungen mit sich brachte, etwa einen Ausbau der Infrastruktur), um auch von seinem chronisch schlechten Gewissen wegen des Versagens während des Genozids in den 90ern abzulenken, kam diese Tendenz zu totalitären Zügen des neuen und alten Herrschers noch nicht an.
Es verwundert denn auch nicht...
Zitat:Granatenanschlag nach Wahl in Rwanda
Zwei Tage nach der Präsidentenwahl in Rwanda sind bei einem Anschlag in der Hauptstadt Kigali mindestens sieben Personen verletzt worden. Augenzeugen sprachen von etwa 20 Verletzten.
(sda/afp) Der Sieg von Staatschef Paul Kagame bei der Präsidentenwahl in Rwanda ist von einem Anschlag überschattet worden. Mindestens sieben Menschen wurden nach Polizeiangaben am Mittwochabend verletzt, als in der Hauptstadt Kigali eine Granate explodierte.
Link: <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.nzz.ch/nachrichten/international/ruanda_granatenanschlag_1.7184304.html">http://www.nzz.ch/nachrichten/internati ... 84304.html</a><!-- m -->
...dass es offenbar unter den Leuten gärt, zumindest unter seinen Gegnern. Und es war auch nicht der erste Anschlag...
Zitat:Anschlag in Ruanda
Warnsignale an den Präsidenten
Mitten hinein in die Siegesfeiern für den wiedergewählten Präsidenten Ruandas explodierten in der Hauptstadt Kigali Bomben. Es ist bereits der dritte Anschlag in diesem Jahr. Die Hintermänner sind bisher unbekannt. Hat es sich Wahlsieger Paul Kagame mit Teilen seiner Armee verscherzt? [...]
Beobachter vermuten Militärs hinter den Attacken, denn kaum sonst jemand im streng kontrollierten Ruanda hat Zugang zu explosivem Material.
Link: <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,711487,00.html">http://www.spiegel.de/politik/ausland/0 ... 87,00.html</a><!-- m -->
Es sei auch daran erinnert, dass das Morden in den 90er Jahren auch anfing, als der damalige Präsident (und Hutu) Juvénal Habyarimana 1994 in seinem Flugzeug abgeschossen wurde (von Tutsi-Rebellen, wie orakelt wurde; wahrscheinlicher ist jedoch, dass auch hier Militärs dahinter standen, denen der rund 20 Jahren lang diktatorisch herrschende Habyarimana in die Quere gekommen ist).
Interessant ist zudem, dass Kagame (der Tutsi ist) angeblich damals von den Plänen, Habyarimana zu ermorden, gewusst haben soll. Möglicherweise stehen nun Militärs gegen ihn, die sich den Hutu oder denjenigen Kreisen zuordnen, die ihm eine Mitwisserschaft an der Ermordung Habyarimanas unterstellen, und die sich - evtl. auch weil sie sich als übergangen bei Bevorteilungen ansehen - nun mit Gewalt gegen ihn stellen.
Es bleibt insofern abzuwarten, wie sich die Lage in Ruanda weiter entwickelt. Der letzte Präsidentenmord hat immerhin 800.000 Opfer nach sich gezogen...
Schneemann.