Ich bin zunehmend mehr davon überzeugt, dass sich im neuen Jahrhundert anstatt der Dualität der letzten 50 Jahre eine multipolare Welt mit mehreren "Machtzentren" entwickelt, deren "Blöcke" vor allem von sprachlichen und religiösen Gemeinsamkeiten zusammen gehalten werden.
Diese "Machtzentren" werden miteinander im Wettbewerb stehen, vorübergehend Kooperieren, aber auch immer wieder gegeneinander arbeiten. Eine solche "Blockbildung" wie in der Vergangenheit dürfte es dagegen nicht mehr geben.
Im JAhre 2020 werden wir wohl die klaren Ansätze zu folgenden Gruppierungen oder Machtbildungen haben:
Lasst mich mal "im Uhrzeigersinn" auf 09.00 Uhr beginnen
a) Südamerika (spanisch, portugiesisch, katholisch)
b) Nordamerika (englisch, protestantisch)
c) Europa - das sogenannte "Abendland" (sprachlich und religiös gemischt, aber eine gemeinsame kulturelle Entwicklung über hunderte von Jahren)
d) Russland (slawisch, orthodox)
e) "greater" China (ethnisch überwiegend Han, Konfuzeanismus)
f) ASEAN (im Kern malayisch, religiös gemischt)
g) Australien und Neuseeland
h) Indien (sprachlich und religiös gemischt, aber eine gemeinsame kulturelle Entwicklung über hunderte von Jahren)
i) "Farsi" (die iranisch-islamischen Staaten von Iran bis Tadschikistan)
j) "Turan" (türkisch, sunnitischer Islam)
k) "Arabien" (arabisch, Islam)
l) "Bantu-Afrika" (sprachlich eng verwandte Völker)
Nicht jeder dieser Gruppen wird im Jahre 2020 über "Stärke" verfügen - gerade die Afrikaner werden noch Jahrzehnte brauchen, um sich auf ihre gemeinsamen Stärken zu besinnen.
Wenn man jetzt die militärische oder wirtschaftliche oder politische Stärke nimmt - das kann ja sehr unterschiedlich sein - oder einen Mischindex (auch da ist je nach Gewichtung eine andere Reihenfolge möglich) werden sich im Jahre 2020 die ersten Gruppen wohl in dieser Reihenfolge behaupten oder etablieren:
1) USA (militärisch noch stärkste Macht, aber wirtschaftlich am Niedergang)
2) EU (militärisch und wirtschaftlich stark)
3) China (wirtschaftlich stark, militärisch am wachsen)
4) Indien (wirtschaftlich und militärisch hinter China)
5) Russland (militärisch stark, aber wirtschaftlich weiter am A.....)
danach wird es schwierig, da ist die Entwicklung sehr fragil,
d.h. dass sich sehr schnell Änderungen in der Reihenfolge ergeben können
ich schätze mal
6)
Südamerika (wirtschaftlich gemeinsam wachsend und militärisch unabhängig)
7)
Australien und Neuseeland (durchwegs gesund, aber das Problem der geringen Bevölkerungszahl)
8)
ASEAN ("Tigerstaaten" die vom Aufschwung der Chinesen und Inder profitieren werden; die zahlreichen Malayen haben eine gewachsene Abneigung gegen die Chinesen, die sich immer wieder in Progromen geäussert hat, und werden sich einer chinesischen Dominanz zu erwehren wissen)
9a)
Arabien (wenn es gelingt, fundamentalistische Strömungen "trocken zu legen" und die Reformen Marokkos auch in anderen arabischen Staaten Fuß fassen - eine Vielzahl von elektronischen Medien wie Al Jesira tragen zu einer Erneuerung der "panarabischen Idee" bei; die Öl- und Gasvorkommen könnten die Basis für einen gemeinsamen wirtschaftlichen Erfolg sein)
9b)
Turan (hätte wirtschaftlich die besten Chancen, wenn es gelingt, die Staatsoligarchien a la "Turkmenbaschi" durch eine Gesellschaft nach dem Vorbild der Türkei abzulösen - dann lässt sich auch die schleichende Unterwanderung durch Chinesen und Russen abwehren; den "Gemeinschaftsgedanken" sehe ich hier aber noch nicht so weit entwickelt wie bei den Arabern)
9c)
Farsi (wenn die Iraner anstelle eines Rüstungswahns auf eine ideelle und wirtschaftliche Einflußnahme in den sprachverwandten Republiken setzen - aber da ist ausser verwaschenen gemeinsamen Erinnerungen an historische Größe und einer bisweiligen hochmütigen Abneigung gegen die Türken noch keine große Einigungsidee in Sicht)
Tja und Japan...
Zitat:Thomas Wach postete
....
also sehr schwierig, allerdings bin ich doch skeptisch, irgendiwe kann ich mir bei den histor. Hypotheken Japans in der Region und ihrer erbärmlichen Vergangenheitsbewältigung und damit ihrem Ruf in der Region kaum vorstellen, dass sie in der westpazif. Region oder gar weltweit eine eigenständige Rolle spielen können. Dafür werden sie wohl viel zu sehr in den aufkommenden chin-Amerik./westl./europ. Dualismus gezogen werden.
...
ich wüsste keinen Grund, Dir zu widersprechen