(17.10.2016, 20:59)Monarch schrieb: [ -> ]Wenn bei Einsätzen unter Küste bei der geringen Reaktionszeit auch noch von mehreren Seiten her mit Fk angegriffen wird ist schnell Schluß mit lustig. Für diese Art der Kriegsführung, Asymetrisch, im feindlichen Küstenvorfeld, ist bei der US Navy ja jetzt auch ein eigener Schiffstyp entstanden LCS? Ich halte diese Schiffstypen bzgl. der Nahbereichsverteidigung ebenfalls für ungeeignet.
du gehst immer von Schiff vs. Schiff Konflikten aus, bei Littorial Combat Einsätzen müssen diese Schiffe damit rechnen mit Katjuscha, Mörser, Artillerie , Fk.... was weis ich alles beschossen zu werden. Weshalb ich auch Fan der Millennium Gun bin.
Wie kommst du zu der Annahme, ich würde von Einsätzen Schiff gegen Schiff reden? Ich spreche von der Verteidigung gegen die wahrscheinlichsten Angriffsszenarien, und das sind in einem modernen Umfeld oberhalb der Wasserlinie vor allem ASM, egal aus welcher Quelle die stammen. Tatsächlich halte ich dabei die Wahrscheinlichkeit, dass die ASM von einem anderen Schiff kommt für deutlich geringer, als dass sie von Land oder aus der Luft eingesetzt wird. So oder so zeigen sich beim Einsatz gegen ASM die großen Probleme von Rohrwaffen als letzte Verteidigungslinie. Denn deren effektive Zerstörungsreichweite liegt bei einer Distanz, bei der schnell anfliegende ASM durchaus noch genug Energie auf das Schiff zum Einsatz bringen können, auch wenn die Wirkung dann geringer ausfällt als bei einem intakten Flugkörper. Zusätzlich ergibt sich das Problem, dass diese Verteidigungslinie bei einem simultanen Angriff nur gegen einen Flugkörper effektiv wirken kann. Selbst bei langsamen ASM reicht die Zeit schlicht nicht mehr aus, um innerhalb der Zerstörungsreichweite mehrere Flugkörper abzufangen. Zusammen mit der gar nicht mal so hohen Zerstörungswahrscheinlichkeit kann man nachvollziehen, weshalb ein amerikanischer Captain das Phalanx-System mir gegenüber mal als Verzweiflungswaffe bezeichnet hat.
Nun könnte man solche Systeme natürlich nur als zusätzliche Ergänzung für die wenigen Situationen betrachten, in denen die vorherigen Verteidigungslinien und das eigentliche CIWS (also bei uns bspw. RAM) überwunden wurden. Nur kommt da wieder die Größe und das Gewicht ins Spiel. Die relevanten Systeme sind alle so groß, dass dort genauso gut auch ein weiterer RAM-Starter montiert werden könnte, dessen Einsatzeffektivität höher ausfällt. Gerade Raytheon wirbt damit, dass der Wechsel vom Phalanx-CIWS auf SeaRAM mit nur kleinen Anpassungen möglich ist. Oder anders herum ist der notwendige Raum für ein derartiges CIWS, und das gilt auch für die Millenium Gun, so groß, dass auf bestehenden Einheiten andere Systeme weichen müssten. Mangels weiterreichenden Waffen ist das RAM bei der K130 beispielsweise elementar wichtig, hier ein System einzutauschen wäre eine unnötige und unsinnige Schwächung der Verteidigungsmöglichkeiten.
Damit komme ich zu deinem Punkt der Einsätze im Küstenvorfeld, bei deinen es nicht um Distanzen von 200 Metern unter Land geht, sondern immer noch um Abstände im Kilometerbereich. Denn wenn tatsächlich eine ernsthafte Gefahr von Mörsern, Artillerie oder Raketenartillerie kurzer Reichweite ausgeht, dann ist von der Einsatzplanung bis zur Umsetzung vor Ort an vielen Stellen einiges schief gelaufen. Warum? Weil die größte Gefahr bei Einsätzen unter Land schlicht von der Masse an Wirkmitteln aus unterschiedlichen Richtungen ausgeht, die ohne großen Aufwand gegen das Schiff zum Einsatz gebracht werden können. Und dagegen hilft dann auch kein CIWS mehr, egal welcher Art. Deswegen ergibt es sich von selbst, dass Abstand hier die beste Verteidigung ist.
Auf der anderen Seite ist der Einsatz von ungelenkten Waffen gegen bewegliche Ziele auf dem Wasser auf größere Distanzen schlicht unsinnig und eher als Verzweifelung zu werten, die Verteidigung dagegen basiert vor allem auf einer möglichst frühen Erkennung.
Insofern hat bei Einsätzen von "hochseetauglichen (und damit entsprechend großen Einheiten" im Küstenvorfeld eine Rohrwaffe wie die Millenium Gun nur dann einen Sinn, wenn durch mangelnde Aufklärung, Einsatzplanung und/oder -durchführung eine Gefahr von vereinzelten Angreifern auf kurzen Distanzen ausgeht. Und dafür extra ein System an Bord setzen, dass bei allen anderen Einsatzszenarien gegenüber alternativen Lösungen im Nachteil ist?
Auch wenn ich die Faszination für derartige Systeme nachvollziehen kann, so haben sie sich in der Einsatzrealität schlicht weitgehend überlebt. Sie haben ihre Berechtigung im stationären Einsatz (Feldlagerschutz durch Mantis bspw.), auf Einheiten, auf denen ein Waffenmix nicht angebracht oder möglich ist, oder wenn Platz und Kosten es erlauben, dass sie als Alternative zu Waffenstationen gegen asymmetrische Bedrohungen geführt werden. Nur ist das bei kaum einer Einheit der Fall.