07.04.2009, 21:23
aus welcher Intention Obama eine Abschaffung von Atomwaffen propagiert kann doch dahingestellt bleiben;
Fakt ist - und da gebe ich (ausnahmsweise !) mal Revan recht, dass sich die anderen Atommächte eher nicht mit einer vollständigen Abrüstung dieser Waffen anfreunden werden. Russland, China, Indien werden sich nicht so leicht von diesen Systemen trennen, die ja auch eine gewise Unabhängigkeit gegen Hegemonialstaaten gewährleisten.
Damit aber lässt sich eine weitere Verbreitung von solchen Waffensystemen nicht verhindern. Es wird künftig noch mehr Atommächte geben. Ich meine damit nicht so Paria-Staaten wie Nordkorea, die sich an ihren Programmen ruinieren, aber genug Energie aufbringen, um Trägersysteme zu konstruieren, die sich weltweit verkaufen lassen.
Ich denke, eher werden Schwellenländer wie Brasilien oder Südafrika langsam, aber zielgerichtet entsprechende Kompetenzen (wieder) aufbauen.
Brasilien arbeitet einerseits an Atom-U-Booten (SSNs) und andererseits an einem Raketenprogramm; es beherrscht die Anreicherung - da ist es dann relativ einfach den letzten Schritt zu machen, und ICBMs und SSBNs "draufzusatteln". Als nahezu "automatische" Führungsmacht in Südamerika wird kaum jemand den Brasilianern mehr Schwierigkeiten machen als den Indern, wenn Brasilien einmal den Nichtverbreitungsvertrag kündigen würde - und sei es mit dem Argument, dass das einer der diskriminierendsten internationalen Verträge ist, die es gibt. Weil er nämlich einer handvoll Mächte eine Waffe erlaubt, die allen anderen vorenthalten wird - und sich diese Mächte in tuto einer Abrüstung verweigern.
Von Pakistan ist das know how weiter verbreitet worden.
Wenn Iran als regionale Führungsmacht im Mittleren Osten seine Rolle tatsächlich mit einer "islamisch- (-schiitisch)-en Bombe" krönen würde ist sehr schnell anzunehmen, dass eine "arabisch-sunnitische Bombe" der arabischen Länder folgt. Die verfolgen das Atom-Programm im Iran jedenfalls mit Argusaugen und schaffen sich (vorsorglich ?) bereits zivile Atomkraftwerke an, was den Zugang zu entsprechendem know how erleichtert.
Kasachstan hatte die Bombe auch schon - als Relikt aus de Sowjetzeit. Glaubt irgendwer, dass sich die Kasachen die Wiederbeschaffung verbieten lassen, wenn im Norden (Russland), Osten (China) und Süden (Iran) alle Nachbarn über ein solches System verfügen? Zumal die Kasachen gegen Boykottdrohungen wohl gefeit sind. Wer über diese Bodenschätze verfügt und auf drei Seiten von Interessenten umgeben ist, die bereit sind, Unsummen dafür zu zahlen - der hat für Boykott-Drohungen ein süffisantes Lächeln übrig.
Südafrika hatte die Bombe ebenfalls bereits - und muss die seit dem offiziellen Abschied vom Atomprogramm zerlegten Einzelteile eigentlich nur wieder zusammen fügen, um sie wieder einsatzfähig zu machen. Da fehlt es eigentlich nur am Gegner, der diesen Schritt "erzwingen" würde. Seit dem Ende des Apartheidregimes ist Südafrika die unumschränkte und unbedrohte Führugnsmacht im südlichen Afrika. Denkbar, dass aus rein ideologischen Gründen irgendwann der südamerikanischen oder islamischen Bombe eine "afrikanische Bombe" nachfolgt.
Spätestens mit so einer weiten Verbreitung lässt sich die weitere atomare Bewaffnung aber nicht mehr verhindern.
Wer glaubt denn ernsthaft, dass z.B. Indonesien - eines der bevölkerungsreichsten Staaten der Welt und mit dem ASEAN-Bündnis in einen Staatenverbund mit enormen Potential eingebunden - auf diese Waffe verzichten würde, wenn Iran und andere Staaten sich die Bombe beschaffen?
Und was macht dann Australien? Ruhig zuschauen, wie in seiner unmittelbaren Nachbarschaft eine enorme Bedrohung heranwächst?
Diese Entwicklung wäre logisch, eine Kette von sich zwangsläufig ergebenden Ereignissen, die mit jedem eintretenden Ereignis immer weniger zu unterbrechen oder auch nur zu bremsen wäre.
Damit - und jetzt kommen wir wieder zum Ausgangspunkt zurück - stellt sich eine Frage, die Obama in den Raum geworfen hat, nochmals.
Soll eine solche logische Entwicklung wirklich "sehenden Auges" in Kauf genommen werden oder wird es nicht Zeit, nochmals ernsthaft an eine völlige atomare Abrüstung heranzugehen?
Den bisherigen (offiziellen) Atommächten wird aufgrund der konventionellen Bewaffnung dieser Staaten weiterhin ein extrem hoher militärischer Schutz bleiben. Diese (offiziellen) Atommächte sind durch keine andere Nation direkt und unmittelbar bedroht. Ein kleiner Staat am Kaukasus vermag zwar dem russischen Bären ein paar Mückenstiche beizubringen, aber letztendlich ist Russland von Georgien nie effektiv bedroht sondern nur massiv geärgert worden.
Ist vor diesem Hintergrund eine Reduktion oder gar eine Abschaffung der Atomwaffen denkbar - und was müsste erfolgen, um etwa Iran von möglichen Intentionen abzubrinen?
Wäre die Anerkennung etwa des Iran als (unangreifbare) Regionamacht durch die Nachbarn und vor allem die Atommächte ein Anreiz, von atomaren Programmen abzusehen?
Oder ist letztendlich der Besitz der Atomwaffen die Ursache dafür, dass diese etablieren Atommächte weder direkt noch unmittelbar bedroht werden?
Ich meine, der Hitler-Krieg um "Lebensraum im Osten" könnte ohne Atomwaffen durchaus mit anderen Beteiligten wiederholt werden - etwa, wie hier im Forum schon angesprochen wurde (Quintus Fabius) in Form eines Konflikts zwischen Russland und China um sibirische Bodenschätze, die "Rückabwicklung" der "ungleichen Verträge" zwischen Moskau und Peking oder zum Schutz von (immer mehr) Chinesen am Rande des (dünn besiedelten) russischen Imperiums.
Sind es lediglich die Atom-Waffen beider Seiten, die so einen Konflikt bisher und wohl auch in der Zukunft verhindern?
Brauchen die Regionen der Welt diese "ultimative Waffe" um unter deren Schirm eben auch konventionell "unangreifbar" zu sein?
Die Argumentation von revan, die gerade auch Konflikte zwischen atomar bewaffneten Staaten erwarten lässt, hat mich - schlicht - nicht im Ansatz überzeugt.
Die Frage, die sich damit weiter stellt, ist:
Welches "Potential", welche und wieviele Atomsprengköpfe und Träger will man sich zugestehen, um einerseits ein deutliches (politisches) Signal in Richtung Abrüstung zu setzen, andererseits aber gleichzeitig den Schutz des eigenen Atomschirms nicht aufgeben zu müssen.
1.
Wo - mit welchen Trägern und in welcher Anzahl - fängt die "atomare Abschreckung" an, glaubhaft zu werden,
2.
und ab wann kann auf "Überkapazitäten" verzichtet werden?
3.
Und will man akzeptieren, dass mit einer solchen "Begrenzung" demnächst auch andere Regionen für sich beanspruchen würden, ein atomares Potential in ähnlicher Stärke und Zusammensetzung vorzuhalten?
Fakt ist - und da gebe ich (ausnahmsweise !) mal Revan recht, dass sich die anderen Atommächte eher nicht mit einer vollständigen Abrüstung dieser Waffen anfreunden werden. Russland, China, Indien werden sich nicht so leicht von diesen Systemen trennen, die ja auch eine gewise Unabhängigkeit gegen Hegemonialstaaten gewährleisten.
Damit aber lässt sich eine weitere Verbreitung von solchen Waffensystemen nicht verhindern. Es wird künftig noch mehr Atommächte geben. Ich meine damit nicht so Paria-Staaten wie Nordkorea, die sich an ihren Programmen ruinieren, aber genug Energie aufbringen, um Trägersysteme zu konstruieren, die sich weltweit verkaufen lassen.
Ich denke, eher werden Schwellenländer wie Brasilien oder Südafrika langsam, aber zielgerichtet entsprechende Kompetenzen (wieder) aufbauen.
Brasilien arbeitet einerseits an Atom-U-Booten (SSNs) und andererseits an einem Raketenprogramm; es beherrscht die Anreicherung - da ist es dann relativ einfach den letzten Schritt zu machen, und ICBMs und SSBNs "draufzusatteln". Als nahezu "automatische" Führungsmacht in Südamerika wird kaum jemand den Brasilianern mehr Schwierigkeiten machen als den Indern, wenn Brasilien einmal den Nichtverbreitungsvertrag kündigen würde - und sei es mit dem Argument, dass das einer der diskriminierendsten internationalen Verträge ist, die es gibt. Weil er nämlich einer handvoll Mächte eine Waffe erlaubt, die allen anderen vorenthalten wird - und sich diese Mächte in tuto einer Abrüstung verweigern.
Von Pakistan ist das know how weiter verbreitet worden.
Wenn Iran als regionale Führungsmacht im Mittleren Osten seine Rolle tatsächlich mit einer "islamisch- (-schiitisch)-en Bombe" krönen würde ist sehr schnell anzunehmen, dass eine "arabisch-sunnitische Bombe" der arabischen Länder folgt. Die verfolgen das Atom-Programm im Iran jedenfalls mit Argusaugen und schaffen sich (vorsorglich ?) bereits zivile Atomkraftwerke an, was den Zugang zu entsprechendem know how erleichtert.
Kasachstan hatte die Bombe auch schon - als Relikt aus de Sowjetzeit. Glaubt irgendwer, dass sich die Kasachen die Wiederbeschaffung verbieten lassen, wenn im Norden (Russland), Osten (China) und Süden (Iran) alle Nachbarn über ein solches System verfügen? Zumal die Kasachen gegen Boykottdrohungen wohl gefeit sind. Wer über diese Bodenschätze verfügt und auf drei Seiten von Interessenten umgeben ist, die bereit sind, Unsummen dafür zu zahlen - der hat für Boykott-Drohungen ein süffisantes Lächeln übrig.
Südafrika hatte die Bombe ebenfalls bereits - und muss die seit dem offiziellen Abschied vom Atomprogramm zerlegten Einzelteile eigentlich nur wieder zusammen fügen, um sie wieder einsatzfähig zu machen. Da fehlt es eigentlich nur am Gegner, der diesen Schritt "erzwingen" würde. Seit dem Ende des Apartheidregimes ist Südafrika die unumschränkte und unbedrohte Führugnsmacht im südlichen Afrika. Denkbar, dass aus rein ideologischen Gründen irgendwann der südamerikanischen oder islamischen Bombe eine "afrikanische Bombe" nachfolgt.
Spätestens mit so einer weiten Verbreitung lässt sich die weitere atomare Bewaffnung aber nicht mehr verhindern.
Wer glaubt denn ernsthaft, dass z.B. Indonesien - eines der bevölkerungsreichsten Staaten der Welt und mit dem ASEAN-Bündnis in einen Staatenverbund mit enormen Potential eingebunden - auf diese Waffe verzichten würde, wenn Iran und andere Staaten sich die Bombe beschaffen?
Und was macht dann Australien? Ruhig zuschauen, wie in seiner unmittelbaren Nachbarschaft eine enorme Bedrohung heranwächst?
Revan schrieb:... der Atombombe gehört eine "Rosige" Zukunft.
Diese Entwicklung wäre logisch, eine Kette von sich zwangsläufig ergebenden Ereignissen, die mit jedem eintretenden Ereignis immer weniger zu unterbrechen oder auch nur zu bremsen wäre.
Damit - und jetzt kommen wir wieder zum Ausgangspunkt zurück - stellt sich eine Frage, die Obama in den Raum geworfen hat, nochmals.
Soll eine solche logische Entwicklung wirklich "sehenden Auges" in Kauf genommen werden oder wird es nicht Zeit, nochmals ernsthaft an eine völlige atomare Abrüstung heranzugehen?
Den bisherigen (offiziellen) Atommächten wird aufgrund der konventionellen Bewaffnung dieser Staaten weiterhin ein extrem hoher militärischer Schutz bleiben. Diese (offiziellen) Atommächte sind durch keine andere Nation direkt und unmittelbar bedroht. Ein kleiner Staat am Kaukasus vermag zwar dem russischen Bären ein paar Mückenstiche beizubringen, aber letztendlich ist Russland von Georgien nie effektiv bedroht sondern nur massiv geärgert worden.
Ist vor diesem Hintergrund eine Reduktion oder gar eine Abschaffung der Atomwaffen denkbar - und was müsste erfolgen, um etwa Iran von möglichen Intentionen abzubrinen?
Wäre die Anerkennung etwa des Iran als (unangreifbare) Regionamacht durch die Nachbarn und vor allem die Atommächte ein Anreiz, von atomaren Programmen abzusehen?
Oder ist letztendlich der Besitz der Atomwaffen die Ursache dafür, dass diese etablieren Atommächte weder direkt noch unmittelbar bedroht werden?
Ich meine, der Hitler-Krieg um "Lebensraum im Osten" könnte ohne Atomwaffen durchaus mit anderen Beteiligten wiederholt werden - etwa, wie hier im Forum schon angesprochen wurde (Quintus Fabius) in Form eines Konflikts zwischen Russland und China um sibirische Bodenschätze, die "Rückabwicklung" der "ungleichen Verträge" zwischen Moskau und Peking oder zum Schutz von (immer mehr) Chinesen am Rande des (dünn besiedelten) russischen Imperiums.
Sind es lediglich die Atom-Waffen beider Seiten, die so einen Konflikt bisher und wohl auch in der Zukunft verhindern?
Brauchen die Regionen der Welt diese "ultimative Waffe" um unter deren Schirm eben auch konventionell "unangreifbar" zu sein?
Die Argumentation von revan, die gerade auch Konflikte zwischen atomar bewaffneten Staaten erwarten lässt, hat mich - schlicht - nicht im Ansatz überzeugt.
Die Frage, die sich damit weiter stellt, ist:
Welches "Potential", welche und wieviele Atomsprengköpfe und Träger will man sich zugestehen, um einerseits ein deutliches (politisches) Signal in Richtung Abrüstung zu setzen, andererseits aber gleichzeitig den Schutz des eigenen Atomschirms nicht aufgeben zu müssen.
1.
Wo - mit welchen Trägern und in welcher Anzahl - fängt die "atomare Abschreckung" an, glaubhaft zu werden,
2.
und ab wann kann auf "Überkapazitäten" verzichtet werden?
3.
Und will man akzeptieren, dass mit einer solchen "Begrenzung" demnächst auch andere Regionen für sich beanspruchen würden, ein atomares Potential in ähnlicher Stärke und Zusammensetzung vorzuhalten?