(12.12.2016, 14:48)Nightwatch schrieb: [ -> ]Die haben ein stinknormales Mk41 VLS.
Das gibt es nicht, es gibt ein Mk.41 VLS, das in drei Versionen angeboten wird. Für die SM-3 brauchst du die Strike-Version, die Nansen haben aber nur die Tactical-Version (ich habe mich inzwischen dahingehend schlau gemacht). Insofern brauchst du, selbst wenn du die norwegischen Schiffe nur als Startgerät nutzen willst, bereits eine Modifikation genau wie bei der F124. Allerdings mit dem Unterschied, dass diese Modifikation bei der F124 explizit möglich ist, während sich die Norweger sehr bedeckt halten (und darauf verweisen, dass die Nansen nicht für BMD vorgesehen ist).
Zitat:Ich denke halt das es grundsätzlich immer einfacher/kostengünstiger sein wird, ein vorhandenes Aegis System aufzubohren als ein komplett fremdes System damit zu verheiraten. Entsprechend sollte man sich bei den Schiffen umschauen die das nativ mitbringen.
Das AN/SPY-1F nicht BMD fähig ist trifft sicherlich zu. Praktisch brauchst du jenseits der Verbandsraketenabwehr zur Bekämpfung ballistischer Langstreckenraketen in der Gewichtsklasse IB oder gar IIA doch sowieso Daten 'von außen'. Da reicht auch ein vollaufgebohrtes AN/SPY-1D alleine nicht.
Der Rest ist Software.
AEGIS ist letztlich auch nur ein FüWES, warum also sollte es leichter anpassbar sein? Im Falle Norwegens ist es definitiv nicht leichter Anpassbar, weil da die notwendige Hardware für die BMD schon systemseitig nicht vorhanden ist, hinzu kommen nie Nachteile des SPY-1F (das in der Tat aufgrund seiner Defizite kaum sinnvoll für die BMD genutzt werden kann). Genau genommen müsstest du also wesentliche Teile von AEGIS selbst austauschen und eine sinnvolle Ersatzlösung für die Radaranlage finden (die es aktuell noch nicht gibt), und das VLS modifizieren, was zumindest mal eine Herausforderung sein dürfte.
Die F124 hingegen ist FüWES-Hardwareseitig weitgehend BMD-tauglich, und das SMART-L liefert bereits eine ausreichende Leistung für die Terminal-Phase. Da ist es primär eine Anpassung der Software, die Integration einer passenden Link-Fähigkeit (die inzwischen sowohl von Thales als auch von Raytheon angeboten wird) und eben die Modifikation des VLS. Bei den Dänen ist nicht mal letzteres notwendig, und die Niederländer haben einen Teil der Anpassungen schon hinter sich. Mit der reinen Integration von SMART-L EWC hast du genau das passende Niveau, inklusive theoretisch autonomer Betrieb selbst in der Marschphase der Flugkörper.
Zitat:Weiterhin, deine Einwände hinsichtlich der Ticos sind nicht nachvollziehbar. Ja die Umrüstung auf BMD kostet. Genauso wie die Umrüstung irgendwelcher europäischer Schiffe kostet. Mit dem Unterschied, dass man das bei den Ticos schon ein Dutzend mal gemacht hat und beim Rest sowieso machen wird.
Die Restlebensdauer ist sicherlich eingeschränkt, aber mitnichten so sehr das die Dinger morgen auseinanderfallen.
Jede Umrüstung ist zwangsläufig mit Kosten verbunden, nur liegen die eben nicht auf dem gleichen Niveau. Die Modernisierung einer einzigen Tico inklusive der BMD-Anpassung (die im übrigen nicht bereits ein Dutzend mal gemacht wurde) ist nur geringfügig günstiger als die Anpassung aller F100 an die BMD-Rolle, schlicht weil ein Großteil der AEGIS-Anlage altersbedingt komplett getauscht werden müsste.
Darüber hinaus kommen dann neben den Anpassungskosten auch noch die jeweiligen Unterhaltskosten. Das betrifft nicht nur den Aufwand für die Crews, sondern auch die Betriebsstoffe und die jeweiligen Servicearbeiten. Alter und Ausrichtung der Ticos, und genau das habe ich mit Größe gemeint, sind einfach enorme Faktoren. Die Navy ging mal davon aus, mit einem Ersatz durch Burkes III die Hälfte der jährlichen Kosten einsparen zu können (was dann ja letztlich an den mangelnden Führungsfähigkeiten gescheitert ist). Und schon die Burkes sind natürlich teuer im Vergleich zu den aktuellen europäischen Fregatten (mit dem entsprechenden Vorteil bei den Fähigkeiten).
Der wichtigste Punkt ist aber, dass mit einer Modernisierung der europäischen Einheiten ein Konzept zur BMD im Rahmen des normalen Einsatzbetriebs erarbeitet werden kann, da die entsprechenden Effektoren zusätzlich mitgeführt werden. Für neue, dedizierte Einheiten müssten erstmal entsprechende Einsatzkonzepte erarbeitet werden. An einen normalen Betrieb ist aufgrund der geringen Zahl jedenfalls nicht zu denken, so dass die Kosten nicht gegeneinander aufgerechnet werden können, sondern bei den Ticos immer zusätzlich anfallen würde.
Hinzu kommt dann natürlich noch, dass dein Plan schon nicht aufgeht. Genau den gleichen Vorschlag (ohne Abgabe an Europa natürlich) hat ja schon die USN dem Kongress präsentiert, in der Hoffnung, so kurzfristig Geld zu sparen und mittelfristig neue Einheiten schneller zu bekommen, um die Führungsfähigkeiten in den Trägerkampfgruppen adäquat aufrecht erhalten zu können. Und genau dieser Plan wurde aufgrund mangelnder Finanzierung abgelehnt. Daran würde auch eine europäische Beteiligung nichts ändern, weil deren Umfang bei weitem nicht ausreicht um am grundsätzlichen Problem etwas zu ändern.
Zitat:Völliger Humbug dagegen der momentanen Flickschusterei noch einen draufzusetzen und eine rein europäische Lösung zu fordern. Ja ganz bestimmt, die Entwicklung einer völlig neuen Schiffsklasse kommt günstiger als der Bezug einiger gebrauchten Ticos. Weil da ja dann 50 Mann weniger mitfahren und man sie 10 Jahre länger abfahren kann. Oder so. Wie viele Rüstungsdesaster braucht es eigentlich noch?
Es geht mir ganz sicher nicht um eine europäische Lösung, sondern um eine realistische und sinnvolle Variante. Warum brauchen die Amerikaner denn überhaupt die Ticos, und wieso werden überhaupt CG(X) in Betracht gezogen, wo doch schon die Zerstörer ausreichende Fähigkeiten für nahezu alle Aufgaben mit sich bringen? Weil es um die Führungsfähigkeiten in Großverbänden geht, die von den DDGs konzeptionell nicht erledigt werden kann. Europa braucht diese nicht, insofern ist es absolut unsinnig sich an entsprechend ausgerichteten Einheiten zu beteiligen. Wenn überhaupt käme also die Beteiligung an einer künftigen DDG in Frage. Und ja, auch wenn es politisch nahezu unmöglich ist wäre der Aufbau einer europäischen Zerstörerflottille durchaus wünschenswert, auch ins transatlantischer Partnerschaft und umso mehr vor dem Hintergrund, mehr Eigenverantwortung für die Selbstverteidigung zu übernehmen. Nur bräuchte es für solch eine Variante eben keine Übergangslösung ala Tico, weil es kostengünstiger, effektiver, operationell sinnvoller und dadurch insgesamt leistungsfähiger mit einer Anpassung der vorhandenen europäischen Einheiten geht.