27.04.2005, 16:18
Zitat:komisch ist eigentlich warum Karthago nicht nach dem Sieg am Trasinemischen See angefangen hat seine Flotte aufzubauen und zu vergrößern?Das ist eine sehr gute und entscheidende Frage: Wir wissen es nicht. Fakt ist, daß Karthago das durchaus gekonnt hätte. Es nicht zu tun war DER entscheidende strategische Fehler.
Nur hätte Karthago dazu alle Staatsresourcen aufwenden müssen. Aber in einem totalen Krieg wo es um alles geht hätte der Staat Karthago das eigentlich tun müssen.
Was für Gründe dazu führten, daß man mit der Flottenrüstung bis nach Cannae wartete ist nicht bekannt.
Zitat:Was hätten sie den mit einer Flotte machen sollen?Truppen und Nachschub nach Italien bringen.
Zitat:Rom war damals die Seemacht Nummer 1. Sie hätten garantiert nicht zugelassen das die Karthager Truppen herumschieben.Sie hätten es aber dann nicht so leicht verhindern können. Auch so hat ja Karthago versucht Truppen mit den zivilen Schiffen der Handelsflotte nach Italien zu entsenden. So erhielt Hannibal z.B. einmal eine Truppe von 2000 Numidischen Reitern und ein anderes Mal sogar ein paar Elefanten. Der Gros dieser Transporte wurde aber abgefangen. Mit einer richtigen Militärflotte hätte man dagegen wohl einen Gros durchbringen können. Du mußt bedenken daß es ja damals noch nicht die ganzen Möglichkeiten der Aufklärung gab.
Wenn die Römer als die karthagischen Schiffe mit militärischem Begleitschutz gestellt hätten, hätten die Karthagischen Kriegsschiffe die Römer zumindest so lange beschäftigen können bis die Truppen gelandet oder davon gefahren wären.
Fast alle Schiffe die Rom abgefangen hat, hat es in Nähe der Küsten abgefangen, dazu hatte Rom ein Netz von Küstenbeobachtern errichtet. Mit militärischem Begleitschutz hätte man sich an der logischerweise weit verteilten und verstreuten Flotte Roms vorbei an Land kämpfen können.
Hätten die Römer aber ihre Schiffe konzentriert, hätten sie nicht die Küste in ihrer ganzen Länge decken können.
Wie auch immer : die Karthager hätten dann Truppen durchbringen können. Und auch Nachschub an Lebensmitteln usw
Zitat:Es wäre zu Seeschlachten gekommen und die hätten sie ziemlich sicher verloren, falls sie überhaupt genug Geld für ausreichend Schiffe gehabt haben.Sie hätten genug Geld zu DEM Zeitpunkt gehabt. Seeschlachten hätte nicht automatisch Rom gewonnen, aber noch viel entscheidender ist, was ich obig ja schon ausgeführt hatte:
Eine starke karthagische Kriegsflotte hätte dazu geführt, daß Rom seien Flotten nicht über die Küsten hätte verteilen können. D.h. große Teile der Küste wären ungedeckt gewesen. Und andersherum: hätten die Karthager so mit ihrer Kriegsflotte sogar trotz Niederlage im Seegefecht die Landung ihrer Truppen erzwingen können was sie mit ihren Zivilen Schiffen allein nicht konnten.
Zitat:Quintus Fabius hat ja geschrieben das die Karthager nicht genug Geld hatten um See- und Landrüstung zu betreiben, warum sollten sie jetzt auf einmal das nötige Kleingeld haben?Weil man noch genug Geld für Landreserven von 200 000 Söldnern hatte.
Dieses Geld haben die Karthager in die Landaufrüstung gesteckt und diese Truppen vor allem nach Iberien geworfen. Dort wurden dann die Römer vernichtend von diesen Truppen geschlagen und für Jahre war Rom in Iberien erledigt.
Hätten die Karthager dieses Geld stattdessen in die Flottenrüstung gesteckt, wäre Iberien verloren gegangen, aber man hätte Hannibal in Italien nach Belieben Nachschub und Truppen bringen können. In der Folge dessen hätte er gewonnen und Rom selbst erobert !!
Aus welchen Gründen auch immer: Karthago entschloß sich seine Finanzreserven ausschließlich an Land zu werfen und Iberien zu halten, was gelang. Womit aber zugleich der Krieg in Italien verloren ging was entscheidender für den Kriegsausgang war.
Zwei Hypothesen:
1 die Karthagische Regierung glaubte nicht an den weiteren Erfolg von Hannibal, sie ging von vorherein davon aus, daß Hannibal scheitern mußte
2 sie überschätzte den Erfolg von Hannibal und glaubte nun genug Zeit zum herumspielen zu haben oder daß Hannibal auch so zum Ziel kommen würde
Beide Möglich, was es nun wahr weiß man nicht mehr. Auf jeden Fall verlor die karthagische Regierung hier den Krieg. Ob Hannibal ihn trotzdem noch allein hätte erringen können ist denkbar, darüber hatte ich mit Azrail ja schon disktuiert.
Azrail war dabei der Meinung daß durch den unfassbaren Erfolg von Cannae ein Sieg über Rom möglich gewesen wäre, ich war da skeptisch trotz des Erfolgs. Wer Recht hat ist unmöglich zu beantworten, Azrail könnte auch Recht haben daß Hannibal nach Cannae die Sache hätte reißen können. Bleibt wieder die Frage warum ER: einer der genialsten und besten Feldherrn aller Zeiten daß dann nicht erkannt hat.
Zitat:Wie lang hätten die wohl gebraucht nach dem Trasimensichen Sieg um eine Flotte aufzubauen und rüberschiffen zu können mit zusätzlichen Truppen eine Dauer von 2 Jahren hätte glaube ich nicht gereicht eine große Flotte aufbauen zu können oder?Wie muß man sich das vorstellen also die Produktion von Kriegschiffen in der Zeit?Kriegsschiffe wurden vor allem in Trockendocks gebaut. Die Karthager hatten große Werften in Karthago selbst, aber auch in Utica und in Karthago Nova, Cadez und auf den Balearen. Die Römer bauten ihre Schiffe vor allem in Tarent und in Sizilien oder kauften sie von Syrakus. Die Produktion war regelrecht industrialisiert, es gab Zulieferindustrien von genormten Bauteilen.
Die Römer stampften Flotten von 200 Einheiten in ca einem Jahr aus dem Boden, Karthago brauchte merkwürdigerweise stets etwas länger, aber trotzdem hast du Recht:
Karthago hätte nach Trasimeno binnen 2 Jahren eine starke Flotte bauen können. Stattdessen stellte es mehrere sehr starke Armeen in Iberien auf um die römischen Operationen dort zu beenden.