In der Ukraine sieht man immer noch recht viele BMP-3M. Die von den Ukrainern als sehr gefährliches Fahrzeug gewertet werden, trotz der heutigen Möglichkeiten mit den Drohnen.
Der BMP-3M wurde 2010 das erste Mal vorgestellt, also kurz nach dem letzten Beitrag hier vor der Wiedererweckung dieses Stranges. Er hat nicht nur eine ganze Reihe von Verbesserungen was die Sensorik angeht, sondern auch ein sehr viel besseres Feuerleitsystem und einen deutlich leistungsstärkeren Motor.
Das eigentlich interessante aber ist, dass man schon 2010 eigentlich den Plan hatte, wirklich jeden BMP-3M mit einer Kontakt 5 Reaktipanzerung, sowie einem APS zu versehen, ursprünglich mit Arena, heute mit Arena M. Als mindestes wollte man als Reaktivpanzerung vom Typ Kaktus installieren, auch dies geschah nicht.
Hätte nun jeder BMP-3M sowohl diese Reaktivpanzerung als auch Arena M, wären diese Fahrzeuge erstaunlich gut geschützt, insbesondere auch gegen Drohnen. Aber genau diese wesentlichen Komponenten fehlen einmal mehr, obwohl sie praktisch über 12 Jahre Produktionszeit vorgesehen waren.
Und selbst jetzt in der Kriegsproduktion sieht man praktisch keinen BMP-3M mit dem eigentlich für ihn vorgesehenen APS. Diese gibt es aber ja als Technologie und sie funktionieren. Das ist wirklich eine dieser Erstaunlichkeiten bei den Russen.
Die neueste Version des Fahrzeuges ist aber jetzt eigentlich der BMP-3M Dragun. Der als Prototyp schon 2015 vorgestellt wurde, aber immer noch nicht wirklich bei der Armee vorhanden ist. Begründet wurde dies damit, dass diese Version zunächst mal primär in den Export gehen soll. Auch jetzt während des Krieges produziert man ihn aber praktisch kaum:
Erneut wurde der Motor deutlich verbessert, dass Fahrzeug hat jetzt eine wirklich sehr starke Motorisierung im Verhältnis zum Gewicht, mit einem UTD-32 Turbocharger-Dieselmotor mit 816 PS (der ursprüngliche BMP-3 hatte nur 500 PS).
Darüber hinaus wurde der Motor nach vorne verlegt, womit die bisher einzigartig schlechte Anordnung des Motors beim BMP ein Ende findet und man nicht mehr durch Enge Röhren kriechen muss zum zur Heckklappe zu gelangen (weshalb man seitlich oder nach oben aussteigt stattdessen). Zudem erhöht der Motor vorne damit den Schutz für die Soldaten im Panzer.
Das Schutzkonzept wurde auch sonst deutlich verbessert, von versiegelten Treibstofftank an anderer Stelle als bisher bis zu einem deutlich verbesserten Minenschutz.
Das Gewicht steigt damit für diese neueste Version auf 21 Tonnen in der Grundversion. Was immer noch extrem leicht ist und zusammen mit dem Motor ein sehr schnelles, extrem geländegängiges Fahrzeug erzeugt.
Der Besatzungsraum wurde vollständig neu gestaltet. Neben 3 Mann Besatzung kann der Dragun nun 8 Mann transportieren.
Als Standardbewaffnung hat man weiterhin eine 100-mm-2A70-Kanone und eine 2A72-30-mm-Maschinenkanone (plus ein 7,62-mm-Maschinengewehr). Das Hauptgeschütz verschießt weiterhin auch Lenkflugkörper. Alle Waffen werden automatisch geladen und mithilfe einer fortschrittlichen Feuerleitanlage kontrolliert, die sicherstellen soll, dass das Fahrzeug feuert, bevor der Feind angreifen kann. Dem Kommandanten und dem Richtschützen steht das panoramische Tag- und Nachtvisiersystem Krechet zur Verfügung.
Der wesentlichste Unterschied aber ist nun, dass der Turm unbemannt ist.
Es gibt aber noch zwei weitere Bewaffnugnsoptionen:
Einmal mit dem BM 57 in einem AU-220M Baikal Turm, ebenfalls unbemannt und mit einer 57mm Maschinenkanone anstelle der 100mm / 30 mm Kombo.
Und dann den bemannten BM 125 Turm mit einer automatisch geladenen 125-mm-Glattrohrkanone vom Typ 2A75. Die 2A75-Kanone ist eine weitgehend modifizierte Ausführung des 2A46M-Sturmgeschützes. Sie ist in der Lage, standardmäßige 2A46-125-mm-Munition zu verschießen. Die immense Feuerkraft auf dem relativ leichten Fahrgestell wird durch einen längeren Rückstoß und hydrodynamische Aufhängungselemente ermöglicht. Dank automatischem Lademechanismus feuert die Kanone bis zu 7 Projektile pro Minute ab. Es handelt sich um eine erneut verbesserte Version dieser Waffe wie sie auch beim Sprut SDM-1 verwendet wird.
Und es wurde erneut zugesichert, dass bei diesem Modell jeder Dragun Kontakt 5 und Arena / Arena M bekommen wird. Ganz sicher. Versprochen. Wäre schlecht wenn nicht ......
Es gibt noch eine interessate Eigenheit der BMP welche eigentlich jeder dieser Panzer haben sollte, die aber in der Realität oft fehlt, und zwar den Nakidka Tarnanstrich der Radarabsorbierend sein soll.
https://en.wikipedia.org/wiki/Nakidka
Wurde in der Ukraine bisher nur zweimal jeweils an einem T-90M festgestellt. Eigentlich hätte ihn rein konzeptionell jeder BMP-3M.
Noch ein paar interessante neue Varianten die spezifisch aufgrund der Erfahrungen im Ukraine hergestellt wurden:
2S38 ZAK-57 Derivatsiya-PVO - eine Variante die speziell dafür ausgerüstet ist Drohnen abzuschießen und die mit einer 57mm Maschinenkanone ausgerüstet ist.
UDAR UGV - eine Bodenkampfdrohne basierend auf dem BMP-3M, allerdings mit dem Bumerang-BM Turm welcher ursprünglich eigentlich für den T-15 und den Kurganets vorgesehen war. Keine Infanterie an Bord, dafür einen immens viel größeren Munitionsvorrat. Zudem nur die 30mm Maschinenkanone und keine 100mm.
Vikhr UGV - Bodenkampfdrohne, mit einem eigenen neu entwickelten kleineren und leichteren Turm mit 30mm MK - sowie einer größeren Anzahl an Kornet Raketen und eigenen Drohnen. An jeder Seite des Turmes sind 3 Kornet befestigt.
Prokhod-1 - Unbemannter Pionierpanzer zum Minenräumen
BMP B-19 - bemannte Version mit 7 Mann Absitzstärke und dem Bumerang-BM Turm - jedoch mit einer 57mm Maschinenkanone und vier Kornet (zwei an jeder Seite des Turmes)
Auch wenn es diese ganzen Prototypen gibt und sie nach allem was man weiß auch gut sind, sieht man sie allesamt praktisch nicht auf dem Schlachtfeld. Russland ist offenkundig nicht in der Lage, die ihm zur Verfügung stehende Rüstungstechnologie in größerer (relevanter) Stückzahl zu bauen und einzusetzen.