Imperium Romanum
#16
Zitat:Thermal-Kurort in Italien

Forscher finden Bronzestatuen im Schlamm

Im Schlamm heißer Quellen in der Toskana haben italienische Archäologen einen spektakulären Fund gemacht: Sie entdeckten mehr als 20 ausgezeichnet erhaltene Bronzestatuen. Außerdem wurden Gold-, Silber- und Bronzemünzen freigelegt.

Archäologen haben in der italienischen Toskana einen spektakulären Fund gemacht: Die Forscher entdeckten im Schlamm einer Thermalquelle mehr als 20 ausgezeichnet erhaltene Bronzestatuen aus der Zeit der Etrusker und der Römer. [...] Neben den mehr als 2000 Jahre alten Bronzestatuen in nahezu perfektem Erhaltungszustand wurden bei den dreijährigen Ausgrabungen zahlreiche Opfergaben und rund 5000 Gold-, Silber- und Bronzemünzen freigelegt. Projektleiter Jacopo Tabolli sprach von einer "einzigartigen" Entdeckung. Sie ermögliche neue Erkenntnisse über die Entstehungszeit der Bronzen zwischen dem zweiten Jahrhundert vor und dem ersten Jahrhundert nach Christus. In dieser Zeit wurde die alte Zivilisation der Etrusker nach und nach von der römischen Kultur absorbiert. [...]

Laut Tabolli handelt es sich um den bisher größten Fund von Bronzestatuen aus der Etrusker- und Römerzeit auf dem Gebiet des heutigen Italien und einen der bedeutendsten im gesamten Mittelmeerraum.
https://www.tagesschau.de/ausland/europa...n-101.html

Schneemann
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#17
Forscher haben weitere Hinweise zur Verortung der Varusschlacht im Jahr neun nach Christus entdeckt. Ein neues chemisches Verfahren bestätige, dass Varus mit seinen drei Legionen im Kampf gegen die Germanen tatsächlich in Kalkriese nördlich von Osnabrück untergegangen sei, erläuterten Wissenschaftler aus dem Deutschen Bergbau-Museum Bochum und vom Varusschlacht-Museum in Kalkriese. Mit einem sogenannten metallurgischen Fingerabdruck hätten Forscher die 19. Legion in Kalkriese eindeutig identifizieren können, sagte der Geschäftsführer des Varusschlacht-Museums, Stefan Burmeister. Auch wenn noch weitere Forschungen betrieben werden müssten, so gelte doch: „Kriminaltechnisch wäre jetzt der Täter überführt.“ Nach wie vor gebe es auch in Wissenschaftskreisen Argumente, die gegen die Varusschlacht in Kalkriese sprächen, sagte Burmeister. Unstrittig sei, dass dort eine römische Armee untergegangen ist. Für das Forschungsprojekt wurden rund 550 Proben chemisch untersucht. Verglichen wurden Buntmetallfunde von sieben Legionsstandorten. Sie stammen etwa von Gürtelschnallen, Gewandnadeln oder Riemenhaltern.

https://www.deutschlandfunkkultur.de/neu...t-100.html
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#18
Das ist mal ein wirklich intelligenter Ansatz: wenn man von einem Standort weiß dass dort eine Legion stationiert war die in dieser Schlacht unterging und dann stimmt sozusagen der "Fingerabdruck" am Ort der Schlacht mit den Funden des gesicherten Stationierungsortes überein, ist dass schon ein sehr starker Hinweis.

Verbleibt noch das Grundproblem dieses Fundortes seit jeher, dass das Schlachtgeschehen dort nicht mit der historischen Überlieferung des Schlachtverlaufes übereinstimmt. Aber das ist kein Beleg für irgendwas, da die historische Überlieferung schon oft durch die Archäologie wiederlegt werden konnte.

Wobei ich selbst dessen ungeachtet immer noch der Fraktion angehöre welche die Funde in und bei Kalkriese für die Reste der Schlacht an den Pontes longi halten.
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#19
Bitte immer an die Quellenangaben denken, ich habe sie im Beitrag von Rudi mal ergänzt.
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#20
Spannende Geschichte:
Zitat:Researchers reveal first full passages decoded from famously inscrutable Herculaneum scrolls

(CNN) — After using artificial intelligence to uncover the first word to be read from an unopened Herculaneum scroll, a team of researchers has revealed several nearly complete passages from the ancient text, giving insight into philosophy from almost 2,000 years ago. The Herculaneum scrolls are hundreds of papyri that survived the eruption of Mount Vesuvius in AD 79. In their charred state, the ancient documents would crumble if anyone attempted to unroll them, and any writing on surviving pieces would be nearly illegible to the human eye. [...]

More than 2,000 characters — the first full passages — have been deciphered from a scroll, according to an announcement Monday by computer scientists who launched the Vesuvius Challenge, a competition designed to accelerate the discoveries made on the scrolls.

“It’s incredibly gratifying to know that these things are available, and we have now a mechanism to read them — and that reading them is going to create an entire field of study and scholarship for classicists,” said Brent Seales, a computer science professor at the University of Kentucky and a cocreator of the Vesuvius Challenge. The first word to be read from an unopened scroll was found separately by both Luke Farritor and Youssef Nader — a computer science student at the University of Nebraska and a biorobotics graduate student at Freie University Berlin, respectively — in October. [...]

The trio uncovered the text by applying a technique known as “virtual unwrapping” to the rolled-up scroll — one of several owned by the Institut de France — which was released on the contest’s website. [...]

Over 1,000 carbonized scrolls were recovered from the eruption of Vesuvius, a volcano near Naples, Italy, that covered the ancient Roman cities of Pompeii and Herculaneum in volcanic mud. The charred documents, now referred to as the Herculaneum scrolls, were recovered from a building believed to be the house of Julius Caesar’s father-in-law, according to the University of Kentucky.
https://edition.cnn.com/2024/02/07/world...index.html

Schneemann
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#21
(14.05.2024, 18:17)Broensen schrieb: Wie kommst du darauf?

Hmm, ist leider etwas weit OT, aber ich will es dennoch begründen.
(@Mods : ggf die obige Frage und meine Antwort woanders hin im Forum umleiten, zb zu "Geschichtliches" oder "Krisen, Konflikte...")

Weltweit haben die Demokratie Staaten in ihrer nativen Bevölkerung eine Kriegs Antipathie und Dekadenz entwickelt... Vergleichbar mit dem. Römischen Reich um 400 n. Chr.
Damals hatte Rom nur noch Söldner Heere, kaum echte "Römer",... Die Wohlstand Gesellschaft Roms wurde durch das verweichlichte Christentum geschwächt ("Wange hinhalten.statt kämpfen war da plötzlich religiös angesagt)
Brutale, gnadenlose Barbaren (wie heute Putin) frassen das kultivierte und Wissens fortschrittliche, aber wehrlos ömische Reich letztlich knallhart und gnadenlos auf.

Das finstere Mittelalter begann...

Und heute?
"Harte" WK2 Opfer und Zeit Zeugen , die für Frieden und Freiheit mit Waffen und Wachsamkeit ihre Stimme erheben (aus den Nazi Opfer Ländern und auch hier) , sind de facto "ausgestorben"
Die junge Generation kennt nur Konsum und Friede(n), Freude Eierkuchen....anfallig für fake Propaganda im Netz (s. HAMAS Terroristen Verehrung gegen Israel) befeuert durch "Kultur Fremde" Im eigenen Land.

Diese Stimmung ist Ein Fest für Gewalt Diktatur Verbrecher wie Xi und Putin und spielt in deren Karten.

Daher werden die heutigen "Dekadenz Demokratien" der Nato (Parlament bestätigt) nur dann in den Krieg ziehen, wenn der eigene Wohlstand gefährdet ist (nicht einmal Freiheit ist wichtig... Es zählt nur : Brot, Job, Konsum befriedigt... S. China... Geiles Gesellschaft System, hat Xi gut erkannt!... Irgendwer hat das so ähnlich auch als Spruch
in seiner Signatur, angeblich von Attatürk... Dazu findet Google aber nix)

Somit ist es für mich nur eine Frage der Logik, zu begründen, dass wenn in Polen oder Litauen der Krieg ausbricht , weil Russland angreift (die Barbaren, die sie nachweislich ja sind), Kanadas Existenz nicht gefährdet ist.... Und deren Parlament dann als Beitrag zum NATO Artikel 5.... 5000 Helme spendet... Und nicht aktiv gegen Russland krieg führt.

Eine ähnliche Argumentation wie ich führt der von mir sehr geschätzte Thorsten Heinrich (Historiker) in seiner Reichweiten starken 2x Woche Youtube Militär (Technik) - und Politik kolumne Zum Ukraine Krieg.( Ich glaube so über 350 Folgen seit Februar 2022... >100.000 Abonnenten, was für unsere anspruchsvollen, hier debattieren, intellektuellen Themen echt viel ist... Abseits von Fan Kanälen für Taylor Swift Gesingse)
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#22
@Milspec_1967

Die sog. Reichskrise des 3. Jahrhunderts und das temporäre, darauf nachfolgende Stabilisieren des Römischen Reiches hatte andere Ursache als nur die, dass es eine "Söldnermentalität" oder eine "Verweichlichung" der Bevölkerung gegeben habe. Zum einen war es die verheerende Zeit der Soldatenkaiser, die an den Enden und in verschiedenen Provinzen des Reiches sich selbst zu Imperatoren ausriefen und dann gegenseitig befehdeten, was entsprechend die Verteidigungsbefähigung schwächte (die Goteneinbrüche auf dem Balkan waren eine Folge davon). D. h. in gewisser Weise wurde die Reichskrise also durch eine "Übermilitarisierung" hervorgerufen und nicht durch eine Schwächung des Militärs.

Zum anderen gab es massive wirtschaftliche Probleme, Probleme mit der Aufrechterhaltung der Versorgung an sich sowie eine schleichende Münzentwertung, da die geprägten Münzen immer mehr an Wert verloren, zugleich aber "wild" aber immer mehr Münzen entstanden, da die verschiedenen Usurpatoren ihre Legionäre ja irgendwie bezahlen mussten - und eine Verdoppelung des Soldes innerhalb eines Jahres war nicht selten. Aber die verschiedenen Militärs mussten ihre Truppen ja bei Laune halten.

Hinzu kamen auch noch Seuchenausbrüche usw.

Insofern: Mit Verweichlichung oder einem fehlenden Kampfeswillen der Römer hatte alles also wenig zu tun.

Schneemann
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#23
Schneemann:

Ihr schreibt übrigens ein klein wenig aneinander vorbei, da Milspec explizit von einem Zeitpunkt schrieb - 400 n Chr - während du hier von der Reichskrise im 3 Jahrhundert schreibst. Das ist nicht der gleiche Zeitraum.

Ergänzend und in Stichpunkten und ohne irgendeine Ordnung oder Reihenfolge mal ganz Grob in Grundzügen:

Veränderungen in der Demographie und ethnischen Zusammensetzung:

Die Römer hatten im Verhältnis zu den "Barbaren" außerhalb der Reichsgrenzen demographische Probleme (aus einem ganzen Faktorenbündel heraus); das römische Bürgerrecht war nicht mehr exklusiv, sondern wurde sehr weitgehend an fremde Ethnien vergeben und schließlich auch an nicht in die römische "Leitkultur" integrierte Gruppen; während Römer noch in der mittleren Republik eine Ethnie waren, und selbst im frühen Kaiserreich noch eine elitäre Gruppe innerhalb des Reiches, wurde das römische Bürgerrecht dem folgend eine beliebige Sache ohne größeren Wert;

wirtschaftliche Faktoren:

die Urbane mediterane Kultur ließ sich ökonomisch mit der damaligen Technologie und den damaligen Mitteln nicht nachhaltig aufrecht erhalten; es gab daraus folgend massive Umweltzerstörungen und eine allgemeine Übernutzung der Ressourcen; der Handel regionalisierte sich und der weitreichende Handel aus dem frühen und mittleren Kaiserreich ging immer mehr zurück und kam schließlich zwischen bestimmten Provinzen teilweise ganz zum erliegen; es herrschte eine immer extremere Ungleichverteilung in der Gesellschaft, noch viel extremer als sie schon vorher gewesen war und unter Exkludierung der Sklaven, also nur in Bezug auf Freie; da man keine großen Mengen an Sklaven und Reichtümern durch weitere Eroberungszüge einbringen konnte, geriet dadurch die auf Raubkriege ausgelegte Wirtschaft in eine langsame Abwärtsspirale; Das Kolonat als Ersatz für die Sklaverei erwies sich als unzureichend, verschärfte aber die sozialen Konflikte; Versuche der Zentralregierung mit planwirtschaftlichen Methoden dem entgegen zu wirken, unter Beibehaltung des obszönen Reichtum einer winzigen Oberschicht bewirkten dann noch eine Verschärfung der wirtschaftlichen Krise; gerade in der Spätantike wurde die freie Wirtschaft im Reich immer mehr durch planwirtschaftliche Methoden ersetzt um damit zumindest kurzfristig weiter das Militär unterhalten zu können, was aber schon mittelfristig noch größere wirtschaftliche Probleme aufwarf und die Herrschaft immer weiter deligitmierte bis schließlich die Barbaren als die besseren Herrscher erschienen (was sie dann tatsächlich waren);

Militär:

Das Militär wurde "barbarisiert" indem man immer mehr Truppen aus fremden Völkern für die Kriegsführung verwendete; Schon zur Zeit der "Soldatenkaiser" waren die entscheidenden Truppenverbände und auch die hochrangigen Offiziere in weiten Teilen keine ethnischen Römer mehr, sondern beispielsweise Illyrer usw.; das römische Militär war in der Defensive mit den damaligen Mitteln und Methoden auf eine übergroße Quantität angewiesen, diese konnte aber nicht nachhaltig refinanziert werden; wo man diese Quantität nicht aufrecht erhalten konnte, waren die Truppen deshalb stark überdehnt; man wollte und konnte trotzdem die lokale Bevölkerung nicht militärisch ertüchtigen, weil dies sofort regionale Instabilität und Revolten zur Folge hatte, weshalb man lieber Einfälle von Feinden in Kauf nahm als vor Ort lokale leistungsfähige Militärstrukturen zu installieren; das Militär degenerierte durch Inkompetenz und Korruption, ganz viele Verbände bestanden nur auf dem Papier; das Militär wurde schließlich immer weiter geschwächt, trotz einer "Übermilitarisierung" des Reiches, weil die reale Kampfkraft der Truppen immer mehr degenerierte, obwohl der Staat immense Mittel für die Armee aufwandte; die Gesellschaft diente schließlich nur noch der Versorgung und den Pfründen der Streitkräfte, aber diese konnten trotzdem den Schutz der Gesellschaft nicht mehr gewährleisten und delegitimierten dadurch den Staat;

Religiöse und Kulturelle Veränderungen:

Es breitete sich dann das Christentum massiv in der Bevölkerung aus, was die Wehrkraft meiner rein persönlichen Meinung nach schwächte, aber nicht weil das Christentum weich war, sondern aufgrund der religiösen Intoleranz, der dadurch verursachten inneren Konflikte und Verfolgungen im Kontext mit der religiösen Toleranz der Barbaren die auch Christen waren; Der römische Staatskult und die althergebrachte römische Kultur verfielen und wurden durch ein beliebiges Gemisch aus hellenistisch-römischen Versatzstücken ersetzt; damit verfielen die vorher den Römern eigenen Werte welche sie militärisch befähigt hatten; dies hat aber nichts mit Dekadenz zu tun, ganz im Gegenteil; gerade in der Spätantike war Rom im Vergleich so wenig dekadent wie seit den frühesten Tagen der Republik nicht mehr, aber es war halt eine insgesamt ganz andere Kultur im Vergleich;

Politische Faktoren:

Es wurde fortwährend versucht die politische Macht zu zentralisieren, um den Zerfall des Reiches in mehrere Staaten zu verhindern oder (wo dies vorübergehend geschah Palmyra, Gallien, Britannien diese wieder einzugliedern) - obwohl diese Zentralisierung angesichts der Probleme des Reiches insgesamt ein Fehler war; gleichzeitig diente dieser ständige Kampf um die Zentralmacht der Sicherung der Pfründe einer winzigen extremst reichen Oberschicht die sich völlig von der normalen Bevölkerung entkoppelt hatte und parasitär schlussendlich das ganze Reich zu ihren Gunsten aussaugte; dadurch wurde eine immer schärfere Unterdrückung nach unten notwendig, insbesondere in Bezug auf das fortwährende Eintreiben der Steuern; Schlussendlich erschien dann mit der Zeit der Bevölkerung ein Leben unter barbarischen Herrschern als freiheitlicher; Der Rentenkapitalismus der Spätantike war tödlicher für das Reich als alle Barbarenangriffe;


Man könnte noch sehr viel mehr dazu ausführen, aber als erster sehr grober Überblick sollte es reichen.

Und auch meiner Meinung nach gibt es durchaus Parallelen zu heutigen Entwicklungen, wenn auch ganz andere als die welche Milspec_1967 hier nannte.

Als wesentlichsten Punkt sollte man meiner Meinung nach mitnehmen, dass es nicht Verweichlichung und Dekadenz waren, welche den Untergang des weströmischen (!) Reiches bewirkten (Ostrom existierte als römischer Staat noch etliche Zeit weiter), sondern dass ganz im Gegenteil die Dekadenz in der Spätzeit des Reiches massiv abnahm, dass man dann gerade zu anfing hypermoralisch zu werden und dass man auch nicht verweichlicht war.

Tatsächlich hauptverantwortlich waren demographische und kulturelle Veränderungen welche die Kohäsion beeinträchtigten, massivste wirtschaftliche Probleme die man nicht mehr in den Griff kriegte und der Versuch das Reich in seiner Gesamtheit zu erhalten, dass mit den damaligen Möglichkeiten aus sich selbst heraus nachhaltig so nicht erhaltbar war und schlussendlich die aus all diesem folgende Delegitimierung des Staates bis dahin, dass der Bevölkerung eine Herrschaft der Barbaren als freiheitlicher und auch sonst in jedem Aspekt besser erschien.

Die wesentlichste Erkenntnis meiner Meinung nach ist, dass diese Delegitimierung des Staates welcher sich dann nur noch durch Zwang erhalten konnte bereits bei der sogenannten Stabilisierung nach der Reichskrise gegeben war. Es gelang zwar nach der Reichskrise noch einmal das Reich zu stabilisieren, aber diese Herrschaft wurde nicht mehr von der Bevölkerung getragen, sondern ihr aufgezwungen, das Reich war trotz der Stabilisierung delegitimiert. Und entsprechend benötigte es dann gar nicht mehr so massive Störfaktoren um der vorübergehenden Stabilisierung folgend eine bis zum Kollaps Westroms führende Abwärtsspirale einzuleiten, zumal die Stabilisierung darüber hinwegtäuscht, dass die wesentlichsten Grundprobleme der Reichskrise zuvor nicht gelöst waren.
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#24
Milspec_1967:

Zitat:Weltweit haben die Demokratie Staaten in ihrer nativen Bevölkerung eine Kriegs Antipathie und Dekadenz entwickelt... Vergleichbar mit dem. Römischen Reich um 400 n. Chr.

In der gesamten römischen Geschicht dürfte der Bereich um 400 n Chr ein Höhepunkt an Abwesenheit von Dekadenz und Weichlichkeit gewesen sein. Zudem war die Zeit um 400 n Chr schlussendlich bereits der Endkampf des weströmischen Reiches und alles bereits eindeutig im vollständigen Zerfall begriffen. Im Jahr 410 n Chr wurde Rom selbst bereits von den Westgoten erobert, nur so am Rande. Die Macht im Weströmischen Reich fiel in diesem Zeitraum (nehmen wir weil es so gut passt die Herrschaft von Honorius 395 n Chr bis 423 n Chr) - fiel an den Magister Militum, während der Kaiser und die zivile Verwaltung immer weniger reale Macht hatten. Selbst der Magister Militum war aber in dieser Zeit bereits in Germane. Die Reichsgrenzen zu Germanien kollabierten im Jahr 406 / 407 n Chr. Wobei die germanischen Stämme welche in diesen Jahren in das Reich eindrangen von der einheimischen Bevölkerung keineswegs bekämpft wurden, teilweise wurden sie sogar von dieser selbst gerufen.

408 n Chr ließ der Kaiser dann den letzten loyalen Magister Militum Stilicho ermorden, der zwar ein Germane war, aber tatsächlich noch für die Existenz des Reiches und nicht allein für sich selbst gekämpft hatte, Kaiser Honorius selbst aber war hochgradig unfähig und entscheidungsschwach was militärische Fragen angeht. Britannien spaltete sich als Provinz ab, dem folgend fiel der römische Machthaber dort mit einem Gros der Truppen aus Britannien in Gallien ein, wo er aber in mehreren Schlachten von eindringenden germanischen Stämmen geschlagen wurde. Dadurch wurde Britannien zu stark von Truppen entblößt und dort fielen ebenfalls Barbarenstämme ein. Da zugleich die Wirtschaft komplett kollabierte heuerte der Kaiser germanische Stämme an, und "bezahlte" sie mit der Überlassung von Land. Diese sogenannten Föderaten führten schließlich zum Totalkollaps, weil die Bevölkerung in den Herrschaftsgebieten der Föderaten bessser und sicherer und freier lebte als im Reich (es gab sogar Fluchtbewegungen aus dem Reich in Herrschaftsgebiete der Barbaren, zumal diese offiziell ja vom Reich eingesetzte legale Herrscher waren). Zeitweilig konkurrierten dann im weströmischen Reich zugleich bis zu 6 Kaiser um die Macht und setzten bei ihren Kämpfen gegeneinander immer mehr germanische Stämme für sich ein. 410 wurde Rom von Alarich gestürmt und geplündert was die Herrschaft der Kaiser noch mehr deligitimierte.

Schließlich gab es im verbliebenen Restreich massivste Aufstände der Zivilbevölkerung gegen die Herrschaft des Reiches, massivstes Banditentum, Massenkriminalität, als Stichwort seien hier die Bagauden genannt. Dazu trat noch christlicher religiöser Fanatismus, beispielsweise die Circumcellionen und andere solche Bewegungen welche den gewaltsamen Konflikt mit dem Reich suchten. Und auch gegen diese Aufstandsbewegungen seiner eigenen Bürger und der eigenen Zivilbevölkerung setzten die Kaiser nun germanische Stämme ein und riefen diese daher gezielt selbst ins Reich und bezahlten sie mit Landabtretungen.

Beispielsweise wurden die Bagauden in Gallien durch die Westgoten vernichtet, welche dies im Auftrag des Reiches taten und dafür Teile Galliens als Bezahlung erhielten.

Nach dem Tod von Honorius wurden zudem Kindkaiser eingesetzt, weil man diese längst nur noch als Marionetten benötigte um eigene Pfründe damit zu sichern und schließlich fiel Afrika an die Vandalen und damit die letzte Provinz welche vorher noch das Reich und seine Regierung genährt hatte und damit auch ein Gros der Getreideproduktion ohne welche die verbliebenen Großstädte im Reich nicht weiter versorgt werden konnten.

Der Schlag gegen Afrika ist dahingehend besonders interessant, als dass in Afrika die römische Zivilbevölkerung praktisch keinerlei Widerstand gegen die Vandalen leistete und sich ihnen sogar anschloss. Einige wenige reiche Familien kontrollierten zu diesem Zeitpunkt praktisch das gesamte Kapital und alles Eigentum in ganz Nordafrika und unterdrückten die Bevölkerung dort mit immenser Brutalität. Umgekehrt hatte es vorher dort mit den Circumcellionen im Endeffekt eine Art "kommunistische" christliche Bewegung gegeben, welche diese Misstände beseitigen wollte und vom Reich massivst und mit äußerster Brutalität gegen die Zivilisten bekämpft worden war. In dem Moment, in welchem die Vandalen in Afrika einfielen, kollabierte daher dies in sich selbst extrem instabile Provinz de facto auf der Stelle.

usw usw usf

Kurz und einfach ein höchst interessanter Zeitraum, aber die gesamte rasante Abwärtsspirale in diesem Zeitraum um 400 n Chr hat nichts, absolut gar nichts mit Verweichlichung und Dekadenz zu tun, ganz im Gegenteil. Da wurde Krieg geführt bis zum geht nicht mehr.

Und die "native Bevölkerung" kämpfte da durchaus ebenfalls - und zwar gegen das Reich. Gerade dieser Zeitraum ist voll von Aufständen und Versuchen die katastrophale Fehlherrschaft abzuschütteln.

Und gerade eben deshalb rief das Reich selbst die Barbaren ins Land, um durch diese die eigene Bevölkerung niederzuhalten.

Um es mal extrem überspitzt auf Heute zu übertragen: man stelle sich vor, Linksextremisten würden versuchen die Bundesrepublik zu stürzen (viele spätantike römische Widerstandsbewegungen müsste man nach heutigen Maßstäben als "sozialistisch" einordnen). Daraufhin ruft die Bundesrepublik die Taliban ins Land damit sie die Linksextremisten niederkämpfen, dafür erhalten diese Teile des Ruhrgebietes. Die Taliban halten sich an den Vertrag. Und schließlich merkt die Bevölkerung im Ruhrgebiet dass die Talibanherrschaft immer noch besser ist als die der Bundesrepublik. Das Ende der letztgenannten ist dann nur noch eine Frage der Zeit.

So ungefähr kann man sich das vorstellen.

Es ist nicht so, dass eine verweichlichte und dekadente Zivilbevölkerung dem Ansturm der Barbaren nichts mehr entgegen setzen konnte, sondern dass diese Zivilbevölkerung bereits vorher in weiten Teilen selbst barbarisch / halbbarbarisch war, dass die verbliebenen Reste der nativen Bevölkerung gegen das Reich rebellierten und dass das Reich daraufhin die Barbaren selbst ins Reichsgebiet rief damit diese die eigene Bevölkerung niederkämpfen und niederhalten um weiter immer noch höhere Steuern eintreiben zu können, wobei man mit diesen Steuern dann wiederum erneut in großen Anteilen Barbaren bezahlte (abgesehen von dem Anteil für die Oberschicht). Das ist zwar so extrem grob beschrieben, aber schlussendlich der Mechanismus welcher zum Kollaps von Westrom führte.

Zitat:Die Wohlstand Gesellschaft Roms wurde durch das verweichlichte Christentum geschwächt ("Wange hinhalten.statt kämpfen war da plötzlich religiös angesagt)

Das Christentum war in der Endzeit Roms weder schwach noch dekadent noch verweichlicht. Ganz im Gegenteil gab es gerade in der nativen Bevölkerung wie das so schön nennst eine Menge christlicher Radikaler welche gegen das Reich kämpften. Man muss hier auch zwischen der christlichen Staatskirche (mit ihrem Credo das alles dem Kaiser gehört) unterscheiden und dem Christentum im Volk wo es viele religiöse Abweichungen gab. Tatsächlich wandten sich viele Christen vom Staat ab und den Barbaren zu, gerade weil diese in religiösen Fragen toleranter waren und daher abweichende christliche Lehren tolerierten oder: .......

Zitat:Brutale, gnadenlose Barbaren frassen das kultivierte und Wissens fortschrittliche, aber wehrlos römische Reich letztlich knallhart und gnadenlos auf.

......selbst diesen anhingen. Denn die wesentlichen germanischen Stämme waren selber zu diesem Zeitpunkt bereits Christen.

Wer übrigens brutal und gnadenlos war, dass war das Reich. Während die Barbaren selbst viel weniger brutal und sehr viel weniger gnadenlos waren. Selbst vandalische Krieger wurden als weniger schlimm betrachtet als römische Steuereintreiber.

Und die ganze Hochkultur und das ganze Wissen waren nur in einer in der Endzeit verschwindend kleinen Oberschicht vorhanden. Ein einfacher Kolone hatte als de fact Leibeigener der sich für die Steuern in wachsendem Elend zu Tode schuften durfte von all diesem Wissen und der ganzen Hochkultur gar nichts. Er stand sowohl religiös als auch kulturell den Barbaren viel näher und hatte unter barbarischer Herrschaft weniger Steuerlast und viel mehr Freiheit oder er konnte sogar seine vollständige Freiheit erlangen, statt weiter ein de-facto Sklave des parasitären Reiches zu sein.

Gerade um 400 n Christus hatten die Kolonnen praktisch fast keine Rechte mehr. Kein Recht auf Eigentum ohne Zustimmung des Grundherrn. Kein Recht auf Eheschließung außerhalb ihrer Gruppe. Kein Recht auf Eheschließung ohne Zustimmung ihres Grundherrn. Kein Klagerecht gegen ihren Grundherrn. Kein Recht den de jure Pachvertrag zu kündigen. Kein Recht den zugewiesenen Acker zu verlassen. Kein Recht das daneben befindliche Dorf zu verlassen. Sippen- und Gruppenhaftung bei Flucht oder Ungehorsam. Und wenn man dann noch andere Vorstellung von Christentum anhing, und dies heraus kam, war man auch noch ein Häretiker und wurde schwerst bestraft.

Warum sollte man für so einen Staat also kämpfen ?!

Der Grund warum die verbliebene "native" Bevölkerung nicht für das Reich gegen die Barbaren kämpfte liegt darin begründet, dass sie überhaupt keinerlei Motiviation hatten für diesen Staat etwas zu tun, es sei denn sie wurden mit Zwang eingezogen. Aber auch dann waren sie absolut passiv und damit militärisch unbrauchbar. Noch darüber hinaus bildete man solche zwangsrekrutierten Truppen nur schlecht oder gar nicht aus und rüstete sie auch nicht richtig aus, weil man natürlich sie als potentielle Rebellen fürchtete. Barbarische Söldner waren faktisch viel zuverlässiger für den Staat als die eigene Bevölkerung.

Und umgekehrt verwendete das Reich die Barbaren um gegen Aufstände der nativen Bevölkerung vorzugehen und diese niederzukämpfen und weiter zu unterdrücken. Barbarische Krieger begleiteten die Steuereintreiber des Reiches um von der "nativen" Bevölkerung die Steuern einzutreiben die ständig erhöht wurden. Um diese Steuern dann wiederum zur Bezahlung von barbarischen Kriegern zu verwenden.

Nicht Schwäche, Dekadenz und Verweichlichung führten zum Wehrunwillen der Bevölkerung - sondern mangelnde ethnische und kulturelle Kohäsion, völlige Deligitimierung des Staates und dass dieser schlussendlich weit mehr der Feind der eigenen Bevölkerung war als die "Barbaren".

Einfache Frage direkt an dich:

Würdest du für die Bundesrepublik kämpfen, wenn du völlig rechtlos bist, deine Religion nicht frei ausüben kannst, deine Steuerlast vervierfacht wird und wenn du diese nicht aufbringen kannst deine Kinder verkauft werden, und russische Söldner von Wagner im Auftrag der Bundesrepublik deine Wohnung stürmen und dich zusammenschlagen um die Steuern einzutreiben nach dem sie deine Frau vergewaltigt haben ?

Würdest du dann motiviert für diese Bundesrepublik gegen die Russen kämpfen als nicht ausgebildetes und unzureichend bewaffnetes zwangsrekrutiertes Kanonenfutter, während deine Steuern an Taliban bezahlt werden die als Sperrverbände dich auf den Feind zutreiben und selbst nicht kämpfen und dafür als Belohnung deine Wohnung vom Staat geschenkt kriegen ?

Oder würdest du unter diesen Umständen nicht sofort bei jeder sich bietenden Gelegenheit zum "Feind" überlaufen ?
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