18.10.2020, 17:30
Die strategische Ebene entzieht sich gänzlich einer Bewertung, da der einzige Zugang ein wertloser ist: "offizielle Berichterstattung".
Zitat:Warum Aserbaidschan überhaupt mitmacht, das verstehe wer will.
Zitat:According to the report, citing military and diplomatic sources, Azerbaijan’s invasion attempt was “deliberately planned and provoked by Turkey.”
According to these sources, in recent months, Ankara has actively pushed Baku to launch hostilities, promising “comprehensive political, diplomatic, intelligence and military-technical support,” the newspaper reported.
According to the Russian newspaper, with the completion of joint Turkish-Azerbaijani military exercises in July and August, a significant Turkish force remained on the territory of Azerbaijan and reportedly took on the role of coordinating Azerbaijan’s invasion of Artsakh.
Zitat:Noch mal abgesehen davon dass man beispielsweise durchgehend als friedens- und kompromissbereit dasteht und dadurch politischen Einfluss auf andere Mächte nehmen kann gibt es sogar viele einfache taktische Gründe für dieses Vorgehen: man kann die eroberten Stellungen befestigen und ausbauen, sich für Gegenangriffe wappnen, es ist hervorragend für die eigene Logistik während eines solchen Waffenstillstandes die Versorgung mit den entsprechenden Verbrauchsmitteln nach vorne zu betreiben, zudem können Verwundete evakuiert werden usw usw usfAlles klar, aber das Momentum ist ohnehin auf der Seite Aserbaidschans, die Armenier haben keine Chance (man schaue sich einfach mal ein paar Drohnenvideos an) und wenn man eine Pause einlegt, kann der Gegner eben auch verschnaufen. Deswegen macht der Waffenstillstand für die Aseris im Moment eigentlich gar keinen Sinn. Beim ersten Mal dachte ich noch, dass die Überlegenheit vielleicht doch nicht so gross sei und dass der Vormarsch nicht wie geplant laufe. In Zwischenzeit sieht es aber so aus, als könnten die Aseris tun und lassen, was sie wollen, ohne dass Armenien effektive Gegenwehr leisten kann. Der zweite Waffenstillstand macht also nur für Armenien Sinn.
Zitat:Stattdessen Stückchenweise den Gegner vorsichtig abzunutzen ist unter jedem Aspekt für die Azeris einfach nur sinnvoll. Es vermindert deren Risiko, es vermindert deren Verluste, es vermindert Unterstützung für Armenien, es ermöglicht es risikofrei zumindest einen Teilgewinn in jedem Fall einzustreichen und verhindert einen plötzlichen Umschwung im Krieg ...
Zitat:Noch mal abgesehen davon dass man beispielsweise durchgehend als friedens- und kompromissbereit dasteht und dadurch politischen Einfluss auf andere Mächte nehmen kann gibt es sogar viele einfache taktische Gründe für dieses Vorgehen ...
(20.10.2020, 22:10)Quintus Fabius schrieb: [ -> ]Werter hunter1:
Noch vor wenigen Jahren hätte ich genau das gleiche geschrieben wie du hier. Es wäre auch meine Ansicht gewesen, dass es hier keinen Grund für Zwischenstopps und Unterbrechungen der Offensive gibt, ganz im Gegenteil solche Unterbrechungen die Offensive sogar gefährden und in einer möglichst aggressiven, extrem schnellen und allumfassenden offensive à outrance ein begrenzter Krieg in einem kurzen Zeitraum siegreich zu Ende gebracht werden kann.
Nun hat sich meine Ansicht dazu durch allerlei praktische Erfahrungen welche ich machen musste in den letzten Jahren sehr verändert. Es ist zwar rein theoretisch alles richtig was du vorbringst, die Realität aber ist immens schwierig, selbst auf der bloßen taktischen Ebene. Dieser gewaltige Unterschied zwischen theoretischen Überlegungen und dem Realgeschehen war mir selbst früher auch nicht klar, obwohl die praktischen Beispiele auch schon vor Jahren offen zu tage lagen. Beispielsweise haben die Israelis im Libanonkrieg schon 2006 logistische Probleme gehabt, und man bedenke da mal den Unterschied in der Überlegenheit, welcher noch viel extremer war, die geringe Größe des Kampfgebietes damals und was für Waffen den Israelis im Vergleich zu Azerbeidschan schon damals zur Verfügung standen.
Natürlich hast du recht dass so ein Waffenstillstand ebenso auch dem Gegner etwas bringen kann, aber du unterschätzt meiner Meinung nach die Größe der Probleme real vor Ort für einen Angreifer. Und die Drohnenwaffe ist nicht unbegrenzt verfügbar und muss für entscheidende Momente aufgespart werden. Wenn man die Drohnen non-stop einsetzt so verbraucht sich diese begrenzte Ressource zu schnell und/oder zu weitgehend und steht dann vielleicht in Schlüsselmomenten nicht mehr / oder noch nicht wieder ausreichend zur Verfüigung.
Im übrigen haben auch die Armenier jede Menge Drohnen und werden die Verluste welche die Azeris durch diese erleiden nicht ausreichend thematisiert. Selbst der Pseudo-Staat Berg-Karabach produziert eigene Drohnen, und hat diese beispielsweise vergleichsweise hektisch und in großem Umfang verballert, während die Azeris ihre Drohnenangriffe anscheinend deutlich besser koordiniert, zielführender und effektiver einsetzen.
Non-Stop Angriffe gleich mit welchem Waffensystem können selbst dann falsch sein, wenn sie (zumindest für eine gewisse Zeit) möglich sind. Das kann sogar den gegnerischen Wiederstand stärken. Totalirismus in der Kriegsführung war auch für mich das Ding, aber im Laufe der Zeit habe ich die Ansicht gewonnen, dass man dem Gegner beispielsweise Möglichkeiten zur Flucht einräumen muss, dass psychologische Faktoren besser wirken wenn man keine totalitären militärischen Ziele und Vorgehensweisen verfolgt und dass der Gegner sich viel eher ergibt, seine Kampfmoral viel eher schwindet wenn man die richtige Mischung aus Druck und weniger Druck einsetzt.
In der heutigen Zeit ist ein solches psychologisch geschicktes Vorgehen irgendwie im Rahmen der angestrebten totalen Vernichtung von Terroristen (Frei tötbaren Feinden / Barbaren) verloren gegangen. Dadurch zwingt man dem Gegner den Fanatismus regelrecht auf. Das Blut des Gegners zu sparen kann auch auf der taktischen Ebene wiederum eigenes Blut sparen und schlußendlich das eigentliche Ziel erreichbarer machen. In einem Non-Stop Krieg hat der Feind gar keine Zeit etwas anderes zu tun als bis zum äußersten zu kämpfen.
Zitat:Nun hat sich meine Ansicht dazu durch allerlei praktische Erfahrungen welche ich machen musste in den letzten Jahren sehr verändert.In welchem Krieg warst Du?
Zitat:Beispielsweise haben die Israelis im Libanonkrieg schon 2006 logistische Probleme gehabt, und man bedenke da mal den Unterschied in der Überlegenheit, welcher noch viel extremer war, die geringe Größe des Kampfgebietes damals und was für Waffen den Israelis im Vergleich zu Azerbeidschan schon damals zur Verfügung standen.Es ist hier aber eine andere Ausgangslage. Im Libanon hat Israel reagiert, in NKB hat Aserbaidschan agiert, mit entsprechender Vorbereitung. Das Kampfgebiet ist in NKB übrigens auch nicht sehr gross, wir reden hier von 4400 km2.
Zitat: Und die Drohnenwaffe ist nicht unbegrenzt verfügbar und muss für entscheidende Momente aufgespart werden. Wenn man die Drohnen non-stop einsetzt so verbraucht sich diese begrenzte Ressource zu schnell und/oder zu weitgehend und steht dann vielleicht in Schlüsselmomenten nicht mehr / oder noch nicht wieder ausreichend zur Verfüigung.Gerade hier muss ich widersprechen: Im vorliegenden Fall steht die Drohnenwaffe umfassend und unangetastet zur Verfügung, es gibt haufenweise Bilder zu Treffern auf Fahrzeuge, Stellungen und Gräben.
Zitat:Im übrigen haben auch die Armenier jede Menge Drohnen und werden die Verluste welche die Azeris durch diese erleiden nicht ausreichend thematisiert.Hier habe ich eine Informationslücke. Die von mir benutzten Daten von Lost Armour zeigen ein deutliches Übergewicht bei den armenischen Verlusten:
Zitat:Non-Stop Angriffe gleich mit welchem Waffensystem können selbst dann falsch sein, wenn sie (zumindest für eine gewisse Zeit) möglich sind. Das kann sogar den gegnerischen Wiederstand stärken. Totalirismus in der Kriegsführung war auch für mich das Ding, aber im Laufe der Zeit habe ich die Ansicht gewonnen, dass man dem Gegner beispielsweise Möglichkeiten zur Flucht einräumen muss, dass psychologische Faktoren besser wirken wenn man keine totalitären militärischen Ziele und Vorgehensweisen verfolgt und dass der Gegner sich viel eher ergibt, seine Kampfmoral viel eher schwindet wenn man die richtige Mischung aus Druck und weniger Druck einsetzt.Sicher richtig, im vorliegenden Fall kommt das aber etwas zu spät. Man hat den Armeniern 30 Jahre lang Zeit gegeben, um sich aus NKB zurückzuziehen. Beim ersten Waffenstillstand wurde das nochmals angeboten. Ich denke, für Kriegspsychologie ist momentan kein Platz da. Die Armenier kämpfen ohnehin fürs Überleben.
Zitat:Nachdem Rußland in Syrien eingriffen hatte und sicher auch beratend der syrischen Armee zur Verfügung stand hatte sich das Blatt dort relativ schnell gewendet. Auch dort wurde ähnlich taktiert und ein Fleckchen und eine Rebellengruppe nach der anderen ausgeschaltet. Zwischendurch immer wieder Waffenstillstände und die Möglichkeit offen gelassen zu Flucht und Rückzug. So konnte die syrische Armee und mit ihr verbündete Milizen sehr viel Kraft und Material sparen. Die wenigsten Orte wurden wirklich im echten Häuserkampf erobert, denn meist zog der Gegner nach Umzingelung freiwillig ab.Der Syrienkrieg ist aber ein ganz anderer als dieser hier. In NKB kämpfen zwei ungefähr gleich bewaffnete Armeen frontal gegeneinander und das in einem sehr begrenzten Gebiet (symmetrischer Krieg). In Syrien gab es eine Vielzahl von Fraktionen mit unterschiedlichen Motiven, Gemengelage mit Zivilisten, Überläufer/Deserteuren und ungleicher Verteilung der Waffensysteme (asyemmetrischer Krieg aus allen Richtungen). Insofern ist der Vergleich schwierig.
Zitat:Gerade hier muss ich widersprechen: Im vorliegenden Fall steht die Drohnenwaffe umfassend und unangetastet zur Verfügung, es gibt haufenweise Bilder zu Treffern auf Fahrzeuge, Stellungen und Gräben.
Zitat:Logistik muss in diesem Kontext möglich sein, ohne Waffenstillstand.
Zitat:Hier habe ich eine Informationslücke. Die von mir benutzten Daten von Lost Armour zeigen ein deutliches Übergewicht bei den armenischen Verlusten:
Zitat:Mich würde aber schon interessieren, wieviele Drohnen der Armenier/Artsakhen verloren gingen. Und vor allem, was für welche. Artsakh produziert angeblich eine Loitering Munition, interessant wäre aber auf armenischer Seite so etwas wie die Bayraktar TB2 oder sonst ein bewaffnetes Muster.
Zitat:Ich denke, für Kriegspsychologie ist momentan kein Platz da. Die Armenier kämpfen ohnehin fürs Überleben.
Zitat:Armenian military officials also unveiled wreckage from two separate Turkish-manufactured Bayraktar TB2 Unmanned Combat Aerial Vehicles (UCAVs) which had been shot down along with at least four other Israeli drones over the previous day.
Zitat:The advanced Turkish UCAVs pressed their advantage in altitude and range to inflict significant damage on Armenian air defenses and armor in the early days of the fighting. On Tuesday, Armenia’s MoD revealed that it had shot down “at least a dozen” Bayraktars, but those two were the first to be recovered in Armenian-held territory. One analyst suggested that the Armenian army had become better at targeting more technically complex drones.